Titeljagd mit Hindernissen: Zverevs Form vor den US Open
Es ruckelt seit Wochen immer wieder gewaltig bei Alexander Zverev, und doch liefert er bei der Generalprobe für die US Open gute Ergebnisse. Hat Deutschlands bester Tennis-Profi gerade rechtzeitig seine Form wiedergefunden?
von SID
zuletzt bearbeitet:
18.08.2024, 13:58 Uhr
Es ist gar nicht lange her, da schlug Deutschlands größte Boulevard-Zeitung Alarm. "Große Sorgen" machte sich die Bild um Alexander Zverev und stellte die Frage: "Wie krank ist er wirklich?" Im olympischen Tennisturnier war der Hamburger da gerade früh gescheitert, klagte über ein mysteriöses Unwohlsein, es war das nächste Kapitel einer Saison mit Aufs und Abs - und nur zwei Wochen später lässt die deutsche Nummer eins schon wieder hoffen.
Beim stark besetzten Masters in Cincinnati hat Zverev das Halbfinale erreicht, zum dritten Mal in den vergangenen vier Jahren. Die Generalprobe für die US Open darf damit als gelungen bezeichnet werden, schon vor dem Duell mit dem Weltranglistenersten Jannik Sinner am Sonntagabend. Auch beim 3:6, 7:6 (7:3), 7:5 im Viertelfinale gegen den Fanliebling Ben Shelton musste Zverev schließlich einige Hindernisse überwinden, den starken Service des Amerikaners etwa, oder die Regenunterbrechungen in kritischen Phasen bei eigenem Aufschlag.
"Am Ende" habe er "trotzdem einen Weg gefunden", sagte Zverev später, auch die Erfahrung nach mittlerweile zehn Jahren auf der Tour helfe: "Man weiß ein bisschen, was man zu tun hat." In welcher Form Zverev allerdings ins letzte Major des Jahres gehen wird, ist weiterhin schwer abzusehen. Am 26. August geht es in New York los - ist Zverev bereit für seinen ersten Grand-Slam-Titel?
Es ist ein zweifellos kompliziertes Tennisjahr für den Deutschen, doch es lohnt ein genauerer Blick. Auf Wahrheit und auf gefühlte Wahrheit. Gefühlt ist es eine harte Saison mit einigen Enttäuschungen und zuletzt mit ungeklärten Problemen. Nach dem Olympia-Aus klagte Zverev über Schwindelgefühle, kündigte Bluttests an, um der Sache auf den Grund zu gehen. Auch anschließend beim Masters in Montreal war bereits im Viertelfinale Schluss, Zverev hustete, hatte Atemprobleme.
All diesen Schwierigkeiten stehen allerdings die nackten Zahlen gegenüber. Zverev feierte am Samstagabend seinen 52. Sieg der Saison, kein anderer Tennisprofi kann da mithalten. Er gewann zudem im Mai das Masters in Rom. Ein Titelgewinn in Cincinnati, sein zweiter nach 2021, würde ihn in der Weltrangliste auf Rang zwei befördern, besser stand er nie da. Im Rennen um die Teilnahme am ATP-Finale der besten acht des Jahres in Turin liegt er ganz komfortabel auf dem dritten Platz.
Zverev weiß das, er kennt allerdings auch die Gründe für dieses latente Gefühl der Enttäuschung. "Es ist ein gutes Jahr", sagt er, "aber ich musste auch ein paar sehr harte Niederlagen wegstecken." Das Olympia-Aus im Viertelfinale, das knapp verlorene Endspiel bei den French Open gegen Carlos Alcaraz, ein frühes Scheitern in Wimbledon und ein unglückliches bei den Australian Open. All diese Tage blieben in Erinnerung - erst bei den US Open könnte Zverev sie vergessen machen.