Oldie Vitali Shvets: "Ich habe noch Spaß, gegen die jungen Leute zu spielen"

Die Turniere der ITF World Tennis Tour waren früher als „Futures“ im Tenniskalender bekannt und werden auch noch heute bei den Spielern häufig so genannt. Wie der Name vermuten lässt, sollen diese Events vorrangig als Sprungbrett für Athleten dienen, denen noch eine größere Zukunft im Profisport bevorsteht. Aber es tummeln sich nicht nur aufstrebende Teenager auf der ITF World Tennis Tour, sondern auch Spieler, die länger verletzt waren und an ihrem Comeback feilen, oder auch Profis, die diesen Sprung schlichtweg verpasst haben. 

von Florian Heer aus Madrid
zuletzt bearbeitet: 06.09.2024, 23:08 Uhr

Vitali Shvets
© Florian Heer
Vitali Shvets

Manchmal gibt es auch Turnierteilnehmer, die in keine dieser Kategorien passen. Dazu gehört wohl auch Vitali Shvets. Mit 43 Jahren ist der gebürtige Weißrusse mit Sicherheit einer der Routiniers des Circuit, doch eigentlich ist er als Coach mit seinem russischen Schützling Kirill Mishkin unterwegs. Da er allerdings noch Spaß am Wettkampf verspürt und es auch durchaus mit vielen der weitaus jüngeren Cracks aufnehmen kann, steht Shvets noch bei vielen Turnieren selbst auf dem Platz. 

Ungleiches Duell bei der Copa Alameda

So auch in der Qualifikation am vergangenen Wochenende bei der Copa Alameda in Madrid. In der ersten Runde des ITF World Tennis Tour M15 Events bekam er es mit dem 21-jährigen Spanier Erik Larsson zu tun. Ausgestattet mit einem „James Blake Gedächtnisstirnband“ - bei übrigens gleicher Frisur wie der Ex-Profi aus den Vereinigten Staaten - und „Shorts“, die fast bis über die Knie reichen, steht die ehemalige Nummer 344 ATP-Weltrangliste in der brütenden Mittagshitze in der spanischen Hauptstadt auf dem Center Court des Tenis Club Alameda. 

Es wird deutlich, dass Shvets nicht mehr der Schnellste auf dem Court ist. Dass er aber einst unter den Top 400 der Welt stand, kann man insbesondere an seiner pfeilschnell und flach geschlagenen Vorhand ablesen. Diese beschert ihm einige Winner und lässt seinen jungen Gegner häufig alt aussehen. Mit einem souveränen 6:3, 6:1 verlässt er schweißgebadet, aber glücklich den Platz.

„Ich war heute nicht so fit. Vielleicht war es etwas zu heiß, aber mein Gegner war nicht so gut und ich konnte somit das Match gewinnen, ohne mein bestes Tennis abzurufen“, fasst Shvets in sehr gutem Deutsch die Partie hinterher zusammen. 

„Ich habe noch Spaß, gegen die jungen Leute zu spielen, auch wenn ich sicherlich nicht mehr so fit wie sie bin. Mit einer Kombination aus Aufschlag und Vorhand versuche ich, die Ballwechsel kurz zu halten.“

Shvets mit Erfolgen in Deutschland

Ende der 1990er bis 2003 lebte Shvets in Berlin und hat für den LTTC Rot-Weiß in der Bundesliga gespielt. „Es war eine sehr schöne Zeit und ich hoffe in Zukunft auch mal wieder zurückzukehren, um alte Freunde wieder zu treffen.“

Shvets gewann insgesamt drei Turniere auf dem Pro-Circuit. Seinen letzten Titel errang er 2002 beim Futures im hessischen Leun. Aber wie kam es zu einem abruptem Karriereende im darauffolgenden Jahr?

„Es gab keinen bestimmten Grund und ich war auch nicht verletzt“, versucht Shvets zu erklären. „Ich war jung und konnte auf Turnieren und auf Vereinsebene Geld verdienen. Damals war ich allerdings nicht mit meinem Ranking und der finanziellen Situation zufrieden. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, würde ich weiterspielen.“

2003 ist Shvets schließlich nach Russland gezogen und begann dort als Tennis-Coach zu arbeiten. Vor gut fünf Jahren hat ihn die Motivation jedoch erneut gepackt und greift seitdem wieder häufig ins Turniergeschehen ein. Als Nummer 687 der ITF-Weltrangliste kann er an vielen Events in der Qualifikation starten. Außerdem tritt er im Doppel an der Seite Meshkins an.

„Ich habe zu früh aufgehört und einfach nicht genug gespielt und war wieder hungrig“, erklärt Shvets, der mit seinem Protegé seit 2019 auch in Valencia an der Lozano-Altur-Academy trainiert.

Niederlagen gegen Schützling

Und wer gewinnt im Duell der Generationen? „Kirill gewinnt“, lautet die prompte Antwort des Routiniers. „Wir sind auch bereits ein paar Mal aufeinandergetroffen und er hat sich jedes Mal durchgesetzt. Er ist ein guter Junge und hat bereits einen Weltranglistenpunkt errungen. Allerdings muss er noch weiter hart arbeiten.“ 

Bei der Copa Alameda war übrigens in der folgenden Runde Schluss für Shvets. Der 23-jährige Finne Peetu Pohljola war dann schließlich eine Nummer zu Groß und siegte mit einem glatten 6:2, 6:1. 

von Florian Heer aus Madrid

Samstag
07.09.2024, 08:50 Uhr
zuletzt bearbeitet: 06.09.2024, 23:08 Uhr