In Gedanken bei der Oma: Ukrainische Tennisprofis spielen für die Heimat

Der Krieg in der Heimat tobt weiter, am anderen Ende der Welt spielen die ukrainischen Tennisprofis für den Stolz ihres Landes - und überzeugen zum Auftakt.

von Stefan Bergmann
zuletzt bearbeitet: 15.01.2024, 13:27 Uhr

© Getty Images
Die ukrainischen Damen zeigen in Melbourne starke Leistungen und nutzen die Plattform um Aufmerksamkeit für den Krieg in ihrer Heimat zu schaffen

Dayana Yastremska weilt 15.000 Kilometer von ihrer Heimat entfernt, doch die Gedanken der Ukrainerin schweifen in Melbourne ununterbrochen ab zu ihrer Familie. Als sie gerade zum Tennisspielen nach Australien gekommen war, "traf eine Rakete das Haus meiner Oma", erzählte die 23-Jährige nach ihrem Einzug in die zweite Runde bei den Australian Open: "Nur ein paar Sekunden über die Ukraine zu sprechen, ist nicht genug."

Die Qualifikantin hatte zum Auftakt des zweiten Turniertages mit einer famosen Leistung die Wimbledon-Siegerin Marketa Vondrousova 6:1, 6:2 entzaubert, sie steht zusammen mit Elina Svitolina und vielen weiteren für die ukrainische Frauen-Power in Melbourne. Doch der Blick geht immer wieder nach Hause.

"Das Mindeste, was ich tun kann"

"Ich vertrete ein Land, das sich im Moment im Krieg befindet", sagte Svitolina vor dem Turnier. Die Weltranglisten-24. ist die bekannteste ukrainische Tennisspielerin, sie sehe, "dass viele Menschen meine Ergebnisse verfolgen, und ich spüre die Unterstützung der Ukrainer auf der ganzen Welt."

Auch Svitolina, Wimbledon-Halbfinalistin von 2023, erreichte beim ersten Major-Turnier des Jahres am Montag die zweite Runde. Sie vermisse ihr Land, sagte Svitolina vor wenigen Wochen, sie habe das Gefühl, dass "die Nutzung meiner Plattform das Mindeste ist, was ich für mein Land und mein Volk tun kann."

Prioritäten verschieben sich

Oft schon tauschte sich Svitolina mit Präsident Volodymyr Zelensky aus. Sie tut viel, hielt beispielsweise Spendenveranstaltungen ab und fordert immer wieder auch den Ausschluss von russischen Athleten, die sich nicht von den kriegerischen Handlungen distanzieren, für Paris 2024.

Der russische Angriffskrieg in ihrer Heimat ist allgegenwärtig. Im November übergab Svitolina in Kiev den Pokal für ein von ihr gesponsertes Mädchen-Turnier in einem Luftschutzbunker, weil an der Oberfläche der Raketenalarm dröhnte. "In diesen Momenten verschieben sich meine Prioritäten", sagte Svitolina, die im Oktober 2022 Mutter geworden war und im Vorfeld der Australian Open mit Angelique Kerber trainierte.

Aufmerksamkeit auf die prekäre Lage lenken

In Marta Kostyuk und Lesia Tsurenko qualifizierten sich noch zwei weitere Ukrainerinnen für die zweite Runde, das ukrainische Frauen-Tennis entwickelt sich weiter - und will Aufmerksamkeit für die prekäre Lage in der Heimat schaffen.

"Wir müssen uns daran erinnern und der Ukraine so viel Unterstützung wie möglich geben", forderte Yastremska, die "stolz" auf ihr Land und die Menschen in der Ukraine ist. Problematisch könnte es in Melbourne werden, wenn eine Ukrainerin auf eine Russin trifft - so wie es Kostyuk in der dritten Runde gegen Elina Avanesyan "drohen" könnte. Dann werden die Gedanken an die Heimat automatisch wieder hochkommen.

Hier das Einzel-Tableau aus Melbourne.

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15.01.2024, 14:10 Uhr
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