„Ich bin ein Quarterback mit Blick auf die Gesamtstrategie“

Der persönliche Coach von Andrea Petkovic und Florian Mayer spricht im Interview über die Arbeit mit seinen Klienten und die Belastungen im Tennissport.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 01.02.2012, 09:16 Uhr

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Von Christian Albrecht Barschel

Eine Berufsbezeichnung für Holger Fischer (49) zu finden, ist schwer. Denn der frühere Tennistrainer will sich nicht in eine Schublade stecken lassen. Laut eigener Angabe hat Fischer die Fähigkeit, das wahre Potenzial eines Menschen zu erkennen und zu fördern. Er besitzt die Gabe, die Selbstheilung anzuregen und zu fördern. Zu seinen Klienten zählen viele gestandene Fußballprofis und bekannte Showstars. Auch Deutschlands derzeit beste Tennisspieler Andrea Petkovic und Florian Mayer schwören auf die Fähigkeiten von Fischer.

Herr Fischer, Sie sind persönlicher Coach vonAndrea PetkovicundFlorian Mayer.Beide waren bei den Australian Open verletzungsbedingt nicht dabei. Hatten Sie bereits Kontakt mit den beiden?

Na klar hatten wir Kontakt. Begeistert sind beide mit Sicherheit nicht über ihre Verletzungen. Sonst wären beide keine Profisportler.

Sie gelten als Wunderheiler in der Sportszene und haben den Heilungsprozess bei vielen Verletzungen beschleunigt. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

Ich habe die Gabe, in Menschen etwas zu sehen und zu fühlen und dabei etwas anzuschubsen, dass sich das System selbstreguliert. Allerdings habe ich mit Verletzungen so gut wie nichts mehr zu tun.

Wie können wir uns Ihre Arbeit genau vorstellen?

Wenn man heute nach oben kommen möchte, reicht es nicht mehr aus, wenn man nur Talent hat. Da spielen viele weitere Faktoren eine Rolle. Zum einen die körperlichen Voraussetzungen. Dann die eigene persönliche Situation, die persönlichen Glaubenssätze und Wertvorstellungen. Auch die Eltern, das soziale Umfeld, Geld und der Umgang mit der Öffentlichkeit spielen eine Rolle. Ich bin wie ein Quarterback, der außen vorsteht und letztendlich ein Blick auf die Gesamtstrategie hat. Auf der einen Seite arbeite ich reaktiv, das heißt wenn bestimmte Themen aktuell und zu bearbeiten sind. Auf der anderen Seite arbeite ich proaktiv, damit die Athleten in ihrer persönlichen Entwicklung vorankommen.

Wann haben Sie ihre besondere Begabung entdeckt?

Das lief zufällig. Ich hatte immer schon das Gefühl, dass ich in Menschen viel bewirken kann. Das hat sich mit der Zeit intensiviert.

Einige Sportler bleiben auch mehrere Tage bei Ihnen zu Hause. Was passiert in diesen Tagen?

Das sind verschiedene Dinge, die da passieren. Ich kümmere mich um die Themen, die derzeit aktuell sind. Aber auch um strategische Sachen, wie man mit bestimmten Themen umgeht oder was es zu tun gibt, um sich ganzheitlich weiterzuentwickeln. Das heißt nicht nur den Sport zu sehen, sondern sich auch mit anderen Dingen zu beschäftigen.

Andrea Petkovic kam 2008 nach ihrem Kreuzbandriss als Nummer 570 zu Ihnen. Mittlerweile steht sie in den Top 10. Welchen Anteil haben Sie an ihrem Erfolg?

Das müssen Sie Frau Petkovic bitte selbst fragen (lacht).

Nach dem Ermüdungsbruch von Andrea Petkovic sagen die Ärzte eine Pause von sechs bis acht Wochen voraus. Geht es mit Ihrer Hilfe auch schneller?

Es geht nicht darum, ob es schneller geht, sondern darum, die Botschaften, die so eine Verletzung mitbringt, auch zu erkennen. Für die Zukunft ist es dann wichtig, das eine oder andere zu entwickeln, damit so etwas nicht wieder vorkommt.

Das deutsche Damentennis lag jahrelang brach. Andrea Petkovic löste eine neue Euphorie aus. Derzeit stehen fünf Deutsche in den Top 50. Haben diese Erfolge mit einer Sogwirkung zu tun oder gibt es auch andere Gründe?

Sowohl als auch. Es ist immer so, dass wenn eine hochkommt auch andere im Schatten nachfolgen. Das war in der Vergangenheit auch so. Es ist deutlich einfacher und bequemer, im Schatten hochzukommen. Das kann man schon als Sogwirkung bezeichnen.

Hilft es bei Ihrer Arbeit mit Tennisspielern, dass Sie selbst jahrelang Tennistrainer im Leistungsbereich waren?

Nein, das hilft mir nicht wirklich.

Zu Ihren Klienten gehörten auch viele Fußballer. Sind Tennisspieler denn anders im Umgang als Fußballer?

Grundsätzlich ja. Ein Individualsportler bringt im Normalfall im Vergleich zu einem Mannschaftssportler eine höhere Eigenmotivation mit, um an bestimmten Dingen zu arbeiten.

Gehören neben Petkovic und Mayer weitere Tennisspielern zu Ihren Klienten?

Ja, Martin Fischer aus Österreich ist ein Klient von mir. Das sind die drei Tennisspieler, die es auch der Öffentlichkeit gesagt haben.

Fußballtrainer Christoph Daum meint, dass der Kopf das dritte Bein ist. Stimmen Sie mit dieser Aussage überein?

Ich würde eher sagen, dass die emotionale Ebene das dritte Bein ist.

Welchen Prozentanteil macht Ihrer Meinung nach der mentale und emotionale Bereich am Erfolg eines Tennisspielers aus?

Das ist schwer zu sagen. Das ist von Athlet zu Athlet verschieden.

Von welchem Spieler und welcher Spielerin können sich die deutschen Spieler noch etwas im mentalen Bereich abschauen?

Es gibt bei den Herren die ersten vier der Weltrangliste, die viel richtig machen und von denen man sich viel abschauen kann. Bei den Damen ist es immer eine Art Wechselspiel. Derzeit fehlt es dort an Konstanz an der Weltspitze.

Als Tennisspieler ist man im einem Match ständig Drucksituationen ausgesetzt. Man kann sich im Vergleich zu anderen Sportarten keine Auszeit nehmen. Wie hoch ist dabei die Gefahr für Erschöpfungserkrankungen?

Der zentrale Aspekt ist es, die richtige Balance zwischen Anspannung und Entspannung zu finden. Ein wichtiger Punkt ist dabei, sich nicht über den Sport zu definieren, sondern immer über sich selbst. Man muss auch bereit sein, einen Weg zu gehen, den die Medien vielleicht auch nicht so spannend finden. So wie im Fall von Roger Federer und Rafael Nadal, die eher zurückgezogen sind. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist es, mit Erfolgen gut umgehen zu können. Wenn man die Australian Open als Ungesetzter gewinnt, ist man danach ein neuer Mensch. Die meisten Spieler haben ihre Fehler im Erfolgsfall gemacht.

In den letzten Monaten häufen sich die Verletzungen und Krankheiten im Tennis. Die Rufe nach einer Verkürzung der Saison werden immer lauter. Ist die Belastung im Tennis wirklich zu hoch?

Das muss man im Einzelfall betrachten. Vom rein Körperlichen her ist die Belastung nicht zu groß, wenn ich mich nicht über meine Leistungen definiere und mir die entsprechenden Pausen nehme.

Warum scheinen einem Roger Federer diese Strapazen nichts auszumachen? Ist er die absolute Ausnahmeerscheinung?

Zum einen ist er definitiv eine absolute Ausnahmeerscheinung. Ich kenne jetzt nicht die Internas. Ich glaube aber von außen sehen zu können, dass er sehr authentisch lebt. Er nimmt sich viel Zeit für sich selbst und hat Phasen, wo er in der Öffentlichkeit nicht stattfindet. Letztendlich zieht er sein Ding einfach durch.

Wäre es sinnvoll, die Plätze wieder schneller zu machen, um die Matches und die Belastungen zu verkürzen?

Die Belastung ist nicht zu hoch. Es gibt immer Ausnahmen nach oben mit den Marathonmatches. Wenn man es unter dem Strich zusammenzählt, weiß jeder, worauf er sich einlässt. Wenn ich bestimmte Grundregeln beachte, dann komme ich auch gut durch.

Ihre Klienten schwärmen von Ihren Heilungserfolgen. Was entgegnen Sie Kritikern, die Ihre Methoden als Hokuspokus abtun?

Letztendlich darf jeder denken, was er will und seine eigene Meinung haben. Ich kann nur sagen, dass die Erfolge für sich sprechen.

Das sagen Andrea Petkovic und Florian Mayer über Holger Fischer:

Andrea Petkovic:"Als ich das erste Mal zu Holger Fischer kam, nichts ahnend was auf mich zukommen sollte, hatte ich bis dahin schon vieles richtig gemacht in meinem Leben, aber auch sehr vieles falsch. Nach etwa einem Jahr tiefgehender und tiefgreifend verändernder Arbeit mit Holger mache ich nun immer noch viele Sachen richtig und viele Sachen falsch. Nicht nur, dass ich jetzt mehr Sachen richtig mache, hat sich verändert. Jedes Mal aufs Neue vermittelt Holger Fischer mir, dass das Falsche, was in meinem Leben ist, in meinen Händen liegt und ich es in Positives umändern kann. Mein Bewusstsein hat sich erneuert und alles Falsche dreht sich nach einer Stunde Arbeit in vieles Richtige. In Zahlen gesprochen: Das erste Mal saß ich bei Holger Fischer mit einem Kreuzbandriss und als Nummer 570 der Damenweltrangliste…"

Florian Mayer:„Ich hatte eine Zeit, in der es mir nicht so gut ging. Ich hatte ein Burnout-Syndrom und habe mir Hilfe von außen geholt. Mit Holger Fischer habe ich zum Glück einen Menschen gefunden, mit dem ich nicht nur über Tennis sprechen kann – sondern auch über das normale Leben.“

Hier geht es zur Webseite von Holger Fischer

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