tennisnet.com ATP › Erste Bank Open Wien

Erste Bank Open: Joel Schwärzler - Keine Vergleiche, bitte!

Dass Joel Schwärzler gegen Alexander Zverev bei den Erste Bank Open nicht gewinnen würde, war hoffentlich allen Beobachtern klar. Wichtig ist, was der junge Vorarlberger aus seinen Tagen in Wien mitnimmt.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 22.10.2024, 09:37 Uhr

Joel Schwärzler am Montagabend in der Wiener Stadthalle
© Jürgen Hasenkopf
Joel Schwärzler am Montagabend in der Wiener Stadthalle

Von Jens Huiber aus der Wiener Stadthalle

Joel Schwärzler hat das, was man wohl ein „gewinnendes Lächeln“ nennt. Man will jungen (oder auch älteren) Tennisspielern sowieso nie böse sein, vielleicht ein bisserl kritisch eingestellt - aber wenn Schwärzler die Mundwinkel hochzieht, sieht die Welt grundsätzlich sonnig aus. So auch am Montagabend in den Katakomben der Wiener Stadthalle, wo in diesen Tagen ja auf die glorreiche Geschichte der Erste Bank Open erinnert wird.

Mit einer größeren Fotogalerie auch der einheimischen Kombattanten. Horst Skoff ist da natürlich zu sehen, Thomas Muster, Jürgen Melzer in der jüngeren und etwas weniger jungen Version. Dominic Thiem auch, eh klar. Und, und, und. Sollte es zum 75-jährigen Jubiläum wieder eine ähnliche Ausstellung geben, es ist davon auszugehen, dass Joel Schwärzler dort seinen Platz finden wird. 

Schwärzler spürt den Druck

Tja, nur wo? Vier Games hat Schwärzler gegen Alexander Zverev tatsächlich gewonnen, Geschenke hat die Nummer eins des Turniers nicht verteilt. Ärgerlich ist das dritte Spiel gewesen, als Schwärzler einen 40:0-Vorsprung ungenutzt ließ. Alleine: Früher oder später hätte Zverev die Partie schon auf seine Seite gezogen, wie der 18-jährige Österreicher bei seiner Pressekonferenz anmerkte.  Die Nummer drei der Welt lasse sich eben nicht mit einem einzigen gelungenen Offensivschlag aus dem tritt bringen. 

Eben diese angesprochene Nummer drei der Welt hatte zuvor im TV-Interview das Talent Schwärzlers gewürdigt, auf die Frage des potenziellen Nachfolge von Dominic Thiem aber angemerkt, dass man die Karriere des nun abtretenden Champions „nicht unterschätzen“ sollte. Joel Schwärzler tut dies sicherlich nicht. Eher spürt er den Druck, der auf ihm lastet. Wobei der Vorarlberger da konsequent von „Pressure“ spricht. Wie damit umzugehen ist, hat ihm sicherlich sein Ex-Coach Jürgen Melzer erklärt. Der hatte ja ziemlich lange die Vergleiche mit Thomas Muster auszuhalten. Um dann doch seine eigene Legende zu stricken.

Mensik startet durch

Joel Schwärzler hat viel mitgenommen aus Wien, nicht nur von seinem ersten Match bei einem 500er, sondern auch von den Trainingseinheiten mit den anwesenden Spitzenspielern. Daran könne er schon Gefallen finden, so Schwärzler noch. Jetzt geht es aber erst einmal zurück auf die Challenger-Tour, der nächste Stop ist Bratislava.

Und während er da sprach, schmiss ein paar Stockwerke über Schwärzler Jakub Mensik (keine Vergleiche, bitte!) den an Position acht gesetzten Montreal-Champion Alexei Popyrin aus dem Tableau. Mesik ist ein paar Monate älter als Joel Schwärzler. Und sieht aus, als ob er knapp an der Olympiaqualifikation der tschechischen Zehnkämpfer gescheitert wäre. Schwärzler dagegen könnte, Stand jetzt, zum hoffnungsvollen 400-Meter-Läufer taugen, an der allgemeinen Athletik will und muss er aber noch arbeiten. Bis auf weiteres wohl in Spanien. Dort ist der Pressure geringer. Und die Sonne strahlt doch häufiger mit Joel Schwärzlers Lächeln um die Wette als hierzulande.

Hier das Einzel-Tableau in Wien

 

von Jens Huiber

Dienstag
22.10.2024, 10:40 Uhr
zuletzt bearbeitet: 22.10.2024, 09:37 Uhr