WTA: Iga Swiatek - Was sie ausmacht, was ihr fehlt
Iga Swiatek hat im Augenblick wohl nur eine einzige Gegnerin, die ihr gefährlich werden könnte: die Langeweile.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
16.05.2022, 07:30 Uhr
Natürlich darf nicht vergessen werden, darauf hinzuweisen, dass Ons Jabeur nicht auf der Höhe ihrer Schaffenskraft in die Finalbegegnung mit Iga Swiatek in Rom gegangen ist. Die Tunesierin hätte gegen Maria Sakkari im Viertelfinale eigentlich schon in zwei Sätzen ausscheiden müssen wie sie es gegen Daria Kasatkina in der Vorschlussrunde ebenfalls hätte können. Jabeur legte aber zwei Comebacks par excellence hin, durfte sich Hoffnungen auf den zweiten großen Coup innerhalb von zwei Wochen machen. In Madrid hatte sie ihr erstes WTA-Masters-1000-Turnier überhaupt gewonnen.
Da war Iga Swiatek aber nicht am Start. Und das scheint aktuell die einzige Möglichkeit zu sein, dass am Ende einer Veranstaltung nicht der Name der Polin in den Siegerpokal graviert wird. Zumindest auf Hartplatz und Sand, auf Rasen werden die Karten in wenigen Wochen vielleicht neu gemischt. Vielleicht.
Kerber am nächsten dran an Sieg gegen Swiatek
Vier Spiele hat Swiatek Ons Jabeur im Endspiel im Foto Italico überlassen, ebenso viele wie Aryna Sabalenka im Halbfinale. Gegen die Weißrussin hatte Swiatek im Endspiel von Stuttgart auch mit 6:2 und 6:2 gewonnen, gegen Naomi Osaka im Finale von Miami mit 6:4 und 6:0. Am besten hat in den Endspielen noch Maria Sakkari in Indian Wells abgeschnitten - und die ist mit 4:6 und 1:6 untergegangen. Die einzige Spielerin, die der Weltranglisten-Ersten wirklich gefährlich geworden ist, war Angelique Kerber im Achtelfinale von Indian Wells. Da musste Swiatek im dritten Satz sogar einen Break-Rückstand aufholen. Seitdem hat Swiatek nur einen einzigen Satz verloren: gegen Ludmilla Samsonova im Halbfinale von Stuttgart.
Woher rührt diese eigentlich unfassbare Überlegenheit, die sich in einer Serie von 28 Matchsiegen in Folge ausdrückt? Wahrscheinlich aus einer Kombination von Kopf, Beinen und Handgelenk. Zum Kopf: Wenn Swiatek auf den Court kommt, dann weiß sie, dass sie gewinnen wird. Und dass sie, wenn es nicht gut läuft, über Mittel verfügt, dass sie ein Match dreht. Zu den Beinen: Selbst wenn der Platz gerade gewässert wird wie am Sonntag nach dem ersten Akt gegen Jabeur, zeigt Iga Swiatek eine beeindruckende Beinarbeit. Wenn der Ball im Spiel ist, sowieso.
Keine Konkurrentin in Sicht
Und dann wäre da noch das flinke Handgelenk, das nicht nur bei der Vorhand hilft, sondern auch beim Kickaufschlag von der Vorteilsseite nach außen. Eine sichere Bank gegen so ziemliche jede Gegnerin.
Alles gut also? In Sachen Swiatek schon. In Sachen Frauentennis nicht so ganz. Denn die Tribünen waren für beide Halbfinali wie auch für das Endspiel eher spärlich besetzt. Nicht Swiateks Schuld. Aber vielleicht ist das Einzige, was der Polin im Augenblick fehlt, eine Konkurrentin, mit der sie sich Woche für Woche enge Duelle liefert.