Fälle Zverev und Gojowczyk: Verletzten-/Lucky-Loser-Regel muss nachgebessert werden
Peter Gojowczyk ist nach Mischa Zverev bereits der zweite Spieler, der eine Strafzahlung wegen eines angeblich nicht fitten Antritts blechen musste. Aber wie weist man einem Spieler das nach? Schwierig.. dabei wäre es so einfach, solche Fälle zu vermeiden. Ein Kommentar.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
31.05.2018, 13:35 Uhr
Peter Gojowczyk bekam nun also nach seiner Erstrunden-Aufgabe eine 25.000-Euro-Strafe aufgebrummt. Der Vorwurf: Ihm sei vor seinem Auftritt klargewesen, dass er nicht fit sei. Er hätte rausziehen müssen, so die ITF, und statt des vollen Erstrundengelds von 40.000 Euro nur die Hälfte mitnehmen dürfen, also 20.000 Euro. Der Lucky Loser, der seinen Platz eingenommen hätte, hätte die andere Hälfte bekommen - mit Aussicht auf mehr.
"Gojo", zwei Tage vor seinem Paris-Match im Finale von Genf, widersprach einer bekannten Verletzung. Er wurde am Sonntag, also zwischen Genf und seinem French-Open-Turnierbeginn, in Paris beim Training ohne Probleme gesichtet.
Ausbaufähige Regelung
Die 2018 in Kraft getretene Grand-Slam-Regel ist eine gute Sache. Dennoch ist es schwierig, einem Spieler eine vorherige Verletzung nachzuweisen. Oder die Tatsache, dass er nicht in der Lage gewesen sei, sich durch sein Match durchzufighten und es zu gewinnen - schließlich reden wir von einem besonderen Auftritt bei einem Grand-Slam-Turnier, bei dem man vielleicht auch angeschlagen alles versuchen will.
Was ist, wenn einem Spieler am Abend vor dem Spiel der Kreislauf wegkippt? Oder kurz vor Spielbeginn, beim Einspielen, oder erst in Satz eins? Was tun, wenn der Rücken zwickt - aber sich erst während des Matches verschlimmert, sodass ein Weiterspielen ein Risiko für die nächsten Wochen darstellen würde?
Rafael Nadal hat es im Vorjahr bei den Australian Open schön gesagt. Auf die Frage, ob er nach seiner Verletzung schmerzfrei sei, antwortete er: "Ich habe keine Verletzung, wenn Sie das meinen. Schmerzfrei... das ist Jahre her" Denn jeder Spieler hat ständig seine Zipperlein.
Gojowczyk ist nach Mischa Zverev der zweite Akteur, der ein Strafgeld hinlegen muss. Zverev wurde im Januar bei den Australian Open zu als 35.000 Euro verdonnert, weil er angeblich angeschlagen in seine Partie gegen Hyeon Chung gegangen sei. Der Hamburger hatte zwar mit Schulterproblemen zu kämpfen, gab in diesem Match jedoch wegen Unwohlseins auf.
Wurden an Zverev und Gojowczyk zwei Exempel statuiert?
Was deutlich wird: Die eigentlich gut gedachte Regel hat (noch) ihre Tücken. Eine Idee zur Abhilfe: Wieso zahlt man dem Spieler, der rauszieht, nicht das volle Preisgeld (wie es die ATP bei ihren Turnieren bereits macht) - und dem Lucky Loser lediglich eine Aufwandsentschädigung? Wobei selbst diese, das Gesamtpreisgeld betrachtet (in Paris 39,2 Mio Euro!), durchaus etwas höher ausfallen könnte dürfte...
Es wäre eine Win-Win-Situation: Der Lucky Loser hätte neben dem Geld aus der Quali die Chance auf das vielleicht größte Match seiner Karriere - in einem Grand-Slam-Hauptfeld! Und kohlemäßig im Falle eines Sieges die Chance auf mehr, wie der Argentinier Marco Trungelliti, der mit 80.000 Euro aus Paris abreiste.
Der weitere Vorteil: Einen Grund für einen angeschlagenen Akteur, tatsächlich nur der Kohle wegen anzutreten, gäbe es definitiv nicht mehr. Und Zweifelsfälle oder möglicherweise statuierte Exempel wie bei Zverev und Gojowczyk wären vom Tisch.