5 Fragen an das Tennisjahr 2017

Was dürfen wir vom Tennisjahr 2017 erwarten? tennisnet.com stellt fünf Fragen zur neuen Saison.

von Christian Albrecht Barschel
zuletzt bearbeitet: 01.01.2017, 17:18 Uhr

Roger Federer

Wie verläuft die Saison von Roger Federer?

Er ist wieder da! Roger Federer gibt beim Hopman Cup in Perth sein Comeback nach knapp sechsmonatiger Tennispause. Die Frage wird sein, ob der 35-jährige Schweizer nun eingerostet ist oder ob er durch die ungewollte Auszeit neue Energien sammeln konnte, die ihn zu neuen Heldentaten führen werden. Der Hopman Cup kann dabei noch kein Gradmesser sein, wie gut Federer in Form ist, da wirkliche Drucksituationen fehlen werden. Sehr spannend werden dann die Australian Open sein, wo der "Maestro" wahrscheinlich nicht in den Top 16 der Setzliste stehen wird. Scheitert er in Melbourne früh, wird der weitere Saisonverlauf noch interessanter, da Federer auch bei kleineren Events, zum Beispiel in Dubai, nicht mal gesetzt sein wird. So könnte es bei vielen Turnieren frühe Duelle mit Großkalibern geben. Federers Weg in höhere Sphären im ATP-Ranking wird steinig werden.

Kommt es wieder zum Zweikampf zwischen Novak Djokovic und Andy Murray?

Viel spannender hätte das ATP-Jahr 2016 nicht zu Ende gehen können. Andy Murray und Novak Djokovic duellierten sich im Endspiel bei den ATP World Tour Finals um die Nummer eins zum Jahresende. Dass der Schotte das Finale souverän gewann, spricht für seine steile Entwicklung im letzten Jahr. Murray sollte seinen Stempel als "Ewiger Zweiter", der die großen Matches verliert, nun endlich abgelegt haben. Bei den Australian Open, wo er bereits fünf Finals gespielt hat, aber keines gewonnen hat, geht er erstmals als Nummer eins in ein Grand-Slam-Turnier. Derzeit deutet alles daraufhin, dass Murray und Djokovic auch im Jahr 2017 die Weltranglistenführung unter sich ausmachen werden. Der große unbekannte Faktor wird Rafael Nadal sein, und vielleicht spielt ein Protagonist aus der zweiten Reihe ein Traumjahr und macht das Rennen um die Nummer eins noch spannender.

Wie wird Maria Sharapova empfangen?

Maria Sharapova ist ab dem 26. April 2017, kurz nach ihrem 30. Geburtstag, wieder spielberechtigt, nachdem ihre Dopingsperre durch den Internationalen Sportgerichtshof um neun Monate verkürzt wurde. Die Russin könnte beim Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart ihr Comeback geben, allerdings erst am Mittwoch. Üblicherweise sind zu diesem Zeitpunkt die Erstrunden-Spiele schon abgeschlossen, aufgrund des traditionell davor ausgetragenen Fed-Cups hat man in Stuttgart indes auch in der Vergangenheit schon Auftaktbegegnungen am Mittwoch ausgetragen. Die Frage wird auch sein, wie die Tennisfans und ihre Kolleginnen die Rückkehr von Sharapova aufnehmen. Nach ihrem Dopinggeständnis hatten einige Kolleginnen, darunter Dominika Cibulkova und Kristina Mladenovic, gegen "MaSha" gestichelt. Sharapova ist jedoch nicht der erste prominente Dopingfall im Tennis. Die Dopingsperre von Marin Cilic, der 2013 für vier Monate gesperrt wurde, wird meist nur noch beiläufig erwähnt. Cilic gewann ein Jahr danach die US Open. Wahrscheinlich wird auch über die Dopingsperre von Sharapova schnell Gras wachsen.

Kann Angelique Kerber ihr Traumjahr bestätigen?

Australian-Open-Titel, Titelverteidigung beim Heimturnier in Stuttgart, Wimbledonfinale, Silbermedaille bei Olympia, US-Open-Titel und Sprung auf Platz eins, Überwintern als Weltranglisten-Erste, Deutschlands Sportlerin des Jahres. Das Tennisjahr 2016 von Angelique Kerber kann man mit einem Wort beschreiben: traumhaft. Kann die bald 29-Jährige ihre Konstanz auch im Jahr 2017 halten? Kerber wird die ersten Monate der Saison auf jeden Fall die Gejagte sein. In Melbourne wird sie zum ersten Mal als Titelverteidigerin eines Grand-Slam-Turniers am Start sein. Die Selbstzweifel sollten bei Kerber nach dem fabelhaften Jahr endgültig verflogen sein. Wirklich Angst braucht die Deutsche vor keiner ihrer Kolleginnen zu haben, außer vor einer formstarken Serena Williams. Es spricht vieles dafür, dass Kerber im Jahr 2017 einen weiteren Grand-Slam-Titel gewinnen wird.

Welche Erkenntnisse bringt der Laver Cup?

Darauf hat die Tenniswelt gewartet - oder vielleicht auch nicht. Vom 22. bis 24. September 2017 findet in Prag erstmals der Laver Cup statt, den Roger Federers Management zu Ehren von Rod Laver initiiert hat. Wie beim Ryder Cup in Golf trifft Europa auf die USA plus den Rest der Welt. Der Laver Cup soll jedes Jahr, außer in olympischen Jahren, stattfinden. Federer und Rafael Nadal haben für die Premiere bereits zugesagt und werden höchstwahrscheinlich auch gemeinsam Doppel spielen. Wer tatsächlich aufschlagen wird, entscheidet sich sicherlich kurzfristig. Nach derzeitigem Stand ist Europa klar im Vorteil. Nur Milos Raonic, Kei Nishikori, Nick Kyrgios und John Isner gehören zu den nichteuropäischen Top-20-Spielern. Wird der Laver Cup eine Erfolgsgeschichte wie der Ryder Cup oder wird er nur für eine gewisse Zeitspanne seinen Platz finden wie zum Beispiel der Grand Slam Cup?

von Christian Albrecht Barschel

Sonntag
01.01.2017, 17:18 Uhr