Australian Open: Wolfgang Thiem - „Dennis Novak ist immer den schwierigeren Weg gegangen“

Dennis Novak hat als einziger Österreicher neben Dominic Thiem  über die Qualifikation für das Hauptfeld der Australian Open 2020 geschafft. Für Coach Wolfgang Thiem eine logische Konsequenz der harten Arbeit.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 18.01.2020, 19:07 Uhr

Dennis Novak muss gegen Hubert Hurkacz ran
© Getty Images
Dennis Novak muss gegen Hubert Hurkacz ran

Nach dem knappen ersten Satz gegen Hiroki Moriya stellte Dennis Novak im Qualifikations-Finale die Zeichen früh im zweiten Satz auf Sieg. Als Belohnung winkt nun ein Treffen mit Hubert Hurkacz (am Montag ab ca. 5 Uhr MEZ live bei ServusTV), der beim ATP Cup Dominic Thiem besiegen konnte und in Melbourne an Position 31 gesetzt ist.

Wolfgang Thiem, der Coach von Novak, zeigte sich im Interview mit tennisnet jedenfalls sehr zufrieden.

tennisnet: Herr Thiem. Wie bewerten Sie die Auftritte von Dennis Novak in der Qualifikation?

Wolfgang Thiem: Dennis hat lange darauf gewartet, unter die ersten 100 Spieler der Welt zu kommen. Das hat er sich mit dem Sieg gegen Guido Pella beim ATP Cup mehr als verdient. Er ist immer den schwierigeren Weg gegangen bei den Turnieren, war nie einer, der gerechnet hat. Dennis hat die Turniere ausgewählt, wo die Konkurrenz groß war, sielt etwa die Hallenevents in Frankreich lieber, als dass er nach Asien fährt. Von daher zählt die Leistung umso mehr. Spielerisch haben wir gewusst, dass er es draufhat.

tennisnet: Novak ist als Nummer eins in die Qualifikation gegangen. Belastung oder Motivation?

Thiem: Das war vielleicht kurz ein Thema. Aber er hat ja beim Challenger vor Wimbledon das Match gegen Dominik Koepfer vergeigt, d hat er jetzt gelernt, mit solchen Situationen umzugehen. Als Nummer eins in der Quali wäre er mit ein wenig Glück gleich direkt im Hauptfeld gewesen, auch wenn er beim Challenger in Ortisei gegen Sebastian Ofner gewonnen hätte. Er war oft knapp dran, jetzt hat er es geschafft, das ist abgehakt.

tennisnet: In der Qualifikation gibt es die Möglichkeit, die Spieler von der Tribüne aus zu coachen. Für Sie ein Modell, das auch auf den regulären Spielbetrieb übertragbar ist?

Thiem: Das Coaching finde ich gut, weil man sich den Spieler hernehmen, ein paar Sachen besprechen kann. Ich würde es gerne sehen, wenn man das öfter macht.

Novak in der ersten Runde gegen Hurkacz

tennisnet: Dennis Novak muss nun gegen Hubert Hurkacz ran. Nicht gerade eine Belohnung …

Thiem: Hurkacz ist sicher kein Wunschlos, aber es ist in Ordnung. Der hat beim ATP Cup und auch in dieser Woche in Auckland sehr gut gespielt. Er schlägt gut auf, aber Dennis passt das ganz gut. Er hat einen guten Return.

tennisnet: Ihr Sohn geht als Nummer fünf in das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres. Bei einem besseren Abschneiden beim ATP Cup, wäre er eine Position höher gesetzt gewesen, hätte eine andere, wahrscheinlich bessere Auslosung gehabt. War das intern ein Thema?

Thiem: Bei Dominic ist alles in Ordnung. Er hat sich mit der Konstellation in der Weltrangliste nicht weiter beschäftigt. Ob man gegen einen Tsitsipas, Medvedev oder gegen Federer, Djokovic, Nadal im Viertelfinale spielt, da sehe ich keinen großen Unterschied mehr. Die sind alle auf so einem hohen Niveau, dass sie sich alle gegenseitig schlagen können, auch die Großen Drei. Gegen Tsitsipas, Medvedev, aber auch Zverev oder Shapovalov zu spielen ist jetzt nicht wesentlich weniger herausfordernd als gegen Djokovic oder Nadal.

Muster, Massu und Thiem funktionieren

tennisnet: Dominic spielt zum Auftakt gegen Adrian Mannarino. Zufrieden mit dem Los?

Thiem: Die Auslosung ist für mich ok, da darf man sich nicht aufregen. Man muss aber auch die Aufgabe annehmen. Wenn man an Position fünf gesetzt ist, wird auch ein gewisses Ergebnis erwartet. Dieser Aufgabe muss man sich stellen. Es hätte ja auch richtig unangenehme Lose gegeben, wie Marin Cilic oder Kevin Anderson. das ist Dominic erspart geblieben. Mannarino ist in Ordnung, denn och wissen wir, dass Dominic seine Leistung bringen muss.

tennisnet: Neu im Team ist Thomas Muster. Wie läuft die Kooperation?

Thiem: Diese Zusammenarbeit passt gut, Thomas Muster hat gute Akzente eingebracht. Mir war wichtig, dass dies mit dem Nicolas Massu harmoniert. Nico spielt einen ganz wichtigen Part, weil ich wollte, dass der diese Rolle weiter so ausfüllt. Und Muster bringt seine Erfahrung als Nummer eins, als ehemaliger Grand-Slam-Sieger ein. Das funktioniert super. Wir verstehen uns alle gut. Und wenn ich da im Sinne von Dominics Entwicklung wieder ein, zwei Schritte zurückgehe und das Ganze aus der Ferne betrachte, habe ich damit auch kein Problem.

von Jens Huiber

Samstag
18.01.2020, 15:04 Uhr
zuletzt bearbeitet: 18.01.2020, 19:07 Uhr