Novak Djokovic: Charme-Offensive gerät ins Stocken

Körperlich läuft es wieder rund(er) für Novak Djokovic. Im Achtelfinale gegen Alex de Minaur schien er kaum bis gar keine Schmerzen zu haben. Trotzdem wird der Gegenwind für den Top-Favoriten heftiger und kommt aus vielen Richtungen. Mal berechtigt – mal unberechtigt.

von Daniel Müksch
zuletzt bearbeitet: 24.01.2023, 10:52 Uhr

Noch vor wenigen Tagen schien es, als hätte Novak Djokovic sein Image besser in den Griff bekommen und auch die Fans vor Ort in Australien auf seiner Seite. Mit freundlichen Worten versuchte er, die Brisanz um seinen ersten Auftritt Down Under nach dem Impf-Drama im letzten Jahr herauszunehmen. Mit Erfolg. Nach seinem ersten Auftritt jubelten die Fans dem Serben zu und „Nole“ genoss sichtlich die Zustimmung – angefeuert von der großen serbischen Community in Australien.

Doch schon in der zweiten Runde gegen den Franzosen Enzo Couacaud gab es einen Zwischenfall: Betrunkene Fans pöbelten gegen den Superstar und Djokovic wies die Schiedsrichterin an, die „Fans“ zu entfernen, was dieser auch prompt anordnete. So weit, so verständlich.

Eine nicht genehmigte Pinkelpause war ebenfalls in Runde zwei Thema. Längere Auszeiten zur Blasen-Erleichterung oder zum Outfit-Wechsel sind nur nach einem Satz erlaubt, so dass Djokovic nur die Zeit für einen normalen Seitenwechsel von der Schiedsrichterin zugestanden bekam.

Schon kontroverser ist die Situation rund um seine Oberschenkel-Probleme, die immer kritischer beäugt werden. Barbara Rittner zum Beispiel glaubt, es sei dem Serben durchaus wichtig, dass jeder von den Problemen erfahre und man sieht, wie er sich quäle. Nach dem (Zwischenfall-freien) Match gegen de Minaur verteidigte sich der Serbe gegen die Vorwürfe und sagte, dass andere Spieler bei Verletzungen als "Opfer" dargestellt werden, er hingegen als jemand, der eine Verletzung vortäusche. Ein Schelm, dem da der Name Rafael Nadal in den Kopf schießt.

In den sozialen Medien wurde zudem ein Video heiß diskutiert, in dem Djokovic eine Trinkflasche aus seiner Box überreicht bekommen hat, auf der ein Zettel klebte. Diesen riss Djokovic schnell ab, die Internet-Gemeinde will darin unerlaubte Kontaktaufnahme mit seiner Box ausgemacht haben. Andere sahen darin, eine nicht regelkonforme "Fremdflasche". Was aber auf jeden Fall nicht stimmt, denn das ist mit dem Veranstalter abgeklärt und handhaben auch andere Spieler so. Djokovic hatte eine Flasche seines neuen Partners "Waterdrop" gereicht bekommen. Bei dem Wiener Unternehmen tritt Djokovic zukünftig als Investor und Markenbotschaft auf, aber bei "Bad Boy" Djokovic schaut man halt lieber dreimal hin. Falsch gemacht hat er in diesem Punkt auf jeden Fall nichts. 

Nun kommt es zum Showdown gegen Rublew

Manches ist eine Petitesse, anderes wirklich unberechtig (wie die Sache mit der Wasserflasche), anderes aber auch zumindest ein etwas seltsames Verhalten. Wenn es sportlich überhaupt keine Probleme gibt, wie beim 6:2, 6:1; 6:2 im Achtelfinale gegen Alex de Minaur, und die Emotionen nicht hochkochen, werden auch die Nebenkriegsschauplätze nicht so in den Fokus gerückt. Aber so ein Spaziergang wie gegen de Minaur wird es im Viertelfinale gegen Andrej Rublew mit Sicherheit nicht.

Doch abseits von Titeln, Gegnern und Pokalen wird immer klarer, je länger die Australian Open dauern: So einfach, wie am Anfang gedacht, wird Djokovic die Herzen der Fans und der Öffentlichkeit nicht gewinnen können. Wenn überhaupt…

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von Daniel Müksch

Montag
23.01.2023, 19:00 Uhr
zuletzt bearbeitet: 24.01.2023, 10:52 Uhr

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