French-Open-Siegerin Simona Halep - "Ich glaube, halb Rumänien feiert jetzt"
Mit ihrem Triumph gegen Sloane Stephens bei den French Open hat Simona Halep endlich alle Zweifler eines Besseren belehrt. Die Erleichterung war der Nummer eins der Welt deutlich anzumerken.
von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet:
09.06.2018, 18:35 Uhr
Als Simona Halep den Siegerpokal schließlich und endlich in ihren Händen hielt, blickte sie zum ersten Mal an diesem Tag völlig gelöst über den Pariser Centre Court. Alle Last, alle Anspannung, alle Ängste und Zweifel waren gewichen, der ganz lange und schwere Marsch zum ersten Grand Slam-Titel hatte sein Ziel gefunden - die French Open 2018, das Finale gegen Sloane Stephens, der 3:6, 6:4 und 6:1-Sieg in einer letzten, nervenzehrenden Strapaze.
"Kurz vor dem Matchball konnte ich kaum noch atmen. Die Aufregung war riesengroß", sagte Halep hinterher, nachdem sie die ersten Freudentränchen verdrückt hatte, "nun ist es eine unglaubliche Erleichterung."
Halep hat drei Major-Endspiele verloren
Die weltbeste Tennisspielerin war sie schwarz auf weiß immer mal wieder, in den Turbulenzen an der Spitze des Frauentennis, aber nun hatte sie diese Führungsposition eben auch mit dem Triumph bei einem der alles überstrahlenden Grand Slam-Wettbewerbe bestätigt und untermauert.
"Nichts geht über diesen Titel. Darauf habe ich mein Leben lang gewartet, Jahr für Jahr darauf hingearbeitet", sagte Halep, "es war nicht immer leicht, den Glauben zu behalten, dass es eines Tages klappt."
Virginia Ruzici und Darren Cahill gratulieren
Vor ihrem historischen Sieg hatte sie drei Major-Endspiele verloren, zuletzt auch noch einmal bei den Australian Open 2018 gegen Caroline Wozniacki. Einen besonders emotionalen Anstrich erhielt Haleps Sieg durch die Tatsache, dass die Frau, die vor genau 40 Jahren in Paris den letzten Titel für Rumänien geholt hatte, keine andere als Virginia Ruzici ist - die langjährige Managerin von Halep. Auch ihr fiel Halep nach dem Erfolg weinend um die Arme, genau so wie ihren Eltern und Coach Darren Cahill.
Es war ein paradoxes Pokalduell, weil es so verblüffend an die Geschehnisse des Vorjahres erinnerte - nur eben mit vertauschten Rollen. Beim French Open-Finale 2017 führte Halep bereits mit 6:2 und 3:0 gegen die Lettin Jelena Ostapenko, ehe sich das Match aberwitzig schnell und dramatisch für die 19-jährige Außenseiterin drehte.
Fast wie gegen Ostapenko 2017
Ostapenko war nicht mehr zu stoppen auf dem Weg zum Pariser Tennisthron, Halep war danach untröstlich - und da waren natürlich auch die Zweifel, ob es jemals mit einem dieser großen Titel klappen würde. Nun aber war der Spiel-Film des aktuellen Finales auch ein Gleichnis für den unermüdlichen, nie versiegenden Kampfgeist der Rumänin, für ihre Bereitschaft, sich aufs immer neue allen möglichen Herausforderungen und Widrigkeiten zu stellen - ganz egal, was auch immer ihr schon alles passiert war. 3:6 und 1:2 (mit Break) lag sie gegen Stephens im Hintertreffen, es war also das fast identische Defizit, das Ostapenko vor zwölf Monaten aufgewiesen hatte.
Und exakt in diesen Spuren bewegte sich auch Halep dann weiter, in den Spuren ihrer letztjährigen Bezwingerin. In der Erkenntnis, nichts mehr verlieren zu können und alles riskieren zu dürfen, fand sie plötzlich eine neue Überzeugung in ihrem Spiel. Und zermürbte Stephens Spiel um Spiel mehr, mit zwei Breaks ging sie 4:2 im zweiten Satz in Führung, gewann den Durchgang mit 6:4. Danach war die Widerstandskraft von Überraschungsfinalistin Stephens gebrochen, die eine knappe Stunde mit ihrem eleganten, geschmeidigen, präzisen Spiel fasziniert hatte. Halep zog auf 5:0 im dritten Satz davon, und nach zwei Stunden und zwei Minuten war sie dann am Ziel aller Träume. "Ich glaube, halb Rumänien feiert jetzt", sagte Halep.