Kontinental-Teilnehmer für Paris 2024 stehen fest – oder auch nicht?
Für die Teilnahme am olympischen Tennisturnier in Roland Garros 2024 hat die ITF für die jeweiligen Sieger:innen der Kontinental-Wettkämpfe Spots vorgesehen. Mit dem Triumph bei den Events in Afrika, Asien und Panamerika alleine ist es jedoch noch nicht getan.
von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet:
10.08.2024, 13:13 Uhr
Um sich darüber zu informieren, wer letztlich alles in Paris beim Olympischen Tennisturnier 2024 aufschlagen wird, erfordert es schon eine nähere Betrachtung aller Regularien, die sich die ITF dafür ausgedacht hat. Am verständlichsten ist natürlich, dass die 56 besten Spielerinnen und Spieler, die am Stichtag 10.06.2024 direkt nach den French Open im WTA- bzw. ATP-Ranking platziert sind, in Paris an den Start gehen werden. Zusätzlich gibt es noch zwei Wildcards für ehemalige Grand-Slam- oder Olympiasieger:innen, die sich über die Rangliste nicht direkt qualifizieren. Ein weiterer Platz im Hauptfeld ist für Ausrichter Frankreich vorgesehen, zudem gibt es einen sogenannten Universalitäts-Platz, der an ein teilnehmendes NOK-Mitglied vergeben wird.
Als weitere sportliche Möglichkeit, sich für den olympischen Tennis-Showdown zu qualifizieren, schuf die ITF insgesamt jeweils vier Startplätze für die erfolgreichsten Spieler:innen bei den jeweiligen Kontinental-Wettkämpfen. Jedoch ist der Triumph bei diesen Veranstaltungen noch nicht der automatische Freifahrtschein für Olympia 2024, da es zusätzlich noch eine Ranking- und eine Quotenregelung einzuhalten gilt.
Okutoyi und Echargui siegen in Afrika
Besonders interessant wird die Ranking-Regelung bei den Triumphator:innen der Afrika-Spiele, die im Ghanaischen Accri ausgetragen wurden, zu beobachten sein. Bei den Herren triumphierte der Tunesier Moez Echargui, der sich im Finale gegen den Südafrikaner Benjamin Lock durchsetzen konnte. Als aktuelle Nr. 314 im ATP-Ranking würde er momentan als Teilnehmer im Hauptfeld feststehen. Aber allzu sicher darf sich der 31-jährige noch nicht sein, da die Grenze für die Inanspruchnahme dieses Spots an besagtem Stichtag bei Platz 400 der Weltrangliste liegt. Noch wesentlich mehr Arbeit hat die Siegerin im Damen-Wettbewerb vor sich. Dort holte sich die 20-jährige Angella Okutoyi mit dem Final-Erfolg gegen die Ägypterin Lamis Elhussein Abdelaziz den Titel. Da die Kenianerin, die 2022 bereits den Juniorinnen-Doppel-Titel in Wimbledon erringen konnte, im WTA-Ranking aktuell auf Position 538 steht, muss sie sich den Platz bei Olympia erst noch mit guten Resultaten auf der Tour verdienen.
Zheng und Zhang vertreten Asien
So gut wie sicher werden Qinwen Zheng und Zhizhen Zhang aus China bei Olympia aufschlagen, die bereits 2022 bei den alle vier Jahre stattfindenden Asien-Spielen triumphieren konnten. Als Nr. 8 der Weltrangliste wäre die 21-jährige Zheng auch über ihr Ranking bereits direkt qualifiziert, ebenso wie der auf Platz 49 geführte Zhang.
Südamerika dominiert bei den Panamerika-Spielen
Insgesamt je zwei Startplätze für Olympia werden für die jeweiligen Finalist:innen der Panamerika-Spiele ausgelobt, die im letztjährigen Herbst in Santiago de Chile ausgetragen wurden. Dort gilt es für die jeweiligen Endspiel-Teilnehmer:innen die Quotenregelung mit maximal vier Spieler:innen pro Nation zu beachten. Bei den Herren siegte der Argentinier Facundo Diaz Acosta gegen den Chilenen Tomas Barrios Vera. Als Nr. 55 der Welt ist der 23-jährige Diaz Acosta als argentinische Nr. 4 aktuell in Paris mit dabei, hat aber den nur fünf Ränge schlechter platzierten Mariano Navone noch im Nacken. Auch der 26-jährige Barrios Vera ist aktuell die Nr. 4 seines Landes, hat aber als Nr. 107 vom nächstplatzierten Gonzalo Lama auf Rang 524 wohl nichts mehr zu befürchten. Bei den Damen sind wohl die Siegerin Laura Pigossi aus Brasilien und die argentinische Finalistin Maria Carle als jeweilige Nr. 2 ihres Landes kaum mehr von Olympia zu verdrängen.
Es stellt sich natürlich die Frage, ob die Ranking-Quote zur Teilnahme bei Olympia Sinn macht. Ist die hoch veranlagte Okutoyi, die mit einem Juniorinnen-Grand-Slam-Titel dekoriert wohl eine große Zukunft im Tennis haben dürfte, als Afrika-Meisterin für Olympia weniger interessant, weil es am Stichtag womöglich um ein paar Plätze im Ranking nicht reicht? Gerade der olympische Gedanke „Dabeisein ist alles …“ zeugt vom Gegenteil, waren es in der Vergangenheit auch Teilnehmer wie „Eddie the Eagle“ oder die „Cool Runnings“, die neben den sportlichen Höchstleistungen die besonderen Geschichten bei Olympia schrieben.