Zverev, Tsitsipas und die feierliche Eröffnung der Nebenkriegsschauplätze
Ihre Zweitrunden-Aufgaben beim ATP Masters-Turnier in Cincinnati meisterten Alexander Zverev und Stefanos Tsitsipas spielerisch eher unspektakulär. Bemerkenswerter schon eher, wie die beiden Protagonisten mit den Nebengeräuschen von Außerhalb umgingen.
von Dietmar Kaspar
zuletzt bearbeitet:
10.08.2024, 10:28 Uhr
Neben Show und Glamour begleitet das vierte Grand Slam-Turnier des Jahres in New York seit jeher auch das Attribut, das mit Abstand lauteste Major des Jahres zu sein. Insofern ist bei den Spielern vom mentalen Aspekt her auch ein gelassener Umgang mit verbalen Ausschweifungen des Publikums oder den Show-Elementen seitens der Veranstalter gefragt.
Zverev stört sich an Musik-Einspielungen
Wie für die versammelte Welt-Elite ist das Masters-Event in Cincinnati auch für Alexander Zverev der letzte große Test vor dem Grand Slam-Showdown im Big Apple. Nach erfolgreichem Schaulaufen gegen den Bulgaren Grigor Dimitrov wirkte das Nervenkostüm des Hamburgers im Zweitrunden-Match gegen Yoshihito Nishioka alles andere als sattelfest.
Angesetzt auf Court 4, was den ehemaligen Champion im US-Bundesstaat Ohio wohl schon von Beginn an grämte, musste Zverev immer wieder Musikeinspielungen von den großen Show-Courts erdulden, die im Gegensatz zu seinen gewohnten Matches in den großen Arenen nicht auf den Verlauf seiner Begegnung abgestimmt waren.
Es hätte zahlreiche Möglichkeiten gegeben, diesen Umstand während einer Pause im Seitenwechsel bei der Schiedsrichterin anzuprangern. Sinnigerweise riss der Geduldsfaden beim Olympiasieger während seines Aufschlagspiels. Nachdem er sich verbal erstmals bei Referee Aurelie Tourt zu diesem Thema Luft verschafft hatte, ließ er einen Doppelfehler zum 15:40 im Game folgen. Eröffnet war somit die große Diskussion beim nächsten Seitenwechsel: „Ich weiß, es ist nicht deine Schuld. Aber es ist lächerlich, da wir hier ein Masters- und kein 250er-Turnier spielen. Ich habe dieses Turnier bereits mal gewonnen, es ist nicht einfach nur ein Zufallsturnier, das wir hier spielen.“
Auch Supervisor Gerry Armstrong, der von der Spielleiterin auf dem Platz zu Rate gezogen wurde, bekam die Schilderungen des 26-jährigen Zverev zu hören: „Gerry, wir spielen hier auf der Masters-Series. Ruud, Rune, Monfils, die heute ebenfalls wie ich auf diesem Court angesetzt sind, sind auch Spieler, die entweder ein Masters-Turnier gewinnen konnten oder mehr als 10 Jahre auf der Tour sind.“ Der erfahrene Supervisor versuchte beruhigend auf den Deutschen einzuwirken, machte ihm aber auch klar, dass sich an dem Umstand nichts ändern lässt. Immerhin beruhigten sich die Gemüter wieder und Zverev konnte seine Aufgabe glanzlos, aber erfolgreich zu Ende bringen.
Tsitsipas im Disput mit einer Zuschauerin
Probleme anderer Art hatte Stefanos Tsitsipas in der Begegnung gegen US-Youngster Ben Shelton, der sich der Unterstützung des heimischen Publikums gewiss sein konnte. Vor einem Aufschlag fuchtelte der Grieche mit dem Schläger herum, was auf die Abwehr eines Insekts deuten ließ. Als dem zweifachen Monte Carlo-Sieger aber die optische Bestätigung des schwirrenden Störenfrieds fehlte, ging er der Sache näher auf den Grund. Er ortete den Störenfried auf den Rängen, ohne jedoch genau herauszufinden, wer ihn da am erfolgreichen Weiterspielen störte
Daraufhin suchte Tsitsipas das Gespräch mit Schiedsrichter Nacho Forcadell: „Hinter mir ist eine Person, die eine Biene imitiert. Findest du das in Ordnung?“. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Referee ohne Resultat kehrte er wieder zurück an die Grundlinie und versuchte im Gespräch mit den Fans herauszufinden, wer diese Störungen verursachte. Als er dann feststellte, dass es sich dabei um eine der anwesenden Damen handelte, kehrte er erneut zum Schiedsrichterstuhl zurück und eröffnete erneut die Diskussion: „Das ist mir in meiner Karriere noch nie passiert. Ich weiß, dass sie den anderen unterstützen. Es ist die Dame da drüben. Ich will sie Raus haben.“ Auch hier kehrte in der Sache letztlich Ruhe ein und Tsitsipas konnte seinen 20-jährigen Gegner in zwei knappen Sätzen bezwingen.