Federer oder Nadal: Wer ist der bessere Doppelspieler?
Beide spielen selten Doppel, aber wenn, dann... ja - was eigentlich? Ist Roger Federer oder Rafael Nadal der bessere Doppelspieler? Doppel-Legende Bob Bryan gibt seine Einschätzung.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
12.01.2018, 08:01 Uhr
11:8 steht's in der offiziellen Bilanz für Nadal: Der Spanier triumphierte bei elf Turnieren im Doppel, Federer bei acht. Den Sieg im Davis Cup und Gold bei den Olympischen Spielen nennen beide ihr Eigen, Nadal hat Federer mit drei Titeln bei Masters-Events (ein Mal Monte Carlo, zwei Mal Indian Wells) allerdings etwas voraus (Federer siegte "nur" in Miami). Das große Aber: Für beide spielt Doppel nur eine untergeordnete Rolle, nur selten treten Federer und Nadal wirklich an. Wie also den besseren Spieler bestimmen?
Da kann fast nur Bob Bryan helfen. Die eine Hälfte der Bryan-Twins, dem erfolgreichsten Doppel-Duo aller Zeiten, war kürzlich mit Jon Wertheim vom Podcast Beyond the Baseline im Gespräch - und tat sich mit einer wirklichen Entscheidung auch schwer. Aber Bryan stellte immerhin eine interessante These auf.
"Nadal ist ziemlich lebhaft am Netz, er bewegt sich sehr viel, ist sehr nah am Netz dran", so der US-Amerikaner. "Ich denke, dass Federer der natürlichere Volleyspieler ist, aber er ist mit den Füßen etwas weniger intensiv. Er ist sehr elegant, aber im Doppel geht's sehr schnell hin und her, da musst du wahnsinnig engagiert sein. Ich habe Federer schon Doppelmatches spielen sehen, wenn er kreuzt und ihn das in Schwierigkeiten bringt; ich habe ihn Matches spielen sehen, wo er es total einfach aussehen lässt. Letztlich ist es wirklich so: Nadal ist der lebhaftere, Federer der klassischere Doppelspieler."
Nadal: Unterschätzter Volleyexperte
Bryan stimme Gastgeber Wertheim vor allem dabei zu, dass Nadal als Volleyspieler arg unterschätzt werde. "Es hat unglaublich schnelle Hände, einen tollen Instinkt. Er bleibt halt gerne hinten und prügelt seine Vorhände rüber. Aber wenn er vorne ist, verschlägt er keinen Volley. Das merkt man auch im Einzel: Wenn er nach vorne kommt, ist er verdammt effektiv."
Dass die Topstars nur selten Doppel spielen, dann aber die Menge anziehen, stört Bryan im Übrigen nicht. "Es ist das Beste für die Unterhaltung. Die Fans wollen die Stars auf dem Platz sehen, so oft es geht. Diese Jungs draußen zu haben, hilft den Turnieren - und so auch dem Doppel", findet der 16-fache Major-Champ.