Marseille-Turnierdirektor über Djokovic - "Grenzt an einen Guru"
Jean-Francois Caujolle, Turnierdirektor des ATP-Tour-250-Events in Marseille, hat in einem Interview mit der L´Équipe in Richtung Novak Djokovic ausgeteilt. Aber auch Roger Federer und Rafael Nadal nicht von seiner Kritik ausgenommen.
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
24.06.2020, 19:20 Uhr
Das Risiko, wonach es sich Jean-Francois Caujolle endgültig mit Novak Djokovic verscherzen könne und dieser aus Ärger nicht zum von Caujolle geleiteten ATP-Tour-250-Turnier nach Marseille kommen könnte, ist gering: Der Terminplan der ATP-Tour hat Marseille in einen Zeitraum platziert, in dem Djokovic sich in schöner Regelmäßigkeit von einem Triumph bei den Australian Open erholt. Und so hat Caujolle frei von irgendwelchen Zwängen seine Einschätzung zu den Ereignissen der vergangenen Tage rund um die Positiven COVID-19-Tests von Djokovic, Borna Coric, Viktor Troicki und Grigor Dimitrov abgegeben, in einem Interview mit der französischen L´Équipe.
"Es erinnert mich an das Gleichnis vom Turm von Babel, in dem sich die Menschen so hoch wie die Götter erheben wollten. Dort hat man den Eindruck, Djokovic habe sich über bestimmte Naturgesetze gestellt", erklärte Caujolle also. Djokovic halte sich selbst für unsinkbar. Als Beleg dafür wertete Caujolle auch die Auftritte des Weltranglisten-Ersten bei Instagram, in denen Djokovic unter anderem meinte, dass verschmutztes Wasser nur mit der Kraft der Gedanken in sauberes, ja, heiliges Wasser umgewandelt werden könne. "Er hat eine messianische Seite. Für mich grenzt er an einen Guru."
Tadel für Federer, Nadal - Lob für Kyrgios
Problematisch seien aus Sicht von Jean-Francois Caujolle die Ansichten des Weltranglisten-Ersten vor allem auch hinsichtlich dessen Vorbildwirkung. "Persönlich denken Sie vielleicht, dass es nicht nötig ist, sich impfen zu lassen, oder dass Sie sich durch die Einnahme von Pflanzen selbst behandeln können. Aber wenn man andere Menschen ins Spiel bringt und die Verantwortung für das trägt, was man vertritt, gibt es Positionen, die man nicht einnehmen darf."
Bei der Frage, ob Djokovic als Vorsitzender des ATP-Spielerrats noch tragbar sei, weitete Caujolle seine Kritik dann auch auf zwei andere Legenden aus. "Ich würde gerne von Tsonga, Monfils, Federer, Nadal hören. Ich würde diese Jungs jetzt gerne sagen hören: "Zu viel ist zu viel"." Lob bekommt dagegen Nick Kyrgios: "Wir nehmen ihn nicht ernst, aber während der Brände in Australien oder im Covid sammelte er Geld. Der Typ ist altruistisch und zeigt viel Menschlichkeit. Er ist ein Typ mit Substanz."