Das US-Open-Panel zu Alexander Zverev, Ivan Lendl und Dominic Thiem
Dominic Thiem eröffnet am Montag in New York City seine US Open 2018. Alexander Zverev ist am Dienstag dran. Wir haben uns mal bei den Experten umgehört.
von tennisnet
zuletzt bearbeitet:
27.08.2018, 11:10 Uhr
Alexander Zverev hat Ivan Lendl verpflichtet: Zu früh, zu spät, genau zum richtigen Zeitpunkt?
Alexander Antonitsch (Eurosport): Lendl überlegt sich ganz genau, ob, wann und für wen er seine Zeit als Coach zur Verfügung stellt! Er ist definitiv eine große Bereicherung für Alexander Zverev und sein Team. Papa Zverev kennt ja Ivan auch noch aus seiner aktiven Zeit! Ich traue ihm mit Ivan bereits ein Semifinale zu!
Markus Theil (Eurosport): Gute Verpflichtung. Ich kann es kaum erwarten, Lendls stoischen Blick in der Box zu sehen, wenn sein neuer Schützling die Beherrschung zu verlieren droht. Der Zeitpunkt Lendl zu verpflichten, ist immer richtig, wann sollte das falsch sein? Seine Art, Wissen weiter zu geben, und seine Authentizität sind mit Sicherheit eine Bereicherung für Sascha.
Florian Heer (Tennis Tour Talk): Zverev und Lendl könnte eine passende Kombination sein. Dass diese bereits früh Früchte tragen kann, zeigte die letztjährige Zusammenarbeit von Zverev mit Juan Carlos Ferrero. Schon nach kurzer Zeit der Partnerschaft gewann der junge Deutsche die Hartplatz-Turniere in Washington und Montréal. Vielleicht ist Lendl auch der passende Schlüssel zu einem Erfolg bei einem Grand-Slam, frühestens allerdings in Melbourne 2019.
Andrej Antic (tennisMAGAZIN): Es ist nie zu spät für so eine Verpflichtung, die ich für sehr gut halte. Er wird stärker sein mit Ivan Lendl, der ein paar Prozent ausmacht.
Ulrike Weinrich (tennisnet): Das wird man sehen. Die Entscheidung macht aber Sinn. Die Zverevs - Alexander Junior wie Senior - sind von den Fähigkeiten Lendls zu einhundert Prozent überzeugt. Wenn sich "Sascha" von jemandem, der mit Nachnamen nicht Zverev heißt, etwas sagen lässt, dann von Lendl. Vielleicht sind die US Open als erster Härtetest auch gut gewählt. In Flushing Meadows gewann Andy Murray 2012 in seinem vierten Major-Finale endlich seinen ersten Grand-Slam-Titel. Und in der Box, da saß der immer so griesgrämig dreinschauende Ivan Lendl, war stolz wie Oskar - und vergoß sogar das ein oder andere Tränchen.
Harald Ottawa (Kurier): Solche Stars haben meistens Motivationsfaktor. Das könnte in Hinblick auf dieses Turnier gut klappen, vorausgesetzt Zverev setzt sich selbst nicht so unter Druck.
Florian Regelmann (spox.com): Man kann Zverev zur Verpflichtung von Lendl nur gratulieren. Für eine Nummer 4 der Welt kann eine Saison niemals als sehr gut bewertet werden, wenn nicht mindestens mal ein Halbfinale bei einem Grand Slam zu Buche steht. Diesen Schritt muss Zverev jetzt gehen. Alleine Lendls Aura wird ihm dabei sofort helfen. Lendl wird, genauso wie es bei Murray auch war, außerdem Zverev dazu bringen, unter Druck aggressiver zu spielen.
Marcel Meinert (SKY): Bei einem 21-Jährigen kann man wohl kaum davon sprechen, dass irgendeine Entscheidung zu spät getroffen wurde. Wahrscheinlich hat er gemerkt, wie gut ihm die Tage mit Lendl vor Washington getan haben. Danach ist er zu sehr in alte Muster verfallen. Und, dass er gerade auf Grand Slam-Level mentale Unterstützung braucht, ist offensichtlich. Good Move!
Oliver Faßnacht (Eurosport): Wenn Mentalität und Form zusammenkommen, ist für Alexander Zverev das Halbfinale möglich. Für die nötige Mentalität werden Gespräche und Einheiten mit Ivan Lendl hilfreich sein. Form kommt über gute Arbeit des ganzen Teams. Also, klares "Ja" - Ivan Lendl ist der richtige Mann, zur richtigen Zeit.
Paul Häuser (SKY): Die Verpflichtung hätte gerne ein wenig früher kommen dürfen, aber wahrscheinlich waren die Niederlagen gegen Tsitsipas und Haase für Zverev der Beweis, dass er im Coaching-Team noch eine zusätzliche Komponente braucht. Mit Ivan Lendl wird Zverev zum Grand-Slam-Champion aufsteigen und die Nummer Eins der Welt werden. Beides traue ihm bereits 2019 zu. Ich glaube aber auch schon jetzt bei den US Open an einen heftigen Push durch Lendl, der ihn mindestens bis ins Halbfinale tragen wird. Im Halbfinale wartet dann die ultimative Herausforderung gegen den Djoker oder Federer. Ich traue Zverev dann auch in solch einem Duell den Sieg zu. Das wäre dann der nächste Meilenstein für ihn.
US Open: Wie stehen die Chancen von Dominic Thiem in New York?
Alexander Antonitsch (Eurosport): Es gibt definitiv sehr viele Fragezeichen bei Dominic ....
Die Fitness und die fehlenden Matches in den letzten Wochen sind die zwei größten. Wenn er sich mit der ganz guten Auslosung auch ein wenig Selbstvertrauen erspielt, traue ich ihm die zweite Woche zu!
Harald Ottawa (Kurier): Es gibt eine Vielzahl an Spielern die zumindest Anwärter für das Viertel- bzw. Semifinale sind. Bei Dominic Thiem geht's nicht um den/die Gegner, sondern wie er selbst in Form kommt.
Oliver Faßnacht (Eurosport): Die letzten Wochen waren problematisch (Schulterverletzung und Viruserkrankung), daher fehlt ihm Matchpraxis. Es steht zu befürchten, dass er in den ersten drei Runden zu viel Kraft verliert. Andererseits: Thiem wächst an Widerständen, hat die Mentalität und den Willen, sich, wenn nötig, zu quälen - falls der Körper mitspielt. Ich bin diesmal eher skeptisch:
Sollte Thiem die komplizierte 2.Runde gegen Johnson/Istomin überstehen, droht das Aus spätestens im Achtelfinale gegen Anderson.
Paul Häuser (SKY): Ein Viertelfinale gegen Rafael Nadal wäre ein Knaller, aber ich rechne eher mit einer erneuten Niederlage gegen Kevin Anderson im Achtelfinale. Auf diesem Belag und in der aktuellen Form spricht nicht viel für Thiem gegen Anderson und damit ist wieder im Achtelfinale Endstation für den Dominator.
Florian Regelmann (spox.com): Die US Open waren für Thiem in seiner Karriere bis jetzt immer eine Art Achtelfinal-Grand-Slam, mehr kann ich mir nach der schwierigen letzten Zeit kaum vorstellen. Ich würde eher sagen, dass es schon in Runde zwei gegen Steve Johnson sehr kritisch werden könnte.
Marcel Meinert (SKY): Aufgrund der jüngsten Ergebnisse eher regnerisch... Das Selbstvertrauen dürfte nach fünf Niederlagen aus den letzten acht Spielen nach dem French Open-Finale - ähnlich wie in den vergangenen Wochen auch seine Gesundheit - angeschlagen sein. Die Auslosung dagegen ist ordentlich. Damit in einem möglichen Achtelfinale gegen Kevin Anderson mal wieder die Sonne rauskommt, muss aber wirklich alles passen. Scheint momentan schwer möglich...
Ulrike Weinrich (tennisnet): Es wird schwierig...Thiem fehlten zuletzt Form, Fitness und Selbstvertrauen. Seit dem verlorenen Paris-Finale hat er nur drei Matches gewonnen, wurde von einer Schulterblessur und einem hartnäckigen Virus zurückgeworfen. Aber auch gerade die mentale Fitness ist beim Turnier im Big Apple, mit all seinen Herausforderungen, gefragt wie nirgendwo. Man darf gespannt sein...
Florian Heer (Tennis Tour Talk): Der Erfolg von Dominic Thiem hängt natürlich primär mit seinem körperlichen Zustand ab. Ist er zu 100-Prozent fit, ist eine Viertelfinal-Teilnahme durchaus drin. Allerdings gilt es bis dahin einige gute Spieler aus dem Weg zu räumen. Bereits Mirza Basic, aber auch Steve Johnson, Mischa Zverev oder Roberto Bautista Agut können sich als Stolpersteine entpuppen. Zudem waren die Auftritte Thiems in den letzten Wochen nicht überzeugend. Das wird auch an ihm selbst nagen.
Jens Huiber (sportradio360): Ganz ruhig. Es wird laufen. Best-of-Five kommt Dominic entgegen. Die Courts sind langsam, Anderson spielt er weg. Ich bin sehr zuversichtlich.