Witthöft letzte Mohikanerin von Paris
Carina Witthöft hat in der Stierkam
von Paris kühlen Kopf bewahrt und die enttäuschende deutsche Bilanz bei den French Open ein wenig aufpoliert. Die Weltranglisten-73. zog durch ein 6:4, 7:6 (7:5) gegen die lautstark angefeuerte Lokalmatadorin Pauline Parmentier (Frankreich) erstmals in die dritte Runde von Roland Garros ein und ist damit der einzig verbliebene DTB-Starter.
von SID
zuletzt bearbeitet:
01.06.2017, 19:32 Uhr
"Ich bin sehr glücklich. Ich hatte zu kämpfen und bin durchgekommen. Das Publikum war laut, aber ich kann das gut ausschalten", sagte Witthöft, die letzte deutsche Mohikanerin: "Das ist schade, allerdings blende ich das aus."
Nach knapp zwei Stunden verwandelte Witthöft ihren zweiten Matchball und zeigte stolz die Siegerfaust. Die 22-Jährige ließ sich auch nicht davon verunsichern, dass sie Parmentier nach einem 5:0-Blitzstart im ersten Satz noch einmal auf 5:4 herankommen lassen musste.
Die Hamburgerin trifft nun am Samstag im Match um den Sprung in ihr erstes Major-Achtelfinale auf die an Position zwei gesetzte Karolina Pliskova (Tschechien). Die US-Open-Finalistin könnte die bereits in der ersten Runde von Paris gescheiterte Angelique Kerber (Kiel) von der Spitze der Weltrangliste verdrängen, wenn sie in der französischen Metropole ins Finale kommt.
Maria schlägt sich wacker
Tatjana Maria (Bad Saulgau) verlor indes am Donnerstag trotz guter Leistung mit 4:6, 3:6 gegen die ehemalige Roland-Garros-Finalistin Simona Halep (Frankreich/Nr. 3) und konnte die Bilanz der DTB-Akteure nicht weiter aufpolieren. "Es hat richtig Spaß gemacht, auf so einem großen Platz zu spielen. Natürlich bin ich ein bisschen traurig, aber aber auch stolz", sagte die Weltranglisten-102. Maria.
In der ersten Runde waren bereits elf der 13 deutschen Profis gescheitert - darunter Kerber und Rom-Sieger Alexander Zverev (Hamburg/Nr. 9). Es war das schlechteste Abschneiden der deutschen Profis bei einem Grand-Slam-Turnier seit 2008.
Witthöft begann auf Court 1, der wegen seiner Architektur an eine Stierkampfarena erinnert, bärenstark und setzte Parmentier (WTA-Nr. 81) immer wieder unter Druck. An ihre Adduktorenblessur erinnerte nur noch das Tape an ihrem rechten Oberschenkel.
Nach fünf Spielgewinnen zu Beginn gab Witthöft dann zweimal ihren Aufschlag ab, machte den Satz dann aber nach 55 Minuten mit ihrem dritten Break zu.
Die Zuschauer feuerten die aggressiv von der Grundlinie agierende Parmentier (34 Winner) immer wieder an, doch die Hamburgerin blieb nervenstark und solide.
Witthöft hatte in der vergangenen Woche im Viertelfinale des WTA-Turniers in Nürnberg noch fünf Matchbälle vergeben. "Und ich muss zugeben, bei meinem Matchball in der ersten Runde hier in Paris habe ich wieder kurz daran gedacht. Aber dann habe ich den Gedanken weit weggeschoben", berichtete die deutsche Nummer sechs, die zuletzt zweimal in Folge im deutschen Fed-Cup-Team gestanden hatte.
Witthöft strotzt in diesen Tagen vor Selbstvertrauen. "Momentan ist im Damentennis gerade alles offen. Jede kann jede schlagen", meinte die Tochter von zwei Tennis-Trainern.