BMW Open: Philipp Kohlschreiber - der fitteste Fast-42-Jährige der Welt
Philipp Kohlschreiber mag zwar “nur” als Coach von Justin Engel bei den BMW Open in München am Start gewesen sein. Der Rekordsieger des Turniers würde aber wohl auch aktiv noch eine gute Figur abgeben.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
16.04.2025, 11:02 Uhr

Die BMW Open haben ja oft den Charakter von Ehemaligen-Treffen, so auch die aktuelle Ausgabe. Da hat sich etwa Dominic Thiem auf zum MTTC Iphitos gemacht, im Auftrag eines seiner Sponsoren, für den der US-Open-Champion von 2020 am Dienstagabend auch bei einer Veranstaltung in der BMW Welt in die Bütt gegangen ist. Und dort an seine Finalniederlage im Jahr 2016 erinnert wurde. Ein kleiner Stachel im Fleisch des Österreichers - das damalige Siegerauto hätte er schon gerne mit nach Hause genommen.
Dominic Thiem spielt dem Vernehmen nach so gut wie überhaupt kein Tennis mehr. Ganz im Gegenteil zu seinem Bezwinger von 2016: Philipp Kohlschreiber. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte der Eindruck entstehen, dass der gebürtige Augsburger sich irgendwo im 32er-Tableau versteckt hat und man beim ersten Hinsehen ein wenig unaufmerksam war. Umso bemerkenswerter der Hinweis des großen Feingeistes höchstselbst, dass er bald 42 Jahre alt werde.
Kurzer Check auf der ATP-Seite: Das stimmt tatsächlich. Auch wenn „bald“ mit „in einem halben Jahr“ sehr großzügig gefasst ist. Die Aufgabe, derentwegen Kohlschreiber dieser Tage im Tennisoutfit unterwegs ist, sollte bekannt sein: Er versucht, den Rohdiamanten Justin Engel zu schleifen, gemeinsam mit dessen Vater. Das kann eine sehr gewinnende Kombination werden. Der Spielansatz von Engel und jener des aktiven Philipp Kohlschreiber ergänzen sich zu einem Gesamtkunstwerk. In der Theorie. Der eine, Engel, kommt über die Power, mit einer Rückhand, die doch sehr an jene von Alexander Zverev erinnert. Kohlschreiber dagegen, der virtuose Filigran, konnte an seinen guten Tagen mit vielen Varianten brillieren. Und an sehr guten zaubern.
Kohlschreiber Rekordsieger in München
Praktisch hat der Coach seinem Schützling ganz speziell in München einiges vorgelegt. Drei Titel hat Kohlschreiber bei den BMW Open geholt: 2007, 2012 und 2016 (wir sprachen eben darüber). Und noch einmal: Wenn man den also Fast-42-Jährigen beim Training mit Engel beobachtet, kann wirklich niemand ausschließen, dass es nicht vielleicht doch noch zum Blitz-Comeback und zum Quadrupel beim Iphitos kommen wird. Denn wenn für Justin Engel gerade kein Übungspartner zur Hand ist, dann greift Philipp Kohlschreiber zum Racquet. Stundenlang.
Auch neue Aufgaben hat die Zusammenarbeit mit einem 17-Jährigen wie Engel mit sich gebracht: So musste Kohlschreiber mit zur Dopingprobe, quasi als Erziehungsberechtigter. Da kommt es wahrscheinlich gut, dass Kohlschreiber durch die harte Schule seines Ex-Coaches, Trainers und (Eigendefinition!) Reiseleiters Stephan Fehske gegangen ist. Der ewige Stenz aus Hagen hat Kohli bekanntlich mit allen Wassern gewaschen.
Bei seiner Premiere in München hat Justin Engel am Dienstag gegen Fabian Marozsan eine gute Figur abgegeben, Coach Kohlschreiber hat natürlich genau notiert, woran zu arbeiten sein wird. Engel selbst hat die Niederlage professionell kommentiert, Rückschläge gehörten zum Tennis eben auch dazu. Diese Erfahrung musste ja auch Philipp Kohlschreiber machen - denn nur wenige Wochen nach dem Final-Coup 2016 in München verlor er das Endspiel in Stuttgart gegen - ja - Dominic Thiem. Der sich dann doch mit einem formidabel KfZ aus deutscher Fertigung trösten durfte.
Hier das Einzel-Tableau in München