"Wir hören auf, wann wir wollen" - Über die Oldie-Erfolge von Schiavone, Robredo und Hewitt
Die jüngsten Erfolge und Emotionen der ehemaligen Top-Ten-Spieler Francesca Schiavone, Tommy Robredo und Lleyon Hewitt zeigen: Tennis kennt keine Alters- und Ranglistengrenzen - und das ist wunderbar.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
24.05.2018, 10:00 Uhr
Es wird ja viel geredet über die "Next Gen", teilweise - siehe Rudi Molleker - sogar über die "Next Next Gen".
In den letzten Tagen haben jedoch einige der "Old Gen" auf sich aufmerksam gemacht. Und mehr als das: Sie haben ein Zeichen gesetzt, warum Tennis so toll ist. Denn eine Altersgrenze gibt es auch bei den Profis nicht - oder eine Bestimmung für ehemalige Topspieler, nach einem Absturz in der Rangliste den Schläger an den Nagel zu hängen.
Beispiel 1: Tommy Robredo
Der Spanier, zwölf Turniersiege schwer, dreimaliger Viertelfinalist in Paris und mittlerweile 36 Jahre alt, feiert gerade sein x-tes Comeback. Knieprobleme, eine Ellenbogen-OP - Robredo war mehrfach lange außer Gefecht. Die Saison 2016 verpasste er fast komplett, seither hängt er irgendwo zwischen Platz 150 und 250 in der Weltrangliste fest, als ehemaliger Weltranglisten-Fünfter. Am Wochenende siegte Robredo beim Challenger in Lissabon - und ließ seinen Emotionen freien Lauf. In Roland Garros ist Robredo in Quali-Runde eins ausgeschieden - von einem Karriereende aber scheint er weit entfernt.
Beispiel 2: Francesca Schiavone
2010 siegte sie überraschend in Roland Garros, 2011 kam sie noch mal ins Finale. In den letzten Jahren ist die Italienerin abgerutscht, schlägt sich bei kleineren Turnieren durch oder muss durch die Qualifikation - so auch in Paris in diesem Jahr. "Es ist fantastisch. Jetzt kann ich heimgehen und etwas Wein trinken. Ich bin sehr sehr glücklich", freute sie die aktuelle Nummer 265 der Welt über ihren Sieg in Quali-Runde eins. Auch die Begleitumstände nimmt Schiavone, die zuletzt auch mit Wehwechen zu kämpfen hatte, ohne zu murren an. "Es fühlt sich komisch an. Ich muss jetzt laufen, habe kein Auto. Das ist anders als vor 20 Jahren, aber es ist okay." Von einem womöglich letzten Auftritt in Paris will sie nichts wissen. "Vielleicht", witzelte sie, "aber sagt das nicht weiter, sonst geben die mir noch eine Trophäe zum Abschied - und am Ende komme ich wieder." Schiavone spielt heute Nachmittag in Quali-Runde zwei gegen Jamie Loeb aus den USA.
Beispiel 3: Lleyton Hewitt
Der ehemalige Weltranglistenerste hat die letzten Jahre seiner Karriere schon unter ferner liefen gespielt - und dennoch jedes Match so, als sei es sein erstes oder letztes. Die berühmten "C'moooons" waren mindestens genauso laut wie Anfang der 2000er-Jahre, als Hewitt zwei Major-Titel gewann. Nach seinem Einzel-Karriereende im Vorjahr coacht er nun seinen jungen Landsmann Alex de Minaur, mit dem er in Estoril ein kleines Doppel-Comeback gegeben hat und ein Match gewann. Und: Es geht weiter für Hewitt - zur Freude seiner Fans: spätestens beim Rasen-Turnier in Queen's.
Tennis kennt kein Alter, und wie respektlos ist es von einigen Fans, einigen Spielern vorschreiben zu wollen, dass sie aufhören sollen, wenn ihnen der Ranglistenplatz nicht mehr gerecht wird? Das Ende der Karriere bestimmt nur einer: der Spieler selbst. Egal, auf welchem Ranking er steht - und egal, wie alt er ist. "Wir hören auf, wann wir wollen", twitterte Doppelspezialist Bruno Soares dieser Tage - und er hat damit vollkommen recht.