Roger Federer über den Murray-Abschied: "Sein Körper hat die Entscheidung getroffen"
Noch immer ist die Tennis-Welt geschockt und traurig über den angekündigten Rücktritt von "Everybody's Darling" Andy Murray.
von Ulrike Weinrich aus Melbourne
zuletzt bearbeitet:
13.01.2019, 14:51 Uhr
Natürlich ist auch Roger Federer (37) am Sonntagmittag Ortszeit bei seiner offiziellen Pressekonferenz kurz vor Beginn der Australian Open nach DEM Thema der vergangenen Tage gefragt worden. Nach DEM Thema, das nicht nur Down under für große Emotionen sorgte.
Und dem "Maestro" und Titelverteidiger von Melbourne war deutlich anzusehen, dass ihn das in diesem Jahr bevorstehende Karriereende seines langjährigen Wegbegleiters Murray (31) sehr nah geht. Der dreimalige Major-Champ kapituliert verständlicherweise vor seinen Schmerzen nach einer Hüft-OP im Januar 2018 und wird höchstens noch bis Wimbledon weiterspielen.
Er hat nicht viele Feinde, er ist ein guter Kerl, eine Legende" - Roger Federer über Andy Murray
"Ich war traurig - und ein bisschen geschockt von der Tatsache, dass wir ihn verlieren werden. Unglücklicherweise wurde die Entscheidung von seinem Körper getroffen", sagte Federer über Murray und meinte: "Wenn du zu einem Zeitpunkt fühlst, dass du nie mehr 100 Prozent erreichen wirst und den Erfolg von Andy hattest, dann kannst du die Entscheidung verstehen."
Federer machte keinen Hehl daraus, dass nicht zuletzt die "Top Guys", wie er es nannte - also Novak Djokovic, Rafael Nadal und er selbst - das Karriereende des Rivalen hart trifft.
Aus den "Big 4" werden die "Big 3" - Nadal wenig überrascht
"Weil wir Andy sehr gut kennen. Und ihn mögen. Er hat nicht viele Feinde, er ist ein guter Kerl, eine Legende - und hat alles gewonnen, was er wollte. Irgendwann wird er zurückblicken und kann unglaublich stolz auf alles sein, was er erreicht hat."
Rafael Nadal (32) ist in Sachen Verletzungen so etwas wie ein Leidensgenosse von Murray, der nach einer Albtraumsaison 2018 nur noch auf Platz 230 im ATP-Ranking steht.
"Andy so leiden zu sehen, mit all den Schmerzen, ist traurig und tut mir weh - als langjähriger Freund, Kollege und Rivale" - Novak Djokovic über Andy Murray
"Wir werden ihn vermissen, das ist ein herber Verlust. Für das Tennis, die Tour, die Fans, aber auch für die Konkurrenten, weil er ein Teil einer tollen Rivalität zwischen den besten Spielern war", sagte "Rafa" in Anspielung auf die "Big 4", die nun ihr zweitjüngstes Mitglied verlieren - und zu den "Big 3" mutieren.
French-Open-Rekordchampion Nadal sieht der Realität aber ins Auge. "Wir sind keine 20 mehr. Aus unserer Generation ist jeder über 30 Jahre alt. Da passieren solche Sache. So ist es eben."
Novak Djokovic, exakt eine Woche jünger als "Sir Andy", verliert in Murray einen ganz alten Kumpel auf der Tour, der ihn seit Jugendzeiten begleitet.
"Man musste gar nicht mit ihm auf dem Court stehen, um zu sehen, dass er Probleme hat, dass er sich nicht bewegt wie gewohnt", betonte der serbische Brachenführer: "Andy so leiden zu sehen, mit all den Schmerzen, ist traurig und tut mir weh - als langjähriger Freund, Kollege und Rivale."
Djokovic bezeichnete den zweimaligen Wimbledonsieger als "großen Champion und Legende des Tennissports." Der emotionale Auftritt in der Pressekonferenz am Freitag hatte auch "Nole" tief berührt. "Ich wünsche Andy eine Zukunft ohne Schmerzen."