Dopingfall Jannik Sinner: "Geht darum, wie gut die Ausrede ist"

Dopingexperte Prof. Dr. Fritz Sörgel sieht die Intervention der Anti-Doping-Behörde WADA als folgerichtig an. Aber auch durch andere Gründe getätigt.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 02.10.2024, 13:48 Uhr

© Getty Images

Der Doping-Fall Jannik Sinner war das Aufregerthema im Vorfeld der US Open 2024, ebenso die nicht erfolgte Sperre des Italieners sowie den schnellen Verfahrensablauf - wo andere Athleten doch monate-, teils jahrelang um ein Urteil kämpfen. 

Ebenfalls überraschend nun: die Berufung der WADA (World Anti Doping Agency). 

Dopingexperte Fritz Sörgel sieht die Sache zwiespältig, wie er im Interview mit Sport1 erklärte. “Einerseits ist die Berufung logisch und angebracht. Es gibt das Strict-Liability-Prinzip, dass prinzipiell jeder Athlet für die in seinem Körper gefunden Substanzen verantwortlich ist und das war bei Sinners Freispruch durch die ITIA zu einfach ausgehebelt worden”, so Sörgel. 

Dass schon eine mögliche Sperre, nämlich ein bis zwei Jahre, in den Raum gestellt wurde, wundert den Professor für Pharmakologie. Seine Vermutung: Am Ende werde der Fall beim Internationalen Sportgerichtshof CAS landen, der milder urteilen werde, wie meist in der Vergangenheit. “Machen wir uns nichts vor: Bei so einem Fall wird immer eine Ausrede präsentiert und dann geht es darum, wie gut die Ausrede ist und wie die gut bezahlten Anwälte damit durchkommen.”

“Schon ganz andere Geschichten erfolgreich erzählt worden”

Sinners “Geschichte” sei insofern gut, als dass wissenschaftlich erwiesen sei, dass Clostebol tatsächlich über eine Massage in den Körper gelangen könne. Auch wenn fraglich sei, wie auf einer kleinen Fingerwunde von Sinners Masseur so viel davon draufgesprüht worden sei, dass es für zwei positive Dopingtests reiche. “Aber gut, im Sport sind ja schon ganz andere Geschichten erfolgreich erzählt worden”, so Sörgel mit Verweis auf die Tortellini-Affäre von Sara Errani oder die Eiskunstläuferin Kamila Walijewa.

Dass die WADA derart eingegriffen habe, dafür macht Sörgel auch die Geschehnisse um 23 chinesische Spitzenschwimmer verantwortlich, die vor den Olympischen Spielen 2021 positiv getestet worden waren, aber nicht sanktioniert wurden. ""Ich habe das Gefühl, dass die WADA anders reagiert hätte, wenn die China-Geschichte nicht wäre. Die Organisation steht stark unter Druck – völlig zu Recht, übrigens – und kann jetzt Handlungsfähigkeit und Härte demonstrieren", so der 74-Jährige.

Zum gesamten Interview kommt ihr hier.

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Mittwoch
02.10.2024, 09:45 Uhr
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