Machen Gauff und Gilbert auch 2024 gemeinsame Sache?
Der Erfolgslauf von Coco Gauff und Brad Gilbert sollte eigentlich für eine weitere Zusammenarbeit sprechen. Für den Herbst 2023 sollte diese wohl auch stattfinden, über 2024 wird offenbar verhandelt.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
17.09.2023, 13:36 Uhr
Wie macht dieser Mann das bloß? Brad Gilbert scheint so etwas wie der Major-Flüsterer zu sein - speziell, was die US Open angeht.
1994 hatte er im Frühjahr seine Zusammenarbeit mit Andre Agassi begonnen - legendär das erste Treffen der beiden in einem Restaurant in Key Biscayne. Und ein halbes Jahr später? Siegte Agassi als Ungesetzter in Flushing Meadows. 2003 begann Gilbert zur Rasensaison mit Andy Roddick zu arbeiten - und der siegte nach einer tollen Zeit auf Gras dann auch in New York und krönte sich zur Nummer 1. Und nun: ein paar Wochen an der Seite von Coco Gauff - und ebenfalls der große Sieg im Big Apple.
Wie Roddick kürzlich erklärte, schaffe es Gilbert, komplizierte Dinge unglaublich zu vereinfachen. Dazu kommt der messerscharfe Verstand des Buchautors ("Winning ugly"), der die Schwächen der Gegner zu aktiven Zeiten selbst gnadenlos ausgenutzt hatte und seine Schützlinge dafür ebenso sensibilisiert.
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Gauffs Vorhand bleibt erstmal die alte
Er lege es zudem drauf an, von einem Match zum anderen zu schauen, sagte Gilbert nun in einem Gespräch mit der WTA. "Hier ist der Gegner, hier ist das Match", so Gilbert. "Im Moment leben, darauf kommt es an."
Die Arbeit mit dem Trainerkollegen Pere Riba laufe ebenso konstruktiv. Riba sei sehr detail-orientiert, lege viel Struktur ins Training. Man spreche viel miteinander, versuche Gauff einzelne Hinweise zu geben. Die Vorhand, bei Gauff als große Schwäche thematisiert? Habe er nicht angefasst. "Das geht nicht einfach so im Vorbeigehen", sagt Gilbert. Man könne auch einen extremen Griff, wie Gauff ihn habe, nicht einfach ändern, ohne den gesamten Schwung anzugehen. Aktuell denke er, dass eine Änderung hier auch nicht nötig sei.
Vielmehr habe man kleine Dinge angepasst, wie den Return von weiter hinten, manchmal etwas mehr Bogen beim Schlag, mehr aus den Beinen heraus spielen, die Beinarbeit generell, riskanter servieren in bestimmten Situationen und bestimmte Entscheidungen zu treffen. Mit Erfolg. Auch wenn Coco Gauff nach ihrem US-Open-Sieg klarstellte, dass Papa Corey eigentlich der Mann ist, der für ihren Sieg verantwortlich sei.
x.com/bgtennisnation/status/1698532592209875116
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Probleme lösen und an schlechten Tagen auch siegen
Brad Gilbert selbst verlässt sich bei seiner Tätigkeit weniger auf die immer mehr werdenden Daten als auf sein Scouting. "Ich coache viel nach Bauchgefühl." Ohnehin gehe es darum, Probleme zu lösen - oder wie er sonst immer predigt: Die Kunst ist es, auch an schlechten oder mittelmäßigen Tagen ein Match zu gewinnen.
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Die Atmosphäre zwischen den beiden scheint ohnehin fantastisch. Gauff berichtete während der US Open ausführlich von den Gilbert-Spleens - dem ständigen Zur-Verfügung-stellen von Jolly-Ranchers-Bonbons, dem Zusenden alter Playlists (Eagles, Tom Petty, Bruce Springsteen), der Vorliebe für ungerade Zahlen und Gilberts frühen Spaziergängen, schließlich schlafe er kaum.
Wie es nun weitergeht nach den Probewochen, in denen er "nur" als Berater dabei war? Er sei für die finalen Turniere in Peking und Cancun parat, versicherte Gilbert nun.
Und 2024? "Ich hoffe es", so der Meistercoach. "Wir arbeiten daran."