Österreichs Tennis trauert um Lance Lumsden
von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet:
19.06.2011, 18:52 Uhr
Der österreichische Tennissport hat eine der schillerndsten Persönlichkeiten und einen der wichtigsten Tennis-Journalisten des Landes verloren. Lance Lumsden ist am Wochenende in Jamaika im 71. Lebensjahr an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben. Als Jahrzehnte langer Wegbegleiter blickt Andreas Du-Rieux „in Memoriam“ auf einen außergewöhnlichen Menschen zurück.
In Memoriam Lance Lumsden
Die erschütternde Meldung schlägt ein, wie der Blitz aus heiterem Himmel: Lance Lumsden ist tot.
Tief betroffen möchte ich seiner Familie und Allen ihm nahe Stehenden mein herzliches Beileid bekunden.
Lancelott Lumsden war eine der schillerndsten, unterhaltsamsten Persönlichkeiten, die den internationalen Tennissport je bereichert haben.
Als ehemaliger jamaikanischer Daviscupper hat er selbst alle bedeutenden Schauplätze gekannt, alle großen Turniere bestritten und war in der Folge bis zuletzt mit größter Leidenschaft und Begeisterung, mit der ihn auszeichnenden Mischung aus Charme, Witz und Wissen vertreten.
„Wo ist eigentlich der Lance, er gehört doch wie der Eiffelturm nach Paris?“, fragte ich in die Runde der Kollegen vor Ort.
Niemand hatte eine Ahnung von der heimtückischen Krebserkrankung. Niemand hätte gedacht, dass er von seiner Reise nach Jamaika, die er nach dem Daviscup gegen Frankreich angetreten hatte, nicht mehr zurückkehren würde. Beiläufig erfuhr ich unlängst telefonisch von Raimund Stefanits, dessen Schützling Babsi Haas beim Jugendbewerb am Start war, dass es Lance gesundheitlich schlecht ginge. Mehr wollte und konnte Raimund nicht sagen, weil sein Freund ihn darum gebeten hatte.
Und wieder war es Raimund Stefanits, der nun die erschütternde Nachricht überbracht hat. Es fiel mir selten so schwer, emotional durcheinander, ergriffen und ungläubig, über etwas zu berichten. Jeder der Lance gekannt hat, kann dies wohl nachvollziehen!
So sind es Fragmente aus Erinnerungen, gemeinsamer Erlebnisse, die mir spontan durch den Kopf gehen.
Einst hatte ich die Ehre am VIP-Turnier des mittlerweile nicht mehr existierenden legendären Pfingstturniers in Gars am Kamp teilnehmen zu dürfen. Als Volontär im ORF-Archiv sowie als Assistent der TV-, Tennis-Granden Krynedl und Zimmer tätig, durfte ich tatsächlich an der Seite von Star Kameramann Gerry Mörth antreten. Zugegen waren darüber hinaus weitere wirklich very important People, wie etwa Kammerschauspieler Honzo Holecek, Teddy Podgorski, Regielegende Lucky Schmidtleitner und eben auch der aus TV und Radio bestens bekannte Lance Lumsden: Entertainer, Sänger, Werbestar und eben richtiger Ex Tennisprofi. Lance hatte damals eine eigene TV-Serie, unter dem Titel HAPPY TENNIS, in deren Rahmen er beschwingt, fröhlich mit sympathischem Akzent und jamaikanischem Schmäh gewürzt, den elitären Tennissport der breiten Masse näher gebracht hat. Es war Anfang der Achtziger des letzten Jahrhunderts - bevor die Musketiere Muster, Skoff, Antonitsch und Schaller den Tennisboom hier zu Lande durch unvorhersehbare, unfassbare Erfolge ankurbeln konnten – als Lance Lumsdens Schaffen dem exotischen Tennissport in Österreich wichtige Impulse verliehen hatte.
In Ehrfurcht erstarrt, zugleich jedoch übermotiviert, brachte ich kaum einen brauchbaren Schlag zu Stande, worauf der gnädig gestimmte Gerry Mörth meinte, es sei keine Schande gegen Lance Lumsden und Franz Krynedl zu verlieren und Lance augenzwinkernd tröstend angefügt hat: „Relax man – wir haben schon bessere gschlagen, und gegen Dein´ Boss sollst lieber eh ned g´winnen.“
Der Ärger war verflogen, ein Star mit mir per Du und – Wauhhh - der war noch dazu genauso lässig wie im Fernsehen.
Alsbald war Lance Lumsden Herausgeber des ersten echten Tennismagazins, das ebenfalls seinem Motto entsprechend: Happy Tennis heißen sollte. Man wird - wie so oft - wohl erst posthum darauf kommen, wie wertvoll das Engagement des nicht unumstrittenen Vorreiters gewesen ist.
Wie ein Fels in der Brandung führte der gewiefte Netzwerker in den letzten Jahren sein etabliertes Magazin auch durch schwierige wirtschaftliche Zeiten, war weitest gehend selbst vor Ort, um das Geschehen hautnah zu verfolgen, Meinungen und Trends zu orten, Neuigkeiten zu erfahren und dies alles gebündelt zu kommunizieren, nicht ohne dabei zu polarisieren.
Unvergessen sind seine Editorial-Kolumnen, in denen oft unverblümt, harsche Kritik zum Ausdruck gekommen ist – versehen jeweils mit dem legendären Schluss: „...aber wen interessiert das schon?“
Ich möchte hier viel mehr zum Ausdruck bringen – mit einem Knödel im Hals und Tränen in den Augen ist es mir aber nicht möglich…
So bleibt mir nur im Sinne aller, die Dich kannten, zum Abschied zu sagen:
„DANKE LANCE – wir werden Dich nie vergessen!“