Ein Sieg für die Seele – mehr aber auch nicht
Alexander Zverev triumphiert beim Turnier in seiner Geburtsstadt Hamburg. Nach seiner Verletzung und dem doch sehr holprigem Comeback ein wichtiges Signal – gerade vor deutschem Publikum. Was der Sieg aber wirklich wert ist, wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen. Ein Kommentar.
von Daniel Müksch
zuletzt bearbeitet:
31.07.2023, 11:04 Uhr
Natürlich – jetzt wird wieder gleich gemeckert. Kann man sich nicht einmal über den Turniersieg von Alexander Zverev in Hamburg freuen? Ja, kann man, muss man. Machen wir. Herzlichen Glückwunsch, Alexander Zverev! Der Siegerpokal in seiner Geburtsstadt stand ganz oben auf seiner Tennis-Bucketlist. Diesen Punkt hat er jetzt abgehakt.
Was er in Hamburg gezeigt hat, war über die gesamte Woche bärenstark. Und das Wichtigste: Man hatte den Eindruck, er hat den Spaß am Tennis wiedergefunden. Er hat den Sport nicht mehr nur professionell heruntergespielt, sondern die Freude am Spiel konnten die Fans in seinem Gesicht erkennen. Vorher wirkte er bei seinen Auftritten oft verkrampft, die Lockerheit suchte man vergebens. Nun scheint sie wieder da.
Die Wahrheit liegt in Nordamerika
Man ahnt es... jetzt kommt das ABER: Sportlich muss man die Kirche allerdings auch im Dorf (beziehungsweise Hamburg) lassen. Von der ersten Runde an traf er bis zum Endspiel auf keinen Gegner, der zur absoluten Weltspitze zählt. Laslo Djere hat sicher die Woche seines Lebens gespielt, aber an die Klasse und Konstanz eines Top-10-Spielers wird er in seiner Karriere wohl nicht mehr herankommen. Man sollte nie vergessen, was der Anspruch von Alexander Zverev, dem Olympiasieger, ist und bei seinem Talent auch sein muss: Die Top 10, Grand-Slam-Siege, die Nummer 1 – daran muss er sich messen lassen, wenn er irgendwann mal auf seine Karriere zurücblickt.
Daher wird der Triumph in Hamburg emotional immer besonders bleiben, den sportlichen Wert muss er aber in den nächsten Wochen unter Beweis stellen. Um die Form von Alexander Zverev realistisch beurteilen, fehlten in der Hansestadt einfach die großen Gegner. Die kommen aber in den nächsten Wochen. Spätestens auf den nordamrikanischen Hartplätzen. Und erst dann wissen wir genau, wo der Tennisspieler Alexander Zverev im Sommer/Herbst 2023 steht.