Was macht Jannik Sinner in diesem Jahr so stark?
Sich immer weiter zu verbessern, gehört für die ATP-Spitzenkräfte zum Anforderungsprofil. Jannik Sinner füllt dieses ganz besonders gut aus.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
02.04.2024, 13:47 Uhr
Am besten hört man jenen Leuten zu, die das besonders 2024 zweifelhafte Vergnügen haben, auf der anderen Seite des Netzes zu stehen, wenn Jannik Sinner ein professionelles Tennismatch bestreitet. Bislang hat es nur Carlos Alcaraz in Indian Wells geschafft, dem Südtiroler eine Niederlage zuzufügen. Daniil Medvedev ist dagegen schon zweimal an Sinner zerschellt: Zunächst bei den Australian Open nach 2:0-Satzführung. Und am Freitag nach überhaupt keiner Führung im Halbfinale von Miami.
Und also wurde Medvedev nach seiner deftigen Niederlage (die, bei besserer Chancenausnutzung auch sehr viel freundlicher hätte ausfallen können) gefragt, worin denn der Unterschied zum Jannik Sinner des Vorjahres liege. Da musste Meddy nicht lange nachdenken: beim Aufschlag. Was den stets analytisch vorgehenden Medvedev inhaltlich verblüffte: Denn bei keinem anderen Schlag wäre es schwieriger, Fortschritte zu erzielen, so Medvedev.
Sinner gewinnt die meisten Aufschlagspiele
Andererseits hat Jannik Sinner selbst in der Vergangenheit betont, dass seine Spieleröffnung noch Potenzial habe. Wer dieses nun gehoben hat - Darren Cahill, Simone Vagnozzi, der Fitnesscoach oder alle gemeinsam - das bleibt das Geheimnis von Sinner. Ist aber auch nicht wichtig. Denn die Resultate sind sichtbar.
In der ATP-Statistik hinsichtlich der besten Aufschläger liegt der regierende Australian-Open-Champion auf Position vier. Hinter Hubert Hurkacz, Christopher Eubanks und Alexander Zverev. Aber vor Einwurf-Künstlern wie Ben Shelton oder Nicolas Jarry. Dabei hat Sinner nur 60,5 Prozent seiner ersten Aufschläge ins Feld gebracht (zum Vergleich: bei Zverev sind es 71,4 Prozent).
Andererseits führt Jannik Sinner die Weltelite in der Kategorie „gewonnene Aufschlagspiele“ an. Mit 89,8 Prozent zwar nur hauchzart vor Hurkacz (89,2) - aber Sinner retourniert ja viel besser als Hurkacz.
Ruud mit Monsterprogramm bis Roland-Garros
Die gefühlte Wahrheit Medvedev stimmt also mit der statistisch belegten überein. Dazu kommt eine enorme Sicherheit bei den Grundschlägen, eine bessere Physis als noch vor zwölf Monaten, die auch eine offensivere Court-Position ermöglicht. Das sind Zutaten, die den Fans von Jannik Sinner auch bei den kommenden Großereignissen auf Sand Mut machen sollten. Zumal Sinner nicht so ein Monsterprogramm hinlegen wird wie etwa Casper Ruud. Während der Norweger nämlich beginnend mit dieser Woche in Estoril, dann Barcelona, München, Madrid, Rom und Genf bis zu den French Open durchspielen wird, nimmt Sinner vor dem zweiten Major der Saison nur die 1000er in Angriff.