Tatjana Maria beim Porsche Tennis Grand Prix: Tenniskrimi statt Abendschule beim Stuttgart-Comeback
Tatjana Maria hat zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage eine ganz enge Kiste in der Porsche Arena zu ihren Gunsten entschieden. Ihren Nebenjob musste sie daher auf den nächsten Tag verlegen.
von Florian Goosmann aus Stuttgart
zuletzt bearbeitet:
19.04.2023, 07:50 Uhr
Die Nerven lagen beinah etwas blank, im Hause Maria am Dienstagabend. Tatjana Maria betont ja immer gerne, wie "nebensächlich" Tennis ist im Verhältnis zum Mama-sein, zu ihrer Familie on Tour. Aber klar ist natürlich auch: Auf dem Platz will sie gewinnen, und so war der Tenniskrimi gegen die Schweizerin Ylena In-Albon (6:2, 4:6, 7:6 (4)) am Ende auch ein Willenskampf, ein Aufbäumen nach vergebenen Chancen.
Konkret: nach den beiden Matchbällen, die Tatjana Maria beim Stand von 5:4 im dritten Satz hatte. Oder ist "vergeben" das falsche Wort? Den ersten wehrte In-Albon souverän mit einem entschlossenen Volley ab, vorm zweiten, auf einen zweiten Aufschlag, blicke Maria lange in ihre Box. Der Hinweis kam: ab nach vorne, also tat sie wie geheißen, aber der Angriffsslice geriet zu harmlos und In-Albon passierte souverän. Maria schien kurz angeschlagen, wurde zu defensiv im anschließenden Aufschlagspiel, drehte ein 0:30 dann aber wiederum stark; am Ende, im Tiebreak, zeigte sie erneut ihre ganz große Klasse.
Coach und Ehemann Charles-Edouard Maria hatte da, wie schon die Spiele zuvor, immer wieder seine Hände ins Spiel gebracht, wenn seine Frau zu defensiv agierte. "Er wollte, dass ich aggressiver bin, auch mehr nach vorne gehe ans Netz, mit dem richtigen Ball, wenn sie zu kurz wird", klärte Tatjana Maria auf. Zum Schluss war es der Aufschlag, der das Match entschied für die gebürtige Bad Saulgauerin bei ihrem Heimspiel.
Als Tatjana Maria noch Tatjana Malek war
Wenn man das noch so nennen kann, denn Tatjana Maria und der Porsche Tennis Grand Prix, es war eigentlich eine Verbindung aus einem ganz anderen Leben. Bei ihrem letzten Auftritt in Stuttgart hieß Tatjana Maria noch Tatjana Malek, 2012 war das, zuvor hatte sie 2006, 2007 und 2008 im Hauptfeld des Porsche Tennis Grand Prix gespielt, ohne Erfolg.
Stuttgart aber spielte auch abseits des Turniers eine große Rolle, in Stuttgart-Stammheim, dem DTB-Stützpunkt, trainierte Maria früher regelmäßig. Bis sie, im Spätsommer 2012, Charles-Edouard Maria kennenlernte, der sie auf die US Open vorbereiten sollte. Die beiden verliebten sich, heirateten im April 2013, im Dezember kam Tochter Charlotte zur Welt (Cecilia, die zweite Tochter, dann 2021). Die Marias leben seither in Palm Beach, und Stuttgart schien etwas von der hausinternen Landkarte verschwunden. Auch weil man, warum eigentlich?, Maria in den vergangenen Jahren nie mit einer Wildcard fürs Stuttgarter Turnier bedacht hatte.
Schulaufgaben werden flexibel gehandhabt
In diesem Jahr aber dann endlich doch, und so feierte "Tadde" nun ihre beiden größten Siege in der Porsche Arena - am vergangenen Freitag beim Billie Jean King Cup, als sie einen ähnlichen Krimi für sich und das deutsche Team entschied und das so wichtige 1:1 holte (man siegte später mit 3:1). Nun beim Porsche-Turnier. Dort geht es jetzt am Donnerstag gegen Caroline Garcia.
Am Mittwoch steht damit nicht nur Tennis auf der familieninternen To-Do-Liste im Hause Maria. Ihr Match gegen In-Albon war am Dienstag ja für 17 Uhr angesetzt gewesen, aber erst kurz vor 20 Uhr beendet, und eigentlich wären noch Schularbeiten dran gewesen, wie Tatjana Maria im On-Court-Interview erklärte - "Social Studies", wie sie in der Pressekonferenz konkretisierte. Hintergrund: Tochter Charlotte, 9, besucht die "Florida Virtual School“, muss ein tägliches Programm durchziehen mit Lehrerin Tatjana. Das müsse man ob des späten Endes nun auf den nächsten Tag verschieben, sagte sie lachend.