German Ladies‘ Series presented by Porsche: Friedsam, Steur und Lys im Blickpunkt
24 Damen spielen ab dem 16. Juni die German Ladies‘ Series presented by Porsche aus – ein Hauptaugenmerk liegt auf den Teilnehmerinnen des Porsche Talent Teams und Porsche Junior Teams. Können sie die Großen ärgern?
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
15.06.2020, 20:29 Uhr
Das Jahr 2011, es war ein wegweisendes für die deutschen Tennisdamen. Inspiriert vom Überraschungssieg von Julia Görges beim Porsche Tennis Grand Prix 2011 – nach Anke Huber erst die zweite deutsche Titelgewinnerin des Traditionsturniers –, entstand bei Porsche die Idee, das deutsche Damentennis nachhaltig zu unterstützen. So startete Anfang 2012 die Kooperation als Premium-Partner des Deutschen Tennis Bundes mit dem Porsche Team Deutschland im Fed Cup und dem Porsche Talent Team, die bisherige Juniorinnen-Nationalmannschaft (U16). 2018 folgte das Porsche Junior Team.
Im Team der A-Nationalmannschaft des Porsche Team Deutschlands sind aktuell Angelique Kerber, Laura Siegemund, Andrea Petkovic, Julia Görges, Tatjana Maria, Antonia Lottner, Mona Barthel und Anna-Lena Friedsam vertreten, sie spielen auf Team-Ebene im Fed Cup. Speziell auf Friedsam liegt in den kommenden Wochen ein Hauptaugenmerk der Tennisfans. Bei den German Ladies‘ Series presented by Porsche ist sie als Nummer zwei der Setzliste eine der Favoritinnen. Die 26-Jährige hat jedoch eine lange Leidenszeit hinter sich, seit sie das erste Mal so richtig für weltweite Aufmerksamkeit gesorgt hatte: 2016, bei den Australian Open, wo sie erstmals das Achtelfinale eines Major-Turniers erreichte und in einem Drama-Akt der Top-Ten-Spielerin Agnieszka Radwanska unterlag.
Für Friedsam, damals Weltranglisten-81., war es jedoch nicht der Startschuss nach ganz oben, denn kurz nach ihrem Einzug unter die Top 50 musste sie unters Messer - die Schulter. Friedsam gab erst 2017, ein Jahr später, ihr Comeback (ohne Ranking), 2018 folgte eine erneute Operation und eine erneute Auszeit. Gerüchte und Gedanken um ein Karriereende machten die Runde. "Meinen geliebten Tennissport nicht ausüben zu können, war das Schlimmste. Ich habe das Leben auf der Tour und den Wettkampf sehr vermisst“, sagt sie rückblickend über diese Zeit.
Seit 2019 ist Friedsam jedoch wieder auf dem Vormarsch: Beim Porsche Tennis Grand Prix siegte sie überraschend mit Mona Barthel im Doppel, im Einzel spielte sie sich nach einem starken Herbst wieder unter die Top 200. Und 2020, in der letzten Spielwoche vor dem Corona-Crash, schaffte sie es in Lyon in ihr zweites Einzelfinale auf der WTA-Tour, musste sich hier in knappen drei Sätzen der Australian-Open-Siegerin Sofia Kenin geschlagen geben. Ein Auftritt der Friedsam großen Auftrieb geben sollte für die Zukunft.
Joelle Steur aus dem Porsche Talent Team will die Großen ärgern
Friedsam hat ihren Weg in die Weltspitze auch über das Porsche Talent Team geschafft, aktuell sind hierin Katharina Gerlach, Jule Niemeier, Nastasja Schunk, Joelle Steur, Kamilla Bartone und Alexandra Vecic vertreten. Letztere hatte beim Juniorinnenturnier der Australian Open diesen Jahres mit dem Halbfinaleinzug auf sich aufmerksam gemacht, Joelle Steur hingegen ist mit 16 Jahren die jüngste Spielerin im Porsche Talent Team. Sie bezeichnet als größte Stärke ihren großen Kampfgeist, womöglich, weil sie die Härten des Tennis schon von klein auf kennt: Beide Eltern arbeiten als Tennistrainer, Schwester Julyette Steur (24 Jahre) ist Profi und aktuell die Nummer 361 im WTA-Ranking.
Steur, die sich als „eher introvertiert“ bezeichnet, ist bereits weit rumgekommen. Geboren in Rothenburg, dann in Holland zu Hause, mittlerweile lebt sie in Alicante/Spanien, ihr Abitur hat sie 2019 über eine Fernschule abgelegt. Sechs Titel auf der ITF Junior Tour hat Steur bereits gewonnen, mit 14 siegte sie zusammen mit Schwester Julyette Steur bei einem ITF-Turnier in Serbien. „Sehr vielseitig, mit lockerem Schwung, ihre Stärke ist vor allem der Sandplatz“, beschreibt sie Rittner. „Sie muss physisch noch zulegen und viele Matches bekommen, um herauszufinden, wie sie spielen muss.“
Die Chance dazu hat Steur nun im Rahmen der DTB-Einladungsserie. Steur trifft neben Friedsam auf Vivian Heisen und Julia Middendorf aus dem Porsche Junior Team.
Das Porsche Junior Team hat noch Schule
Ach ja, wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen dem Porsche Talent Team und dem Porsche Junior Team? „Es sind nicht unbedingt die Älteren oder Besseren im Porsche Talent Team“, erklärt Barbara Rittner, mittlerweile Head of Women‘s Tennis im DTB. „Sondern diejenigen, die mit der Schule fertig sind und sich voll auf Tennis konzentrieren können.“ Während die „Talente“ quasi Profistatus besitzen, die Spielerinnen die Profilaufbahn also bereits eingeschlagen haben, befinden sich die "Juniors" noch in Wartestellung – nämlich neben dem Tennis auch noch in der Schule.
Was auf die Lehrgänge, die von Porsche unterstützt werden, kaum Einfluss hat. Acht bis zehn solcher Veranstaltungen gibt es über‘s Jahr verteilt, an den Bundesstützpunkten Stuttgart und Kamen. Barbara Rittner hegt große Hoffnungen auf die Generation des Porsche Junior Teams. Zwölf Spielerinnen hat sie in der Altersgruppe 2002 bis 2004 versammelt, die meisten eben im Team für die „Noch-Schulpflichtigen“ - Mara Guth, Tea Lukic, Eva Lys, Mia Mack, Julia Middendorf, Sarah Müller, Noma Noha Akugue, Laura Isabel Putz und Angelina Wirges. Wieso so viele? "Das große Potenzial", erklärt Rittner, „die wollte ich alle dazunehmen.“ Außerdem weiß sie aus Erfahrung: Konkurrenz belebt das Geschäft. "Die sollen sich gegenseitig ziehen.“ Während es für die Älteren also um die Teilnahme an den Qualifikationsrunden für die Grand-Slam-Turniere geht, soll die jüngere Truppe bei den Junior Grand Slams starten.
Eva Lys: Siege beim Jugendturnier Eddie Herr und in Altenkirchen
Wie Eva Lys, die nach einer verletzungsreichen Saison 2019 mit einem Paukenschlag zum Finish des vergangenen Jahres auftrumpfte: dem Sieg beim berühmten Jugendturnier Eddie Herr, der inoffiziellen Jugend-Weltmeisterschaft in Florida auf dem Gelände der IMG-Academy von Nick Bollettieri. Und das aus der Qualifikation heraus.
Dass sie so viel verletzt war in den vergangenen Jahren – unter anderem aufgrund eines Bänderrisses und eines beim Ballfangen gebrochenen Fingers – hat Lys geprägt: „Es hat meinen Charakter gefördert. Ich hatte in den letzten Jahren viele Verletzungen, die mich rausgehauen haben. Aber ich habe nie losgelassen und bin auf einem guten Weg zurück.“ Auch 2020 lief für Lys toll an: Sie qualifizierte sich im Januar für die Junioren-Konkurrenz der Australian Open, Anfang März siegte sie völlig überraschend beim mit 25.000 US-Dollar dotierten ITF-Turnier in Altenkirchen, im Finale gegen Bibiane Schoofs, eine Top-200-Spielerin. Ein Sieg, der Lys ihrerseits unter die Top 600 der WTA-Weltrangliste hievte. Auch Lys will nach ihrem Abitur nun durchstarten.
„Sie ist sehr vielseitig und technisch super ausgebildet“, lobt Barbara Rittner die mittlerweile 18-Jährige, die nach den jüngsten Erfolgen auch bei der German Ladies Series presented by Porsche für die ein oder andere Überraschung gut sein könnte: Ihre Gruppengegnerinnen Stephanie Wagner, Anna Zaja und Sarah Müller jedenfalls sollten gewarnt sein.
Alle Infos zur German Ladies' Series presented by Porsche
Die gesamten Gruppen und Spieltermine der German Ladies‘ Series presented by Porsche