Nastasja Schunk vorm Porsche Tennis Grand Prix: „Meine Familie dachte, ich sei verrückt geworden“

Nastasja Schunk aus dem Porsche Talent Team startet dank einer Wildcard in der Qualifikation beim Porsche Tennis Grand Prix (ab 17. April). Die 17-Jährige hat im vergangenen Jahr den vierten Platz bei der German Pro Series gefeiert und das Finale der Deutschen Meisterschaften erreicht. Aktuell steht sie im Junior-Ranking auf Platz 75, in der WTA-Weltrangliste belegt sie Rang 969.

von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet: 10.04.2021, 22:30 Uhr

Nastasja Schunk
© Mathias Schulz
Nastasja Schunk

Nastasja, wir erreichen dich in Stuttgart – wieso das?

Wir sind gerade alle in Stuttgart, bei den Leistungsdiagnostiktests. Dazwischen trainieren wir zusammen. Regulär spiele ich bei der BASF Ludwigshafen, dort wohne ich auch in der Nähe. Aber in den letzten Wochen habe ich schon öfters in Stuttgart mit Barbara Rittner trainiert. Sie hatte mich auch angerufen, weil Andrea Petkovic jemanden zum Trainieren gesucht hat. Das hat mich sehr gefreut. In Stuttgart waren wir dann drei Tage zusammen, da habe ich sie ganz gut kennengelernt./

Was nimmt man mit nach drei Tagen Training mit einer Spitzenspielerin?

Spielerisch kann man sich viel abschauen, aber auch einige Dinge neben dem Platz. Sie hatte über diese Tage auch keinen Trainer dabei, da war es interessant zu erleben, wie sie alles für sich durchgezogen hat. Aber klar, sie ist schon etwas älter, hat die entsprechende Erfahrung. Sie hat mir auch Tipps gegeben, das war echt cool.

Du hast im letzten Jahr bei der German Pro Series den vierten Platz erreicht – mit starken Spielen, einer knappen Niederlage gegen Mona Barthel, mit einem Sieg über Laura Siegemund. Warst du überrascht, so gut mithalten zu können?

Das Schwierige war der Anfang, wir hatten aufgrund der Corona-Auszeit eine Weile keine Turniere gespielt, hatten keine Matchpraxis. Ich hatte im Training das Gefühl, dass ich gut spiele, ich habe mich gut gefühlt. Aber letztlich wusste ich nicht, wo ich stehe. Durch die vielen Matches bin ich aber gut reingekommen. Laura hatte ich schon vorher spielen sehen und wusste, dass ich Chancen habe, wenn ich gut spiele. Das Schwierige ist, dass sie ein sehr unangenehmes Spiel hat, einen aus der Fassung bringen kann.

Du hast 2020 auch mit den ersten ITF-Turnieren bei den Damen begonnen, bist dort ebenfalls gut gestartet mit zwei Halbfinals.

Einmal habe ich gegen Noma Noha Akugue verloren, beim anderen wäre aber mehr drin gewesen, da war ich schon sehr enttäuscht. Aber rückblickend bin ich zufrieden: Zwei Halbfinals bei den ersten 15.000ern, das war ganz gut.

Zusammen mit Noma hast du eine Wildcard für die Qualifikation beim Porsche Tennis Grand Prix bekommen. Wie hast du davon erfahren?

Barbara hat mich angerufen und es mir gesagt. Gerechnet habe ich damit gar nicht. Am Telefon habe ich noch versucht, relativ ruhig zu bleiben. Aber als ich aufgelegt habe, dachte meine Familie wohl, ich sei verrückt geworden, weil ich mich so riesig gefreut habe (lacht). Ich bin mega froh, dabei zu sein!

Hast du einen Bezug zum Turnier, warst du schon als Zuschauerin dort?

Ja, ich kenne Anke Huber ein bisschen. Sie hat mir mal Karten gegeben. Einmal war ich mit meinem Vater da, und vor zwei Jahren hatte ich auch Tickets, da durfte ich sogar runter zu den Spielerinnen, das war echt cool.

Nastasja Schunk
© Claudio Gärtner

Nastasja Schunk

Wie sieht dein Plan für diese Saison aus?

Die Junior-Grand-Slams stehen auf dem Programm – wenn sie stattfinden und ich reinkomme. Ansonsten versuche ich, mehr ITF-Damenturniere zu spielen. Aber es ist aktuell schwierig, sie sind sehr gut besetzt, da muss ich erst durch die Qualifikation. Also dort drei Matches gewinnen, dann noch mindestens eines im Hauptfeld, um überhaupt einen Punkt für die Weltrangliste zu erhalten. Das ist recht mühsam.

Sind die ITF-Turniere aktuell besser besetzt als üblich, weil es wegen der Coronapandemie weniger Spielmöglichkeiten gibt?

Auf jeden Fall, von der Besetzung her kann man das nicht mit dem vergleichen, wie es vor Corona war. Generell bin ich beim Reisen aber recht entspannt. Wir machen regelmäßig Tests. Aber es ist mir auch schon passiert, dass ich aus Spanien zurückfliegen wollte, alleine am Flughafen stand und ich nicht mit durfte, weil ich einen PCR-Test brauchte – ich dachte, den muss man erst in Deutschland machen. Aber das war drei Tage vorher geändert worden. Ich konnte dann erst zwei Tage später zurückfliegen.

Hast du eigentlich Vorbilder oder Lieblingsspielerinnen?

Vorbilder habe ich nicht, aber ich mag das Spiel von Naomi Osaka und Bianca Andreescu. Wobei ich mein eigenes Spiel spielen will, mit schnellen Grundschlägen und gutem Aufschlag.

Du bist Linkshänderin. Merkt man da einen Vorteil?

Früher fand ich das extremer, weil da kaum jemand mit Linkshändern gespielt hat. Je höher das Niveau aber ist, umso mehr egalisiert sich das. Viele sagen zwar, sie fänden es schlimm, gegen uns zu spielen (lacht). Aber irgendwann gewöhnen sie sich dann leider doch dran.

Nastasja, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg in Stuttgart!

von Florian Goosmann

Donnerstag
08.04.2021, 20:05 Uhr
zuletzt bearbeitet: 10.04.2021, 22:30 Uhr