Der Porsche Tennis Grand Prix: Ein persönlicher Blick zurück

Kein Porsche Tennis Grand Prix in 2020 - verständlich und dennoch jammerschade. Ein persönlicher Blick zurück auf die vergangenen Jahre in Filderstadt und Stuttgart.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 22.04.2020, 08:52 Uhr

Das ist doch... ja, die junge Angelique Kerber bei ihrem Filderstadt-Start in 2005.

„Das wird nix. Die kann ja nur kloppen.“ Das war es, unser kurzes und knackiges Urteil über diese deutsche Nachwuchsspielerin, die wir damals zufällig in der Qualifikation in Filderstadt gesehen hatten, mein Kumpel McSlice und ich./

2005 war das, wir waren erstmals zusammen auf einem Tennisturnier, in dieser abgelegenen Straße in Filderstadt. Auf dem großen Feld neben dem großen Zelt, in dem der Porsche Tennis Grand Prix aufgebaut war und seit 1978 seine Heimat hatte. Und es war cool: Weltstars wie Lindsay Davenport, Kim Clijsters und Elena Dementieva waren da, trainierten bereits für ihren Auftritt im Hauptfeld. Anke Huber war auch da, mittlerweile als Sportliche Leiterin. Ihr Finale 1991 gegen Martina Navratilova hatte ich einst als Elfjähriger in einem Urlaub geschaut und wurde anschließend zum großen Fan – von Anke Huber und vom Porsche Tennis Grand Prix.

© Porsche

Weltklasse-Tennis in der legendären Halle in Filderstadt!

Die Quali-Liste aus 2005 habe ich kürzlich noch mal durchgeschaut, weil ich wissen wollte, ob die „kloppende“ Nachwuchsspielerin damals wohl gewonnen hatte, als wir dort waren. Hatte sie, zumindest in Runde 1. Sabine Lisicki hieß sie übrigens, 16 Jahre jung, ihr hatten wir damals keine große Zukunft zutrauen wollen, wir Anhänger der feinen Klinge. Irren ist menschlich, Lisicki hat sich dann ja doch zu einer recht erfolgreichen Karriere „gekloppt“. Viel verrückter aus heutiger Sicht: Von uns damals völlig unbemerkt waren auch Angelique Kerber (mit 17 Jahren), Andrea Petkovic (mit 18) und Tatjana Maria (18, damals noch Tatjana Malek) am Start an diesem Quali-Samstag in Filderstadt. Haben wir womöglich auch ein Match von ihnen verfolgt? Who knows...

Einmal Filderstadt, dann jährlich Stuttgart

Filderstadt 2005 war für McSlice und mich der Auftakt zu vielen gemeinsamen Tennisturnier-Besuchen. Stuttgart hatten wir fast jährlich im Programm, irgendwann mit einer Übernachtung, irgendwann wurden daraus zwei. Ein Besuch bot sich mit dem Fed-Cup-Wochenende im Vorfeld meist doppelt an. Für Fans und Court-Hopper wie uns genial: Fed-Cup-Matches in der Porsche Arena, hochkarätige Quali-Spiele (für 5 Euro pro Tag!) direkt nebenan in der Schleyer-Halle. Einzig bitter war die Wehmut am Sonntagabend, wenn wir Abschied nehmen mussten, vom Turnier, von unserem gemeinsamen Tennis-Wochenende. Montag ging‘s dann halt doch wieder ins Büro. Meist jedoch mit dem unschätzbar kostbaren Wissen, dass wir sechs Wochen später in Paris sein würden.

Der Porsche Tennis Grand Prix, er war meist auch Auftakt der eigenen Sandplatzsaison. In den seltensten Fällen waren das Wetter und die Plätze in unserem kleinen Club mitten im Wald schon so gut, dass man vor Turnierbeginn schon mal draußen spielen konnte. Die Lust, nach einem Stuttgart-Besuch dann endlich die ersten Bälle des Jahres im Freien schlagen zu können… nun ja, ihr könnt‘s euch denken.

Julia Görges
© Porsche

Julia Görges, Überraschungssiegerin in 2011

In den vergangenen Tagen habe ich oft an die vielen Filderstadt- und Stuttgart-Jahre gedacht, öfter als sonst. Mit einem dicken Kloß im Hals. In den letzten vier Jahren hatte ich das Glück, für tennisnet aus Stuttgart berichten zu dürfen, als Tennisfreak ein unbeschreibliches Geschenk. In diesem Jahr ist bekanntlich alles anders, es gibt kein Tennis, kein Turnier, keine Vorfreude darauf.

Der Kopf sagt freilich: Vollkommen richtig so. Und befiehlt: Hör auf zu jammern, es gibt Wichtigeres, sehr viel Wichtigeres in dieser Zeit. Das Herz trauert, trotzdem.

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von Florian Goosmann

Mittwoch
22.04.2020, 08:05 Uhr
zuletzt bearbeitet: 22.04.2020, 08:52 Uhr