Novak Djokovic: "Selbstvertrauen ist eine komplizierte Sache..."
Novak Djokovic über den langen Weg zu alter Form und die Wichtigkeit eines Grand-Slam-Titels.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
09.08.2018, 11:48 Uhr
Novak Djokovic ist einer, der öfter mal schöne Sätze sagt. "Difficult roads lead to beautiful destinations" - "Schwierige Wege führen zu wundervollen Orten", philosophierte er vor gut einem Jahr, als er sich von seinem Coaching-Team getrennt hatte und auf der Suche nach seinem alten Ich befand. Mit dem Wimbledonsieg vor einem Monat scheint er an einem der besagten "wundervollen Orten" angekommen zu sein.
Djokovic ist wieder da, er überzeugte bislang auch in Toronto mit den Siegen über Mirza Basic und Peter Polansky im Einzel, wenn auch nicht zwingend spielerisch. Beim Masters-Turnier in Kanada gab er zudem erneut einen klugen Satz zu Protokoll, den viele Sportler wohl unterschreiben würden: "Selbstvertrauen ist eine verzwickte Sache", sagte Djokovic zu Beginn der Woche, "es dauert eine lange Zeit, es zu bekommen. Und es braucht nur kurz, um es zu verlieren." Wer sich an den Djokovic der Jahre 2014 und 2015 erinnert - und mit dem im Jahr 2017 vergleicht, der weiß, was er meint.
Djokovics Problem mit der Konstanz
"Es ist frustrierend, wenn man sieben oder acht Jahre lang so stark spielt und weiß, dass dieses Level über mehrere Monate hinweg nicht da ist. Ich habe so hart gearbeitet, vielleicht stärker als je zuvor, aber ich habe es nicht hinbekommen, das gewünschte Level zu erreichen", erklärte er seine schwierige Zeit rund um die Ellenbogen-OP weiter. All dies sei mental hart gewesen, aber, typisch Djokovic, "eine große Lektion und Herausforderung". "Ich musste es akzeptieren und damit umgehen. Geduldig sein und dem Lauf der Dinge vertrauen, dass alles wieder klappt - was der Fall war."
Speziell zwei, drei Matches am Stück konstant zu spielen, sei die große Schwierigkeit gewesen. Durch seinen Sieg an der Church Road aber habe sich alles verändert. Er gehe nun optimistischer ran, obwohl er das generell immer getan habe. "Aber mit einem Grand-Slam-Titel in der Tasche ist es noch mal was anderes."
Apropos "beautiful destinations": Wo der Weg für Djokovic in diesem Jahr endet, wird spannend zu beobachten sein. Im aktuellen Jahresranking, dem ATP Race to London, steht der Djoker mit 3.355. Punkten auf Rang fünf, Führender ist Rafael Nadal mit 5.760 Zählern. Hält Djokovic seine aktuelle Form auch auf den amerikanischen Hartplätzen, seinem gewohnt starken Terrain, und insbesondere bei den US Open... wäre selbst die Weltranglistenspitze zum Jahresende für ihn wohl keine Überraschung mehr. Aber sicherlich ein wundervoller Ort zum Überwintern.