Trennung von Nyström, keine Australian Open
Das erfuhr tennisnet.com am Montagabend aus erster Hand von Österreichs aktueller Nummer zwei.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
17.12.2013, 07:01 Uhr
Seit Mai hatte Andreas Haider-Maurer mit Jürgen Melzers Ex-Trainer und ÖTV-Davis-Cup-Assistant-Coach Joakim Nyström gearbeitet. Nach Saisonende hat er die Zusammenarbeit mit dem Schweden nun jedoch beendet. Warum? Das erzählte der 26-jährige Niederösterreicher tennisnet.com im Exklusiv-Interview. Und auch, warum er die Australian Open 2014 auslässt.
Andi, man hört, dass du dich von Joakim Nyström getrennt hast. Ist das korrekt?
Ja, das stimmt.
Wie ist es dazu gekommen?
Wir haben uns super verstanden und gehen auch voll im Guten auseinander, aber wir hatten am Ende ein paar Meinungsverschiedenheiten.
Und zwar welche?
Es war so: Er wollte unbedingt, dass ich bei den Australian Open in der Qualifikation spiele. Ich habe das hinterfragt, weil es unser Ziel war, dass ich in den Hauptbewerb komme. Dafür habe ich auch extra länger in die Saison hineingespielt.
Nämlich fast bis Ende November.
Ja. Und da es mit dem Hauptfeld leider nicht klappt, wollte ich lieber einen längeren Aufbau machen. Das war mir bei unserer Zusammenarbeit stets sehr wichtig. Wenn ich in Melbourne die Qualifikation bestreiten würde, hätte ich maximal zwei Wochen Training gehabt – wenn’s gut geht. Das ist mir einfach zu wenig. Wir haben das ganze Jahr über den wichtigen Aufbau diskutiert. Und dann hat er mich nach Saisonende recht rasch vor die Wahl gestellt: Australien mit ihm oder ohne ihn.
Und die Entscheidung ist also für „ohne ihn“ ausgefallen.
Seine Reaktion ist für mich ein Zeichen gewesen, dass irgendwas nicht zu 100 Prozent passt, sonst stellt man diese Frage nicht gleich. Ich habe mit Bernd(seinem Manager Haberleitner; Anmerkung)darüber gesprochen und wir haben uns festgelegt, dass ich nicht nach Australien fliegen werde. Ich habe am Jahresanfang des Öfteren nicht zu meiner Form gefunden, ich will das diesmal anders und einen richtig guten Aufbau machen.
Nyström hat Jürgen Melzer einst bis auf Platz acht in der Weltrangliste gebracht. Wie sehr schmerzt diese Trennung?
Er ist definitiv ein guter Trainer, aber wir hatten viel zu wenig Zeit miteinander. Er war zwar auf den Turnieren mit, aber die Trainingseinheiten, die ich brauche, wenn ich daheim bin, die haben total gefehlt. Ich habe diese Saison in Summe gerade mal zwei Wochen zwischendurch in Wien trainiert – auch wenn unter dem Jahr natürlich immer relativ wenig Zeit ist. Darum ist mir ein Aufbau auch so wichtig. Ich brauche halt zuhause ebenso eine Basis, um gut trainieren zu können. Wenn ich auf Turnieren bin, kann ich parallel nicht viel an meinem Spiel arbeiten.
Wo bereitest du dich jetzt auf die neue Saison vor?
In der HMK-Akademie von Mario(seinem älteren Bruder; Anmerkung)und „Kohli“(seinem Konditionstrainer Christian Kohl; Anmerkung)in Oslip. Und ich bin auch immer wieder mal in der Südstadt und habe zwei, drei Mal mit Dominic Thiem trainiert. Im Jänner werde ich dann wohl öfter mit Max Neuchrist spielen.
Bist du derzeit aktiv auf der Suche nach einem neuen Touring Coach oder nicht?
Ich bin’s gewohnt, auch mal allein zu einem Turnier zu fahren. Aber ich bin es auch gewohnt, dass öfter mal wer einspringt, ich denke, Mario und „Kohli“ werden sich das bestimmt so gut wie möglich einteilen. Und für ein paar Wochen noch wen zu finden, das wäre natürlich gut.
Eigentlich war deine Chance auf einen Platz im Hauptfeld der Australian Open bis zum Herbst nicht schlecht. Warum läuft’s bei dir in der Hallensaison seit dem Finaleinzug in der Wiener Stadthalle 2010 nie so ganz nach deinen Wünschen?
Man muss sehen, wo ich bis zum April war, danach habe ich eine sehr gute Saison mit einem super Sommer gespielt. Ich habe drei Challenger gewonnen, so viele wie überhaupt noch nie in einem Jahr, ich war bei drei Grand Slams im Hauptbewerb dabei. Ich habe in dieser Phase sicher auch sehr viel gespielt. Und die Davis-Cup-Woche in den Niederlanden im September hat mich dann viel gekostet.
Du meinst deine Erkrankung, wegen der du auch nicht spielen konntest, oder?
Genau. Ich bin eineinhalb Wochen gehangen. Es hat gebraucht, bis ich wieder reingekommen bin. Ich habe es auch körperlich gegen Ende der Saison gemerkt, dass ich nicht mehr bei 100 Prozent bin. Zudem sind die Hallen-Challenger immer stark besetzt, teils nicht viel schwächer als das ATP-Turnier in Wien, abgesehen von den ersten vier, fünf Leuten. Ich bin mit meinem Ranking um 110 teils nicht mal gesetzt gewesen. Da hat sich in den letzten Jahren so manches geändert. Ich finde, dass meine Leistungen in der Hallensaison schon besser waren, auf jeden Fall weit besser als letztes Jahr. Ich habe oft okay gespielt und knapp verloren. Was mir in der Halle auf Hartplatz manchmal ein bisschen fehlt, ist das letzte Selbstvertrauen. Dort genauso aggressiv reinzugehen wie auf Sand und langsameren Hartplätzen in der Freiluft-Saison.
Du stehst schon seit Jahren zumeist zwischen Platz 70 und 130 in der Weltrangliste, was natürlich auch erst mal erreicht sein muss. Warum glaubst du aber, dass es bisher nicht zu mehr gereicht hat?
Ich bin auch nie zu weit zurückgefallen, das ist wiederum sehr positiv. Aber ich muss lernen, mal über einen längeren Zeitraum meine Leistungen zu bringen. Fünf bis sechs Monate lang, meist im Sommer, immer gut zu punkten und die restliche Zeit fast keine Punkte zu machen, da ist es dann eben schwierig. Ich muss meinen Level zwei, drei Monate mehr halten können.
Denkst du, dass du dich auch spielerisch in den letzten Jahren nicht ganz so entwickelt hast, wie erhofft?
Ich glaube schon, dass ich mich gesteigert habe, ich bin ein besserer Spieler als noch vor zwei Jahren. Ich arbeite auch gerade viel an meinem Aufschlag. Das ist sicher ein Punkt, der in den letzten zwei Jahren nicht so war, wie davor schon. Zu einer echten Waffe hat da zuletzt auch ein bisschen was gefehlt, das will ich wieder in den Griff kriegen. Von der Grundlinie bin ich klar besser und solider geworden. Ich merke es auch daran, dass ich die Leute öfter breake als früher. Da habe ich Fortschritte gemacht. Mancherorts gibt’s aber sicher noch Aufholbedarf.
Wie sehen deine Ziele für 2014 aus?
Eine Waffe wie meinen Aufschlag wieder zur Waffe machen und konstanter zu spielen. Was das Ranking betrifft: Natürlich wäre es super, ein Jahr mal in den Top 80 abzuschließen. Das ist aber nur möglich mit harter Arbeit.
Da du im ersten Halbjahr nicht allzu viele Punkte zu verteidigen hast, müssten sich die Hauptbewerbe bei den French Open und in Wimbledon eigentlich ausgehen, oder?
Es ist natürlich ein Ziel. Aber ich will dort nicht nur im Hauptbewerb dabei sein, sondern vor allem meine Leistungen bringen. Dann passt auch das Ranking besser und ich muss mir keine Sorgen machen, dass ich bei den Grand Slams nicht hineinkomme.
Dass du bei den Australian Open nicht starten wirst, wissen wir schon, aber noch nicht, wo du denn die Saison eröffnest.
Ich werde mit dem Heilbronn-Challenger(ab 20. Jänner; Anmerkung)beginnen und danach zu vier ATP-Turnieren nach Südamerika aufbrechen. Vielleicht komme ich in Viña del Mar sogar in den Hauptbewerb hinein, dann geht’s weiter nach Buenos Aires, Rio de Janeiro und Acapulco oder Sao Paulo. Alles weitere wird man dann sehen.(Foto: GEPA pictures)
Das Gespräch führte Manuel Wachta.