Lucas Pouille - „Sonst wäre ich in einer Anstalt gelandet“

Lucas Pouille, ehemals Mitglied der ATP-Top-Ten, nimmt nach einer schwierigen Zeit noch einmal einen Anlauf im professionellen Tennis. Mit einem großen Ziel.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 28.03.2023, 11:58 Uhr

Lucas Pouille möchte es noch einmal versuchen
© Getty Images
Lucas Pouille möchte es noch einmal versuchen

Es gab Zeiten, da schien Lucas Pouille unaufhaltsam auf dem Weg an die absolute Weltspitze zu sein. 2018 konnte der Franzose erstmals in die Top Ten einziehen, gewann in jenem Jahr in Montpellier seinen fünften und bislang letzten Titel auf der ATP-Tour. Wenige Tage danach erreichte Pouille in Dubai noch einmal ein Finale, auch das sollte bis heute das letzte gewesen sein.

Danach ging es mit dem mittlerweile 29-Jährigen bergab, in der gesamten Saison 2021 gelangen Lucas Pouille nur fünf Siege auf der Tour. Immerhin: Privat schien alles in Ordnung zu sein, Pouille hat durfte sich mit seiner Frau Clemence über die Geburt von Tochter Rose freuen.

Aber was weiß man schon aus der Ferne?

In Wahrheit ist es Pouille während der letzten Jahre nämlich gar nicht gut gegangen, wie er nun gegenüber der französischen L´Équipe erklärte. „Ich begann, eine dunklere Seite zu haben, und ich geriet in eine Depression, die mich dazu brachte, eine Stunde pro Nacht zu schlafen und alleine zu trinken. Ich versank in etwas Gruseliges. Für meine geistige Gesundheit habe ich mit dem Tennis aufgehört. Sonst wäre ich in einer Anstalt gelandet.“

Was ihn so weit gebracht hatte? Dass er nicht mehr in großen Stadien, sondern auf der Challenger-Tour um jeden einzelnen Punkt kämpfen musste. „Es ist furchtbar, weil ich in meinem Kopf immer noch Top Ten bin. Wenn man Domi (Thiem) ud Stan (Wawrinka) sieht, möchte ich mir gar nicht vorstellen, was die beiden durchmachen. Ich habe mein Ranking seit letztem Mai nicht gecheckt. Ich habe alle Sponsoren bis auf die Kleidung verloren. Wenn man so viele große Emotionen durchlebt hat, ist es schwierig

Lucas Pouille möchte zu Olympia

Zu Beginn des Jahres startete Pouille bei drei Turnieren der Challenger-Tour, erreichte in Quimper immerhin das Viertelfinale. Kommt da noch was? Ein großes Ziel hat Lucas Pouille jedenfalls für sich definiert: Olympia 2024 in Roland Garros. „Zehn Tage vor Paris-Bercy hat mich Pierre-Hugues (Herbert) gefragt, ob wir ein paar Bälle schlagen. Und es hat sich gut angefühlt. In Bercy hat man mich dann nach den Olympischen Spielen gefragt, bei denen ich noch nie gespielt habe. Es hat Klick gemacht. Ich habe meiner Frau gesagt, dass ich es mit Tennis noch einmal versuchen werde. Sie war überglücklich. Ich denke jeden einzelnen Tag an Paris 2024.“

Dass diese Sache einen gewaltigen Haken hat, weiß Lucas Pouille, der aktuell an Position 459 der ATP-Charts geführt wird, natürlich selbst. Denn zum einen müsste er in diesem oder dem kommenden Jahr im Davis Cup angetreten sein. Und dann sollte er ja auch unter den französischen Spielern ziemlich weit vorne liegen. Dafür braucht man im Moment viel Fantasie.

von Jens Huiber

Dienstag
28.03.2023, 10:55 Uhr
zuletzt bearbeitet: 28.03.2023, 11:58 Uhr