Topfavoriten im Semifinale unter sich
Die Top 3 der Setzliste und Marathon-Mann Leon Benedict haben am gestrigen Donnerstag bei abermals h...
von Claus Lippert
zuletzt bearbeitet:
25.08.2023, 12:18 Uhr
Die Top 3 der Setzliste und Marathon-Mann Leon Benedict haben am gestrigen Donnerstag bei abermals hochsommerlichen Verhältnissen das Semifinale der Wiener Landesmeisterschaften 2023 im Union Tennis Center La Ville erreicht. Bei den Damen gibt es derweil ein rein internationales Endspiel, dem sich am Samstag die topgesetzte Serbin Mila Masic als Titelverteidigerin und Norwegens Teenie-Hoffnung Lea Nuija Koljenovic im Kampf um eine Wildcard für das anstehende 60.000 Dollar ITF Turnier im La Ville stellen werden. Ein Bericht von C.L
Statzberger im Stile eines Schweizer Uhrwerks in Richtung Titel-Hattrick unterwegs
Titelverteidiger Thomas Statzberger hat sich am Donnerstag Abend erwartungsgemäß und problemlos ins Semifinale der mit 2000 Euro dotierten Wiener Landesmeisterschaften gespielt. Der 30jährige dominierte die viertelfinale Neuauflage des 2021er-Endspiels gegen den an Nr. 8 gesetzten Wenzel Graski vom TC Schwarzenberg nach Belieben, und feierte nach knapp einer Stunde Spizelzeit bereits den dritten Sieg in dieser Woche mit dem gleichen Ergebnis. 6:2, 6:1, die Dominanz Statzbergers scheint für die Konkurrenz mittlerweile erdrückend zu sein. So konstant und regelmäßig wie seine drei bisherigen Ergebnisse bei den “Landes 2023”, spult der für Irdning Meisterschaft spielende ehemalige ATP-Future-Champion sein Spiel auf dem Platz ab. Wie ein Schweizer Uhrwerk, fehlerlos, präzise und hoch verlässilich. Die Gegner können nur staunen, und die Überlegenheit jenes Mannes anerkennen, der sich dieser Tage anschickt, seinen vierten Outdoor-Landesmeistertitel in den vergangenen fünf Jahren zu gewinnen. Der glatte Zweisatzerfolg Statzbergers über Graski war bereits sein 13. Einzelsieg auf “Landes-Ebene” in Serie, womit dem 30jährigen nur mehr zwei Erfolge zum Titel-Hattrick und zur erfolgreichen Titelverteidigung fehlen.
Dominik Wirlend “erarbeitet” sich Sieg im Viertelfinal-Kracher gegen Kris Krawcewicz
Der Nächste, der versuchen wird, das Bollwerk Statzberger zu stürzen, hört auf den Namen Dominik Wirlend, seines Zeichens Nr. 20 Österreichs und die Nr. 3 der hochkarätig besetzten Vienna Championships. Der 32jährige vom USC Attergau hatte am Donnerstag Nachmittag erstmals im Verlauf dieses Turniers “zu arbeiten”, um am Centercourt den Viertelfinal-Kracher gegen den an Nr. 5 gereihten Kris Krawcewicz in drei Sätzen mit 7:5, 4:6, 6:2 für sich zu entscheiden. Immer wieder ließen beide Akteure zur Freude des Publikums auf der La Ville Restaurant Terrasse ihr großes Können mit brillanten Spielzügen und genialen Schlägen aufblitzen, ehe Wirlend nach drei Stunden Spielzeit das Duell auf physischer Seite für sich entschied. Wie fit der “Attergauer” tatsächlich ist, zeigte der Umstand, dass er nach einem kleinen Zuckerschub nur wenige Minuten später am Centercourt eine großartige Doppelleistung mit Partner Wenzel Graski ablieferte, und gemeinsam mit dem Finalisten von 2021 das eingespielte rumänisch-tschechische Duo Emanuel Gal und Jakub Voldrab mit 6:2, 6:0 demontierte.
Leon Benedict gewinnt zweiten Dreisatz-Marathon binnen 24 Stunden
Manche mögens es heiß, und manche lieben es lang! Auf Leon Benedict vom WAC trifft beides zu. Der 21jährige steht nach seinem zweiten erfolgreich geschlagenen Marathon-Match binnen 24 Stunden als einzig ungesetzter Spieler im Semifinale der Wiener Landesmeisterschaften. Der WAC-Star kippte nach 3:25 Stunden Spielzeit SC Hakoah-Ass Severino Nowikovsky im Viertelfinale aus dem Bewerb und schickte mit 6:3, 6:7, 6:1 die Nummer 7 des Turniers auf die Heimreise Richtung Berlin. Beeindruckend dabei, wie Benedict einerseits den keine 24 Stunden zurückliegenden Monster-Battle mit Mario Stino aus den Knochen bekommen hatte, und wie er im Entscheidungsdurchgang mit Nowikovsky trotz verlorener Tiebreak-Entscheidung im Satz davor, auf mentale Art und Weise die Probleme und Unwegbarkeiten locker abschütteln konnte. Als Belohnung geht der Mixed-Landesmeister von 2021 in sein erstes Single-Semifinale auf Landesmeisterschafts-Ebene, und bekommt es dort mit dem Rekord-Champion dieser Veranstaltung zu tun.
Christoph Lang steht zum 12. Mal im Semifinale der Wiener Outdoor-Landesmeisterschaften
Und das ist natürlich Christoph Lang, der im Einzel den kaum zu glaubenden 10. Karriere-Erfolg anstrebt. “La Decima” ist in den letzten Jahren aber ein wenig in weitere Entfernung gerückt. Da tauchte plötzlich 2019 ein gewisser Thomas Statzberger bei den “Landes” auf, dazu fühlt sich Lang körperlich nicht in jener Form, in der man seiner Meinung nach sein müsste, um ein Kaliber wie Statzberger fordern zu können. So müssen bis Jahresende ein paar Kilos purzeln, damit der WTV-Gigant in ergebnistechnische Nadal-Spähren vorstoßen, und “La Decima” doch noch klar machen kann. Vorerst steht der 31jährige vom TC Kalksburg aber einmal im Semifinale der “Landes 2023”, und das nach seiner besten Saisonleistung und einem glasklaren 6:1, 6:1 Erfolg über den spanischen Sandplatzwühler Gil Sala Bordallo vom Post SV Wien. Noch imposanter als das Ergebnis über den Jahn-Bezwinger aus Barcelona sind freilich die statistischen Zahlen, die mit seinem donnerstägigen Kantersieg einhergehen. Lang steht zum 12. Mal im Semifinale der Wiener Outdoor-Landesmeisterschaften, was übersetzt so viel heißt, dass der 31jährige Wiener bei allen seinen Turnierteilnahmen zumindest immer die Vorschluss-Runde erreichte. Ein phantastischer Beleg für das unglaublich hohe Niveau, dass der Rekord-Champion seit mehr als einem Jahrzehnt an den Tag legt.
Raimund Stefanits holt Damentennis bei Wiener Landesmeisterschaft aus dem Dornröschenschlaf
Von ähnlichen Zahlen, Statistiken und Rekorden wie sie Christoph Lang in seinem WTV-Portfolio vorweisen kann, sind die Damen natürlich meilenweit entfernt. Das hängt mit dem jugendlichen Alter der beiden Finalistinnen zusammen, und am Umstand, dass Damentennis bei den Vienna Championsips lange lange Zeit ein fürchterliches Schattendasein geführt hat. In der Gegenwart sieht das ganz anders aus. Raimund Stefanits, Veranstalter des zweitgrößten Damentennisturniers Österreichs, hat mit der Vergabe einer Wildcard für sein heuer mit 60.000 Dollar dotiertes ITF Ladies-Event die Damenszene aus dem Dornröschenschlaf wach gerüttelt, und die Begehrlichkeiten der jungen Damen aus der Bundeshauptstadt geweckt. Da wird richtig gutes Tennis gespielt, um jeden Ball und jeden Punkt gekämpft, denn wann bekommt man schon die Chance, bei einem 60.000 Doller-ITF-Turnier internationale Luft zu schnuppern. Diese riesige und zugleich seltene Gelegenheit werden in der Woche ab 4. September entweder Titelverteidigerin Mila Masic aus Serbien, oder Norwegens Super-Teenie Lea Nurija Koljenovic haben. Zunächst steht aber das Finale am Samstag an, und für dieses hatten die beiden Finalistinnen unterschiedlich hart zu kämpfen. Während die topgesetzte Masic einen weiteren gemütlichen Sommer-Spaziergang absolvierte, mit ihrem 6:2, 6:2 Erfolg erst sechs Games im gesamten Turnierverlauf abgab, und gegen Ema Lina Picorusevic so wie im Vorjahr siegreich blieb, hatte Koljenovic Schwerstarbeit zu verrichten, ehe das norwegische Tennismärchen bei den Wiener Landesmeisterschaften 2023 um ein weiteres Kapitel reicher war.
Koljenovic als strahlende Siegerin, Sabadi schrammt nach großartiger Leistung und 5:2 Führung im dritten Satz knapp am Finaleinzug vorbei
Und dieses weitere Kapitel aus dem erwähnten norwegischen Tennismärchen hatte neben der strahlenden Heldin, leider auch eine tragische Rolle parat. Und die wurde der unglücklichen Lea Sabadi zu Teil, die der Überraschungsdame aus Oslo einen großartigen, am Ende aber unglücklich gelaufenen Fight und Schlagabtausch lieferte. Die 15jährige hatte eine scheinbar perfekte Aufholjagd am sonnenüberfluteten Centercourt des UTC La Ville hingelegt, den ersten noch mit 4:6 verlorenen Satz mit einer Topleistung und 6:1 ausgeglichen, ehe sie im Entscheidungssatz den so heiß ersehnten Finaleinzug klar zu machen schien. Das Endspiel vor Augen, bei 5:2 zum Greifen nahe, blockierte plötzlich der Kopf. Die Zurufe der zahlreichen Fans, die Aufmunterungsversuche der Familie, sie erzeugten genau das Gegenteil. Der Druck wuchs von Game zu Game, von Punkt zu Punkt. Sich rein auf die bärenstarke Defensive zu verlassen, war am Ende zu wenig. Koljenovic agierte aggressiver, bissiger, risikobereiter als Sabadi, der Game um Game aus der Hand glitt, ehe das Drama im Tie-Break einem nervenzerreißenden Höhepunkt entgegensteuerte. Wieder führte Sabadi 4:1, und neuerlich konnte der von Amel Bisevac trainierte Teenie vom Altmannsdorfer TC den Sack nicht zumachen. Die unter Starkstrom spielende Koljenovic nahm ihr Herz in die Hand, hämmerte Winner um Winner ins Feld ihrer längst entnervten Gegnerin, und jubelte am Ende nach drei Stunden und einer Minute mit 6:4, 1:6, 7:6 über den Finaleinzug bei den Wiener Landesmeisterschaften 2023 im Union Tennis Center La Ville.