Witthöft als letzter DTB-Profi ausgeschieden
Carina Witthöft hat den Sprung ins Achtelfinale der French Open verpasst und ist in Paris als letzter deutscher Tennisprofi ausgeschieden. Die Weltranglisten-73. aus Hamburg unterlag in ihrem Drittrundenmatch US-Open-Finalistin Karolina Pliskova (Nr. 2) mit 5:7, 1:6.
von SID
zuletzt bearbeitet:
04.06.2017, 12:45 Uhr
Carina Witthöft hatte sich ihr Basecap tief ins Gesicht gezogen und sprach im Interviewraum 3 mit fester Stimme. Die Enttäuschung war der 22-Jährigen nach dem verpasste Achtelfinale von Paris trotzdem deutlich anzumerken.
"Im ersten Satz habe ich gespürt, dass sie gewackelt hat und ich nah dran war. Dann habe ich aber komplett den Faden verloren. Den Grund dafür weiß ich noch nicht", sagte Witthöft nach dem 5:7, 1:6 in der dritten Runde der French Open gegen New-York-Finalistin Karolina Pliskova (Tschechien/Nr. 2).
"Zu vorsichtig gespielt"
Die Hamburgerin verpasste damit nicht nur das erste Major-Achtelfinale ihrer Karriere, sondern schied im Stade Roland Garros auch als letzter deutscher Tennisprofi aus. "Ich habe vielleicht zu vorsichtig gespielt und muss jetzt versuchen, das Positive mitzunehmen", meinte Witthöft, die der 1,86 Meter großen Pliskova zu Beginn auf Augenhöhe begegnete und nach einem Break sogar mit 4:2 in Führung ging.
Die schlechteste Grand-Slam-Bilanz der DTB-Starter seit 2008 war allerdings schon lange vorher besiegelt, nachdem elf von 13 Deutschen an ihrer Auftakthürde gescheitert waren - darunter die topgesetzte Angelique Kerber (Kiel) und Rom-Sieger Alexander Zverev (Hamburg/Nr. 9). Tristesse pur am Bois de Boulogne - erstmals seit neun Jahren steht kein deutscher Profi in der zweiten Wochen von Melbourne, Paris, Wimbledon, New York.
Kuriose Verspätung
Und auch für Witthöft hatte der Spieltag alles andere als vielversprechend begonnen. Die Weltranglisten-73. kam zehn Minuten zu spät auf Court 3, "weil der Security-Mann den Weg nicht wusste", berichtete sie und schüttelte verärgert den Kopf: "Dazu kann man nichts sagen."
Während Pliskova schon eine gefühlte Ewigkeit und ungeduldig mit wippenden Beinen auf ihrem Stuhl wartete, irrte Witthöft zusammen mit der Sicherheitskraft quer über die Anlage: "Ganz außen rum, irgendwann waren wir bei Court 8", meinte sie mit ironischem Lächeln. Die deutsche Nummer sechs war allerdings auf Platz 3 gefragt. "Ich wusste, dass Carina noch kommt, weil ich sie ja kurz zuvor noch in der Umkleidekabine gesehen hatte", sagte Pliskova über die ungewöhnliche Situation.
Auf dem gut gefüllten Court 3 agierte Witthöft zunächst mutig. Doch Pliskova kam immer wieder durch ihre flachen Grundlinienschläge zum Erfolg. Nachdem Witthöft ihr Service zum 5:6 abgegeben hatte und unmittelbar danach drei Breakbälle in Serie nicht nutzen konnte, verwandelte die Tschechin mit einem Aufschlagwinner ihren ersten Satzball nach 46 Minuten.
Der Bann war gebrochen, denn Pliskova zog im Anschluss schnell auf 4:0 davon. "Dieser zweite Durchgang war mein bester bislang in diesem Turnier", meinte sie danach.
Chancenlos im zweiten
Während Pliskova 34 direkte Gewinnschläge glückten, gelangen Witthöft nur fünf Winner. "Man merkt eben schon, dass Karolina die Nummer drei der Welt ist", sagte die Hamburgerin, die ihre Gegnerin bei der Jagd auf den Platz an der Sonne nicht aufhalten konnte.
Die 25-jährige Pliskova könnte Kerber an der Spitze des WTA-Rankings verdrängen, wenn sie in Paris triumphiert. Auch ein Turniersieg von Simona Halep (Rumänien/Nr. 3) hätte zur Folge, dass die zweimalige Grand-Slam-Siegerin Kerber am 12. Juni nicht mehr auf dem Tennis-Thron sitzt.
Witthöft indes wird nach der ersten Enttäuschung auch zufrieden mit dem in Roland Garros Erreichten sein. Barbara Rittner jedenfalls ist zuversichtlich: "Carina hat großes Potenzial für die Top 20 - und mehr", sagte die Fed-Cup-Teamchefin dem SID: "Und sie weiß, was sie will."
Witthöft wird nun ihre Rasensaison beginnen und vor dem Höhepunkt in Wimbledon (ab 3. Juli) noch bei den Turnieren von s'Hertogenbosch (ab 12. Juni) und Mallorca (ab 19. Juni) an den Start gehen.