Roger Federer zum 40. Geburtstag - Nürnberg, New York, die Welt

Wer mit Roger Federer einmal ein paar Minuten gesprochen hat, der wird wissen: Der Schweizer ist der größte Botschafter des Tennissports mindestens des letzten Jahrzehnts. Ein paar persönliche Zeilen zum morgigen 40. Geburtstag.

von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet: 07.08.2021, 16:24 Uhr

Roger Federer - der größte Botschafter seines Sports
© Getty Images
Roger Federer - der größte Botschafter seines Sports

René Stauffer, der große Schweizer Journalist und Biograph von Roger Federer, hat einmal erzählt, dass Federer nie vergisst, wann und wo er jemanden zum ersten Mal gesehen hat. Und wie die Umstände gerade sind. Bei Sascha Bandermann, selbst Ex-Profi und mittlerweile als TV-Kommentator und Moderator dem Tennissport tief verbunden, erkundigt sich Federer vor jedem professionellen Gespräch immer erst einmal nach dem Befinden der Familie.

Nun denn, Maestro: Nürnberg, der 11. Dezember 2004. „Wetten, dass..?“ stand an, Roger Federer war als Wettpate geladen, der Autor hatte damals beruflich mit der Show zu tun. Federer war mit dem Sieg bei den ATP Finals in Houston (beim Matratzen-König!) im Gepäck angereist, was natürlich bei weitem nicht ausreichte, um ihn schon früh in der Show auf die Couch zu bitten. Thomas Gottschalk und die Sportler, das war nur in den seltensten Fällen ein fruchtbringender Austausch.

Roger Federer, damals gerade 23 Jahre alt und in Sachen Frisur noch nicht ganz so fit wie in den späteren Karriere-Jahren, stand also unbedarft und -bewacht im Backstage-Bereich. Der Tennisfan im Autor hat gezögert. Und ist dann doch schwach geworden. Federer hat sich netterweise ein Gespräch aufzwingen lassen, das er nicht gebraucht hätte. Wo sich aber schon kurz vor Weihnachten 2004 gezeigt hat, was den nunmehr 40-jährigen Großmeister abseits des Platzes ausmacht: Höflichkeit, Eloquenz - und eine ganz große Neugierde. Die zumindest in Bezug auf die Abläufe von Europas größter TV-Show befriedigt werden konnte.

Federer wiederum hat erzählt, wie schwer es ihm als Junior gefallen war, sich von seinem Zuhause zu lösen.  Und dass Lleyton Hewitt, den er im Endspiel von Houston gnadenlos abgezogen hatte, im wirklichen Leben eigentlich ein ganz umgänglicher Kerl sei.

Roger Federer spricht alle Sprachen

Es sollten die sportlich besten Jahre von Roger Federer folgen, mit dann noch vier weiteren Titeln en suite bei den US Open, mehreren Triumphen in Wimbledon, dem langersehnten Sieg in Roland Garros 2009. Ein Wiedersehen mit Federer gab es für den Reporter aber erst wieder Mitte der 2010er-Jahre, dann allerdings unter anderen Voraussetzungen: Hier die Pressevertreter, dort die Nummer eins oder zwei oder drei der Welt, was die Weltrangliste halt gerade so ausspuckte.

Pressekonferenzen mit Roger Federer waren und sind nicht immer ein Festival der guten Laune, es gab schon Anlässe, an denen der Chef persönlich wohl lieber etwas anderes unternommen hätte, als gerade jetzt die immer gleichen Fragen zu beantworten. Aber genau das ist eine der großartigen Eigenschaften des Jubilars: Er nimmt jede Frage ernst, behandelt diese so, als sei es die wichtigste, interessanteste, spannendste, die ihm jemals gestellt wurde. Und das auf Englisch, Französisch, Deutsch und Switzerdütsch. Auch im Italienischen soll Federer sehr firm sein.

Fast allein mit dem Maestro

In Ausnahmefällen ist die Distanz nicht ganz so groß wie in den Pressesälen, sogar bei den US Open konnte man sich näher kommen. Im Spielerbereich gibt es einen kleinen Garten, in dem die Schweizer Journalisten am Media Day in der Regel ein paar Augenblicke mit ihrem größten Star alleine haben. In Vor-Corona-Zeiten, wohlgemerkt. Im Jahr 2017 begab es sich nun, dass aus unerfindlichen Gründen kein eidgenössischer Kollege so früh in New York City war. Sondern nur die große Doris Henkel, die etwa für die Frankfurter Allgemeine Zeitung wirkt, und eben der Autor, ein leicht tennisverliebter Österreicher. Das kurze Gespräch hat sich in erster Linie um den anstehenden Kampf zwischen Floyd Mayweather und Connor McGregor gedreht - und mit unserem Angebot geendet, gerne etwas beizusteuern, falls die finanziellen Mittel im Federer-Team nicht reichten, sich das ganze via Pay-per-View anzusehen.

Wird Roger Federer als der beste Spieler in die Geschichte des Tennissports eingehen? Gemessen an den Erfolgen mit ganz großer Wahrscheinlichkeit nicht. Aber als der größte Botschafter des mindestens letzten Jahrzehnts? Aber ja doch!. Wer es etwa schafft, den Großteil des extrem patriotischen US-amerikanischen Publikums am Labour Day in einer Night Session gegen den einzigen aussichtsreichen Lokalmatador John Isner so hinter sich zu wissen wie Federer bei den US Open 2015, der muss vieles richtig gemacht haben. Und das schließt sein humanitäres Engagement abseits des Courts noch nicht einmal mit ein. Eine Würdigung der Stiftungsarbeit würde den Rahmen hier sprengen.

Sollte es also irgendwann zur angedrohten einmaligen Wiederauflage von „Wetten, dass..?“ kommen und Roger Federer auf der Gästeliste stehen: Er müsste zwingend als Erster ins Rampenlicht. Auch wenn dann backstage irgendjemand um ein ganz großes Gespräch umfallen würde.

Nürnberg 2004 - time flies when you are having fun
© privat

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von Jens Huiber

Samstag
07.08.2021, 17:20 Uhr
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