Grande Sara! Errani krönt eine unterschätzte Karriere
Sara Errani hat mit ihrem Olympischen Gold eine bereits eindrucksvolle Karriere veredelt. Vor allem nach ihren schwierigen vergangenen Jahres ist das bemerkenswert. Eine kleine Würdigung.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
05.08.2024, 12:20 Uhr
Natürlich stand Novak Djokovic am Sonntag im Rampenlicht. Der “Djoker” füllte mit dem Olympia-Gold nun auch die letzte Lücke in seinem beeindruckenden Tennis-Lebenslauf. Er hat nun alle Grand-Slam-Turniere, alle Masters-Titel, die ATP Finals, den Davis Cup und überhaupt insgesamt 99 Titel gewonnen. Und führte insgesamt 428 die Tennis-Weltrangliste an, natürlich auch ein Rekord.
Der Doppeltitel von Sara Errani und Jasmine Paolini? Ging danach fast etwas unter. Zu unrecht.
Jasmine Paolini spielt ohnehin eine überragende Saison, ihre herzerfrischende Art, ihr Lächeln tun dem oft so verbissenen Tennis wahnsinnig gut.
Eine Lobhudelei muss aber auch für Sara Errani her. Die 37-Jährige ist seit 2002 auf der Tour, erlebte viele Höhen, wie das French-Open-Finale 2012. Auch bei den US Open 2012 und den French Open 2013 stand sie im Halbfinale. Dazu kommen fünf Majortitel im Doppel (alle mit Roberta Vinci), die Nummer 1 war sie hier natürlich auch.
Errani machte aber auch viele Tiefen durch. Ihre Sperre aufgrund der Tortellini-Affäre, die kurz nach ihrem Comeback noch mal verlängert wurde. Danach plagten sie die Yips, der Aufschlag, noch nie eine Waffe, war nun völlig weg. Die Stimmung in Italien kippte gegen sie. Auch die Aufschläge von unten wurden belächelt. Errani konterte: “Wenn ihr andere Probleme oder Sonderwünsche habt, schickt einen Brief an den Weihnachtsmann.”
Sportlich kämpfte sie weiter um eine Rückkehr unter die Top 100, sie gelang ihr sogar. Nun also der Olympiasieg, mit dem sie ihren Golden-Career-Slam im Doppel feierte.
Errani und ihre Liebe zum Tennis: “Unbeschreiblich”
Sie habe nach ihrem Aus in Rio zwei Tage lang geweint, sagte Errani nach dem Sieg, “für mich sind die Olympischen Spiele mehr wert als jeder Slam.” Ihre Liebe zum Tennis? Sei “unbeschreiblich”, so Errani. “Diese Medaille ist für mich die größte Genugtuung auf der Welt und ich bin überglücklich darüber.”
Sara Errani beim Tennis zuzuschauen, ist noch immer ein großer Spaß. Kaum eine andere Spielerin verfügt über ein derart gutes Spielverständnis, eine solche Übersicht und Antizipation. Über den Blick für den Stopp. Es müssen nicht immer die ganz wilden Schläge sein. Im Doppel gilt das auch.
Mehr Sara Errani schauen anstatt Gael Monfils oder Nick Kyrgios. Vor allem: sich mehr abschauen. Speziell für Hobbyspieler könnte diese Erkenntnis ein Augenöffner sein.