Porsche Tennis Grand Prix: Miami-Doppelsiegerin Laura Siegemund will mit Wildcard im Einzel angreifen
Im Doppel ist Laura Siegemund nach ihrem Comeback schneller in der Erfolgsspur gelandet als gedacht. Nun will sie im Einzel nachlegen.
von Florian Goosmann
zuletzt bearbeitet:
08.04.2022, 20:40 Uhr
Ihre Quote in 2022 ist durchaus überragend. Drei Turniere gemeinsam gespielt, zwei davon gewonnen - und zuletzt nicht irgendeins: Der Sieg bei den Miami Open im Doppel, im Finale gegen das zweitbeste Duo der Welt mit Elise Mertens und Veronika Kudermetova, kam für Laura Siegemund und Vera Zvonareva wohl überraschend.
Sicher nicht, weil sie sich das nicht zugetraut hätten: Siegemund/Zvonareva hatten 2020 die US Open gewonnen, ebenfalls recht senationell, und sich damit einen Namen im gemeinsamen Doppelbusiness gemacht. Ihre gemeinsamen Auftritte aber erfuhren 2021 eine Unterbrechung: Siegemund musste sich operieren lassen, das rechte Knie streike mal wieder. 2017 bereits hatte Siegemund sich in Nürnberg einen Kreuzbandriss zugezogen, fiel fast ein Jahr aus; im Anschluss zwickte der restliche Körper immer wieder. "Damals hatte ich das Gefühl, ich kenne meinen Körper gar nicht mehr", erinnerte sie sich im tennisnet-Interview.
Siegemund will im Einzel wieder
Seit März 2021 hatte Siegemund nun wieder mit Knieproblemen zu kämpfen, lange den Weg ohne erneute Operation versucht - erfolglos. Die Olympischen Spiele nahm sie noch mit, dann folgte die OP, eine erneute Reha über sechs Monate, und das Knie "ist natürlich nicht mehr wie vorher. Ich muss viele regelmäßige Übungen machen, es bleibt work in progress". Aber sie sei zufrieden, "es passt sich wieder gut an die Matchsituation an und wird mit jedem Turnier besser. Ich bin froh, dass ich überhaupt wieder spielen kann und dann gleich auf dem Niveau so einen sensationellen Erfolg einzufahren, darauf kann ich schon stolz sein", sagte sie rückblickend auf die Tage in Miami.
Siegemund will wieder unter die Top 100
Siegemund aber stellte klar: "Ich will auch im Einzel wieder zurückkommen", die Rückkehr unter die Top 100 seien das Ziel. Aktuell ist Siegemund, ehemals die Nummer 27, nach ihrer langen Pause auf Platz 232 abgerutscht. Vor allem auf Sand wolle sie sich aufs Einzel konzentrieren, so die 34-Jährige, acht Turniere kann Siegemund mit ihrem Protected Ranking spielen, ein gutes Augenmaß ist hier für die Auswahl nötig.
Das Comeback im Einzel lief bislang gemischt an. Beim ITF-Turnier in Portugal erreichte sie das Viertelfinale, in Lyon war in der Quali Schluss, in Miami in Runde 1 im Hauptfeld. "Mit meinem Einzel bin ich natürlich nicht zufrieden. Es war ein sehr windiger Tag und ich hatte eine Gegnerin, die momentan sehr viel Selbstvertrauen hat. Trotzdem erwarte ich natürlich mehr von mir. Es ist nicht einfach, nach so langer Zeit wieder auf Top-Level einzusteigen und ich denke, ich brauche einfach noch ein paar gute Matches und etwas Selbstvertrauen", sagte sie rückblickend.
Laura Siegemund beim Porsche Tennis Grand Prix: Tolle Erinnerungen an 2016 und 2017
Ein gutes Pflaster hierfür in den letzten Jahren: ihr Heimspiel, der Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart. Siegemund ist in diesem Jahr wieder mit einer Wildcard ausgestattet - als Finalistin 2016 und Siegerin in 2017 verdientermaßen.
2016 war sie sensationell über die Qualifikation bis ins Endspiel gerauscht, hatte die Top-Ten-Spielerinnen Simona Halep, Roberta Vinci und Agnieszka Radwanska in zwei Sätzen abgefertigt. 2017 folgten erneut drei Siege über Top-Ten-Konkurrenz (Kuznetsova, Pliskova, Halep) und im dramatischen Finale gegen Kristina Mladenovic der Turniersieg. Bei ihren Auftritten in 2018 (nach der langen Verletzungspause), 2019 und 2021 gewann sie stets ein Match, im Vorjahr brachte sie die spätere Siegerin Ashleigh Barty zumindest im zweiten Satz ans Limit.
In diesem Jahr? Wird der Weg wohl kein leichterer. Neun Top-10-Spielerinnen sind in Stuttgart dabei. Einen großen Trumpf hat die geborene Filderstädterin aber in der Hinterhand: "ihr" Publikum, das nach einem Jahr Auszeit bei dieser Auflage wieder für Stimmung in der Porsche Arena sorgen wird. Und wer weiß: Vielleicht ist Laura Siegemund wieder mal für eine Überraschung gut?