Titelhaltige Trennung von Alexander Erler und Lucas Miedler

In der Wiener Stadthalle triumphierten Alexander Erler und Lucas Miedler zum zweiten Mal im Doppel bei den Erste Bank Open und feierten damit ihren insgesamt sechsten gemeinsamen ATP-Titel. Dennoch wird das erfolgreiche ÖTV-Duo auf der Tour, zur Verwunderung vieler, erstmal getrennte Wege gehen.

von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet: 28.10.2024, 17:34 Uhr

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Nach zwei ATP-Titeln in Folge trennen sich vorläufig die Wege des Erfolgsdoppels Alexander Erler und Lucas Miedler.

In der Sport-Romantik wird oft sinniert, dass man im Idealfall etwas beenden sollte, wenn es am schönsten bzw. erfolgreichsten ist. Und erfolgreicher, wie Alexander Erler und Lucas Miedler in den letzten beiden Wochen zusammen im Doppel agiert haben, geht auch kaum. Nach dem Erfolg beim 250er-Event in Antwerpen setzte das ÖTV-Duo in der Wiener Stadthalle noch einen drauf und holte sich den zweiten gemeinsamen Titel bei den Erste Bank Open. Auch emotional ist es wohl kaum zu toppen, in einer ausverkauften Arena von den Heimfans frenetisch unterstützt und im Anschluss an den dramatischen Finalcoup mit tosendem Beifall bejubelt zu werden.

Und dennoch macht sich bei den österreichischen Tennisfans nur Verwunderung breit, warum Alexander Erler und Lucas Miedler nach dem ATP-Titel-Double auf der Tour künftig erst einmal getrennt zu Werke gehen werden. Historisch war schon der Aufgalopp der österreichischen Paarung, als sie sich bei ihrem ersten gemeinsamen Turnierauftritt per Wildcard bei den Generali Open im Juli 2021 sensationell zum Titel doppelten und von diesem Zeitpunkt an als Stammpartner neben acht Challenger-Titeln auch noch fünf weitere ATP-Trophäen einheimsen konnten.

Bis auf wenige Ausnahmen, anfänglich meist erzwungen aufgrund des Rankings zur Teilnahme bei den Grand-Slam-Turnieren oder Masters-Events, gingen Erler und Miedler bis zum diesjährigen ATP-Turnier in Hamburg stets gemeinsam auf Trophäenjagd. Als sich der 28-jährige Miedler in der Hansestadt an der Wade verletzte, verwunderte es auch nicht, dass Erler bei den Generali Open in Kitzbühel erstmals mit dem zweifachen Grand-Slam-Sieger Andreas Mies aus Deutschland antrat. Dass dieses Experiment gleich mit dem Titelgewinn belohnt wurde, scheint beim 27-jährigen Tiroler wohl nachhaltig Eindruck hinterlassen zu haben.

Als sich Miedler zum Davis-Cup in Bad Waltersdorf wieder gesund zurückmeldete und das Duo den entscheidenden Punkt gegen die Türkei einfahren konnte, glaubten die österreichischen Tennisfans das Traumdoppel als wiedervereint. Umso erstaunlicher, dass sich die beiden auf der Tour anschließend wieder getrennt verdingten. Erler ging mit dem Niederländer Matwe Middelkoop auf Asien-Tour, während Miedler in Europa auf der Challenger-Tour antrat. Ein erstes großes Fragezeichen stellte sich, als beide Spieler mit anderen Partnern beim Challenger in Roanne auftauchten. Dennoch konnte man mit dem gemeinsamen Antreten bei den ATP-Turnieren in Antwerpen und Wien von einer weiteren Partnerschaft ausgehen.

Umso überraschender, dass nach dem Triumph von Wien das vorläufige Aus für das erfolgreiche Duo auf der Tour anstehen wird, über das sich Außenstehende mehr als wundern. Gerade in Punkto Vermarktungsmöglichkeiten generieren Doppelpaarungen aus der gleichen Nation eine viel größere Aufmerksamkeit, was sich oft in dem ein oder anderen Sponsorenvertrag und auch bei zu vergebenden Wildcards niederschlägt. Aus österreichischer Sicht bleibt auch zu hoffen, dass die beiden als weniger eingespieltes Doppel weiterhin ihre starken Leistungen im Davis-Cup-Team abrufen können. Erler wird künftig mit Andreas Mies auf Tour gehen, Miedler hat sich die nächsten Turniere mit dem niederländischen Altmeister Robin Haase verabredet. 

von Dietmar Kaspar

Montag
28.10.2024, 17:29 Uhr
zuletzt bearbeitet: 28.10.2024, 17:34 Uhr