Nach Hause gestoppt
Aus für Eugenie Bouchard bei den French Open 2017: Die Kanadierin unterlag in der zweiten Runde Anastasija Sevastova glatt in zwei Sätzen.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
01.06.2017, 17:39 Uhr
Von Jens Huiber aus Paris
Ronald Schmidt war dann doch ein Verlierer des Nachmittags. Sein Schützling Anastasija Sevastova hatte sich eben den Einzug in die dritte Runde der French Open gesichert - mit einem hoch sportlichen 6:3 und 6:0 gegen Eugenie Bouchard. Schmidt aber, der Österreicher, kämpfte vor Freude mit den Tränen, vergeblich. Tatsächlich war die Leistung von Sevastova zum Weinen schön, vor allem im zweiten Satz, als die in Lettland geborene Weltranglisten-19. so gut wie keine Fehler mehr machte. Und schlichtweg unglaubliche Stoppbälle aneinander reihte, Vorhand, Rückhand, cross, longline.
Bouchard ertrug die Vorstellung bis zum Ende konzentriert, lamentierte nicht, weder mit sich noch ihrer Gegnerin. Die Kanadierin war gehandicappt in das Turnier gegangen, der rechte Knöchel hatte in Nürnberg nicht mehr tolerierbare Dimensionen erreicht, der Start erst am Dienstag in Paris einen längeren Heilungsverlauf erlaubt. Ob sich Bouchard bei ihre Versuchen, die kurze Bälle von Sevastova zu erreichen, im komplett gesunden Zustand hätte erreichen können? Es darf bezweifelt werden.
Außenseiterin oder nicht?
Die Kanadierin hatte es jedenfalls eilig, ihre Verpflichtungen gegenüber der Weltpresse nachzukommen, keine 30 Minuten nach Ende ihres Matches erschien sie in Interview-Raum Nummer 2. Bouchard beherrscht diese Bühne, sie hat das Selbstbewusstsein, die Eloquenz, das Vokabular. Und während der letzten Jahre auch die Routine, frühe Niederlagen bei ihren Auftritten erklären zu müssen. Die aktuelle hätte natürlich auch mit ihrer Verletzung zu tun, andererseits sei sie auf die Spielweise von Sevastova durchaus vorbereitet gewesen. Und jetzt? Genesung und dann auf nach Mallorca.
Anastasija Sevastova darf noch weiter spielen, es kommt nun entweder Madison Keys oder Petra Martic um die Ecke. Was letztlich keine Rolle spielen sollte: Sevastova, die als 27-Jährige das beste Jahr ihrer Karriere spielt, wird gegen Beide als Favoritin in das Drittrunden-Match gehen. was sie selbst so nie sagen würde: "Keys steht doch immer noch in den Top Ten, oder?" Sie wolle sich das Match vielleicht sogar anschauen, gemeinsam mit Ronald Schmidt, versteht sich. Dass eben der einen Träne verdrückt haben könnte, überrascht Sevastova. "Vielleicht, weil ich so gut gespielt habe."