Australian Open: Schwitzen beim "Hot Slam" - Hitzewelle beginnt "pünktlich"

Montag und Dienstag: 35 Grad - bei einem UV-Index von 11. Melbourne im Allgemeinen und die Tennisprofis im Besonderen rüsten sich für einen heißen Start des ersten Major-Events des Jahres. 

von Ulrike Weinrich aus Melbourne
zuletzt bearbeitet: 13.01.2019, 14:52 Uhr

Bei den Australian Open wurde die Heat Policy zum Wohle der Profis noch einmal verschärft
© getty pictures
Bei den Australian Open wurde die Heat Policy zum Wohle der Profis noch einmal verschärft

Aus dem "Happy Slam" wird wohl schon am ersten Tag ein "Hot Slam". Die Eiswesten für die Protagonisten jedenfalls liegen im Profitrakt des Melbourne Parks längst bereit. Nichts wird im australischen Hochsommer dem Zufall überlassen. 

Sonnencreme für lau aus dem Rückencontainer

Seit Tagen laufen fleißige Helfer mit Containern auf dem Rücken über die gegenüber dem vergangenen Jahr weiter modernisierte Anlage. Der Inhalt dieser besonderen Rucksäcke: Sunblocker mit einem Schutzfaktor von 50+.

Das Turnier hat sogar einen offiziellen Sonnencreme-Partner, der das milchige Schutzmittel an Zuschauer und Profis verteilen lässt. An etlichen Stellen in den Stadionkatakomben, im Spieler-, Medien- und Besucher-Bereich stehen üblicherweise Spender bereit. Safety first - sozusagen. Zeltähnliche Konstrukte dienen auf dem Areal am Yarra River als "Zufluchtsort". 

Die Lautsprecher-Tipps: Hut auf, viel trinken - und ab in den Schatten

Und wenn am Montag um 11.00 Uhr das erste Grand-Slam-Event 2019 mit dem Start der Hauptfeld-Matches offiziell beginnt, werden auch wieder im Minutentakt die Durchsagen zu hören sein, die die Leute daran erinnert: Hut auf und genug trinken - sonst droht statt ausgelassener Flip-Flop-Stimmung ein unangenehmer Hitze-Kollaps. 

Begriffe wie "Extreme Heat Policy" und "WBGT-Faktor" werden bereits zum Wochenbeginn wieder zum gefragten Vokabular gehören. Apropos: Erst kurz vor Silvester wurden neue Hitze-Schutzmaßnahmen für die Profis beschlossen. 

Extreme Hitze: 2014 hatten neun Profis an einem Tag aufgegeben

Szenarien wie 2014 sollen bei der 106. Auflage des Events und in Zukunft vermieden werden: Damals hatten am zweiten Turniertag insgesamt neun Profis wegen der Folgen der damals herrschenden Hitze (bis zu 43,9 Grad Celsius) aufgegeben. 

Auch im vergangenen Jahr gab es bei Saharabedingungen heiße Diskussionen: Für Juan Martin del Potro wurde bei Temperaturen bis zu 41 Grad Celsius sogar eine Grenze überschritten.

"Ich habe überlebt" Juan Martin del Potro nach einem "heißen" Australian-Open-Match 2018 

"Die Temperaturen waren einfach zu hoch, um Tennis zu spielen", monierte der argentinische US-Open-Sieger von 2009 damals und fügte mit Galgenhumor hinzu: "Ich habe überlebt." Kein Wunder: Der wasserblaue Plexicushion-Belag auf den Courts kann sich extrem aufheizen - bis zu 50 Grad. Da dampfen die Füße.

Bestandteil der bereits seit Jahren existierenden "Extreme Heat Policy (EHP)" ist seit Ende Dezember die sogenannte "Heat Stress Scale (HSS)" (Hitzebelastungsskala), die von einem medizinischen Team des australischen Verbandes (Tennis Australia) und Experten der University of Sydney erarbeitet wurde.

Einfluss auf die "HSS" nehmen die klimatischen Faktoren Lufttemperatur, Strahlungswärme der Sonne, Luftfeuchtigkeit und Windgeschwindigkeit.  Mehrere Messstationen auf der Anlage geben den Experten Aufschluss über die Höhe der "HSS".

Falls die Skala (1-5) eine 4 erreicht, kann bei den Frauen nach dem zweiten Satz sowie nun auch erstmals bei den Männern nach dem dritten Satz eine 10-minütige Pause eingelegt werden. Bei einer 5 besteht die Möglichkeit, die Begegnung für längere Zeit zu unterbrechen.

Der Trick von Kerber: Das Wetter zum Freund machen 

"Die Gesundheit der Profis hat oberste Priorität", sagte Turnierdirektor Craig Tilley über die Gründe des "Updates". Die Profis werden von den Physios in der Umkleidekabine darauf hingewiesen, wie sie sich bei den extremen Bedingungen zu verhalten haben. Unter anderem wird empfohlen, sich vor und nach dem Match zu wiegen, um so den Gewichtsverlust ausgleichen zu können.

Wichtig sei, dass die Spieler und Spielerinnen während der Matches zwei bis drei Liter trinken, sagte DTB-Arzt Didi Wolter im tennisnet-Gespräch und erklärte: "Nur so kann der Sauerstoffgehalt im Blut ausreichend aufrecht erhalten und die Konzentration über den Zeitraum der Spiele gehalten werden."

Angelique Kerber, Melbourne-Champion von 2016, hat mal ihr Geheimrezept in Sachen Aussie-Hitze verraten. "Man muss sich das Wetter zum Freund machen." Will heißen: Klagen hilft nicht. Mentale und körperliche Vorbereitung sind der Schlüssel. 

Hitzewelle endet am Samstag: "Arktische" Temperaturen von 22 Grad

2018 hatte aber sogar die weitestgehend hitzeresistente "Angie" über die Bedingungen an einem der Spieltage geklagt: "Es hat sich angefühlt, als wenn dir jemand mit einem Fön direkt ins Gesicht bläst."

Die Hitzewelle soll nach Informationen der Meteorologen erst am kommenden Samstag enden. Dann sind vergleichsweise arktische Temperaturen von 22 Grad Celsius vorhergesagt. 

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von Ulrike Weinrich aus Melbourne

Sonntag
13.01.2019, 11:25 Uhr
zuletzt bearbeitet: 13.01.2019, 14:52 Uhr

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