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BMW Open: Diego Dedura-Palomero im Interview - „In der Nadal Academy gibt es nur Tennis“

Noch hat es für Diego Dedura-Palomero (eigentlich) nicht ganz geklappt mit dem ersten Hauptfeld bei einem ATP-Turnier. Die Laune des 17-Jährigen, der mit seinem Vater und Trainer Cesar und seinem Manager Mats Merkel zum Interview vor dem Clubhaus des MTTC Iphitos kommt, könnte dennoch kaum besser sein. Da wusste Dedura-Palomero noch nicht, dass er als Lucky Loser nachrücken würde.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 15.04.2025, 11:16 Uhr

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Diego Dedura-Palomero trainiert auch in der Rafa Nadal Academy
© Jürgen Hasenkopf
Diego Dedura-Palomero trainiert auch in der Rafa Nadal Academy

Tennisnet: Diego. Sie haben vom Samstag gegen Mackenzie McDonald, einen etablierten Spieler auf der ATP-Tour, gewonnen. Wie war Ihre Erfahrung?

Diego Dedura-Palomero: Für mich war es wahrscheinlich besser, nicht auf dem großen Center Court zu spielen, mit so viel Publikum. Angefangen habe ich ein bisschen nervös. Das ist aber, glaube ich, auch normal. Beim Break zum 3:3 habe ich dann zwei sehr gute Punkte gespielt. Und dann bin ich fast im Tunnel gewesen. Ich habe angefangen, jeden Ball zu treffen, alles hat funktioniert. Und ich konnte die deutschen Fans mitnehmen.

Tennisnet: Dann ist es gegen Alexander Bublik gegangen, einen komplett anderen Spielertyp.

Dedura-Palomero: Auch eine wichtige Erfahrung. Spieler wie Bublik gibt es nicht viele. Und je früher ich gegen diese Art von Gegnern spiele, umso besser. Viele Stopps, viel Slice, spielt alle Variationen.

“Eine Platzierung um die 305 wäre ok!”

Tennisnet: Wie würden Sie sich selbst als Spieler charakterisieren?

Dedura-Palomero: Als einen Sandplatzspieler, einen Kämpfer. Ich gebe nie vor dem letzten Punkt auf. Wenn möglich, versuche ich, abwechslungsreich zu spielen, meistens aber von der Grundlinie. Defizite habe ich sicherlich noch bei Aufschlag und Volley. Aber mein Motto ist: Kämpfen, Laufen, Ball bewegen - und den anderen zum Kotzen bringen.

Tennisnet: Gibt es konkrete Ziele für das jähr 2025?

Dedura-Palomero: Ich möchte mich so gut als möglich entwickeln, ein besserer Tennisspieler werden. Und mir nicht zu viel Druck machen zu lassen. Ende des Jahres wäre eine Platzierung um die 350 ok.

Tennisnet: Gibt es in Ihrem Alter einen besten Kumpel auf der Tour?

Dedura-Palomero: Das ist ganz klar Justin Engel. Der spielt hier im Main Draw. Wir sind de letzten Jahre gemeinsam gereist, kennen uns schon lange. Wir haben gemeinsam Juniors Davis Cup gespielt, Justin kenne ich in- und auswendig. Justin ist ein super Kumpel. Ich freue mich immer, wenn er seine Matches spielt. Und gewinnt - so wie im letzten Jahr bei seinem Debüt auf der ATP-Tour in Almaty.

In der Rafa Nadal Academy geht es nur um Tennis

Tennisnet: Sie trainieren in Berlin und an der Rafa Nadal Academy. Fangen wir in Berlin an: Wie funktioniert dort das Training?

Dedura-Palomero: In Berlin wird meistens mit meinem Papa und mit meinem Bruder trainiert. Und ich spiele da oft mit Rudi Molleker.

Tennisnet: Ihr Bruder wird bald aufs College gehen, um dort Tennis zu spielen. Das kann ja auch ein Weg ins Profitennis sein. Haben Sie sich so einen Schritt auch überlegt?

Dedura-Palomero: In Junior-Zeiten gab es sicherlich ab und zu mal Überlegungen in diese Richtung. Aber vor zwei Jahren haben wir entschieden, dass ichdie zehnte Klasse abschließe und dann Profi werde. Bislang kann ich mich nicht beschweren: Im letzten Jahr ist es super gelaufen. 2025 mit dem ATP-Debüt hier in München auch. Da kann ich mich nicht beschweren.

Tennisnet: Die andere Trainingsbase ist eben die Rafa Nadal Academy in Manacor. Was können Sie uns darüber berichten?

Dedura-Palomero: In der Academy kümmern sich immer drei, vier Trainer um eine Gruppe. Dazu noch zwei Trainer, die nur für die Athletik da sind. Es gibt vor Ort fantastische Bedingungen: Man hat Indoor-Hartplätze, Outdoor-Hartplätze, natürlich Sandplätze. Das Gym ist riesig - und die Physios helfen auch sehr.

Tennisnet: Andre Agassi hat die Zeit bei Nick Bollettieri nicht sehr genossen. Wie ist das Leben in der Rafa Nadal Academy?

Dedura-Palomero: Es gibt nichts anderes als Tennis. Von 08:30 bis 17:00 Uhr steht man eigentlich auf dem Court oder ist im Gym. Am Ende eines solchen Tages ist man eigentlich tot und möchte sich nur noch hinlegen. Aber man arbeitet die ganze Karriere dafür, dass man Matches wie hier dann eben gewinnt. Man wird mehr verlieren als gewinnen, das macht Tennis so schwierig. Aber genau deshalb macht unsere Sportart auch so viel Spaß.

Tennisnet: Wie sieht die Unterstützung durch den Deutschen Tennis Bund aus?

Dedura-Palomero: Der Deutsche Tennis Bund hat sich super um mich gekümmert, mit den Wildcards, finanziell und mit allem anderen. Ich habe im letzten Jahr Augsburg, Karlsruhe, Braunschweig und Lüdenscheid gespielt. Da war es noch schön, einfach mitzuspielen. Jetzt will ich schon ein paar Runden gewinnen. Aber die Gegner werden auch immer härter. Und mit DTB-Teamchef Michael Kohlmann verstehe ich mich super. Ich glaube, er ist froh, dass er mich hat,. Und ich bin definitiv froh, dass ich ihn habe.

von Jens Huiber

Dienstag
15.04.2025, 09:50 Uhr
zuletzt bearbeitet: 15.04.2025, 11:16 Uhr