Stefanos Tsitsipas, Denis Shapovalov & Co. - Next Gen verschläft die eigene Wachablöse

Die Australian Open haben es erneut gezeigt: Die Next Gen ist noch nicht bereit für die Wachablöse. Ein Kommentar.

von Nikolaus Fink
zuletzt bearbeitet: 04.02.2020, 20:09 Uhr

Stefanos Tsitsipas
© Getty Images
Stefanos Tsitsipas

Was wurde im Vorfeld des ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres nicht alles von einer möglichen Wachablöse geschrieben? Bei den Australian Open sei die Chance auf einen neuen Major-Champion so groß wie nie zuvor, insbesondere die Next Gen hätte das Potential, Rafael Nadal, Novak Djokovic und Roger Federer in Melbourne zu schlagen.

Kommen sollte es schlussendlich anders, mit Novak Djokovic setzte sich wie so oft einer der "Big Three" durch. Gefordert wurde der Serbe aber keineswegs von einem Spieler der neuen Generation, einzig Dominic Thiem konnte den nunmehr 17-fachen Grand-Slam-Sieger an den Rand einer Niederlage bringen.

Kein Ende in Sicht

Thiem ist seines Zeichens aber bereits selbst 26 Jahre alt und gehört mitnichten der viel zitierten Next Gen an. Zu dieser zählen gemäß der ATP nur Spieler, die 21 Jahre oder jünger sind. Dass der Finaleinzug des Österreichers von vielen Seiten dennoch als Beginn einer Wachablöse der Next Generation interpretiert wird, spricht also vielmehr für die Dominanz der "Großen Drei" als ebenjene Ablöse an der Spitze.

Keine Frage: Nadal, Djokovic und Federer sind drei absolute Ausnahmesportler und das Brechen ihrer Rekorde wird in Zukunft nahezu unmöglich sein - denn eine derartige Situation gab es auch in der langen Geschichte des Tennissports noch nie: Sage und schreibe 56 der letzten 65 Grand-Slam-Turniere gingen an einen dieser drei Spieler - und ein Ende dieser Dominanz ist noch lange nicht in Sicht.

Denn obwohl Dominic Thiem und Daniil Medvedev bei den vergangenen beiden Majors knapp an einem Triumph dran waren, ist es immer noch die größere Spielintelligenz der Großen Drei, die sie vom Rest der Welt unterscheidet. So griff Nadal in New York in engen Situationen vermehrt auf den Slice zurück, Djokovic streute in Melbourne in wichtigen Phasen Serve & Volley ein - etwas, das man von der Next Gen zumindest jetzt noch nicht sieht.

Es fehlt mehr als nur Glück

Zwar behauptete Dominic Thiem nach seinem verlorenen Endspiel, dass auf den ganz großen Wurf nur mehr "etwas Glück" fehlen würde, in Wahrheit ist es aber doch etwas mehr als das. Kraft sparen, Schwächephasen überstehen, in den wichtigen Momenten zuschlagen, Emotionen bedacht einsetzen. All das beherrschen Nadal, Djokovic und Federer deutlich besser als ihre Konkurrenten - und genau das macht in engen Phasen eben den Unterschied aus.

Gerade die von der ATP oftmals gehypte Next Generation enttäuschte bei den Australian Open auf ganzer Linie. Keiner der Spieler, die sich im Vorjahr für die Next Gen Finals in Mailand qualifiziert hatten, kam in Melbourne über die dritte Runde hinaus.

Next Gen noch nicht bereit für einen Major-Sieg

Stefanos Tsitsipas scheiterte in der dritten Runde klar an Milos Raonic, Denis Shapovalov musste ebenso wie Landsmann Felix Auger-Aliassime bereits nach der ersten Runde die Koffer packen. Frances Tiafoe, Casper Ruud, Miomir Kecmanović und Ugo Humbert ereilte dasselbe Schicksal, Jannik Sinner, Alejandro Davidovich Fokina und Mikael Ymer durften sich zumindest über einen Sieg freuen. Alex de Minaur musste seine Start in Melbourne indes verletzungsbedingt absagen.

Bereits anhand dieser Ergebnisse kann man sehen, dass die Next Gen noch nicht für einen Grand-Slam-Sieg bereit ist. Daran kann auch das gute Abschneiden Alexander Zverevs in Melbourne nichts ändern. Und auch nicht, dass sich Stefanos Tsitsipas vor wenigen Monaten zum inoffiziellen Weltmeister kürte - bei Major-Turnieren sieht die Next Gen nach wie vor kein Land.

Momentan hat man das Gefühl, dass die "Big Three" das Welttennis so fest im Griff haben wie noch nie zuvor - und die Next Gen ihre eigene Wachablöse verschläft. Und es darf bezweifelt werden, dass die jungen Wilden in naher Zukunft aus diesem Albtraum erwachen werden.

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von Nikolaus Fink

Dienstag
04.02.2020, 19:15 Uhr
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