Alexander Zverev: Noch stottert der Motor
Das Ausscheiden von Alexander Zverev im Achtelfinale des ATP-Tour-500-Turniers in Rotterdam gegen Tallon Griekspoor hat gezeigt: Es wird noch ein langer, harter Weg zurück an die Weltspitze für die deutsche Nummer eins.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
16.02.2023, 16:22 Uhr
Tallon Griekspoor hat es im ersten Satz seines Treffens mit Alexander Zverev am Mittwochabend in Rotterdam mit einer interessanten Taktik versucht: Fas immer, wenn Zverev seinen Schlägen ans Netz nachgegangen ist, bot Griekspoor dem Deutschen eine geslicete Rückhand an, die dieser problemlos zum Punkt verwertete. Oder aber Griekspoor hob zu einem Lob an, der nicht einmal einem fußkranken Diego Schwartzman Probleme bereitet hätte. Geschweige denn der knapp zwei Meter großen deutschen Nummer eins.
Kein Wunder also, dass Zverev den erst Satz nicht glanzvoll, aber immerhin geschäftsmäßig gewann. Warum der Olympiasieger von 2021 nach dem 6:4 die offensichtlich gewinnbringende Spielidee veränderte, das blieb eine Rätsel. Dessen Lösung nicht die leichte Verletzung am Nacken ist, deretwegen sich Zverev von der Physiotherapeutin auf dem Court behandeln ließ. Denn zu jenem Zeitpunkt lag Griekspoor schon mit einem Break in Führung. Und Zverev arbeitet von ganz weit hinter der Grundlinie.
Zverev nutzt seine Chancen nicht
Da hätte man sich eigentlich einen zarten Hinweis aus der gut besetzten Box des Deutschen erwartet, die Zverev zu offensiverem Spiel animiert. Und fast wäre die Sache ja noch einmal gut gegangen, hätte Alexander Zverev in der frühen Phase des dritten Aktes eine seiner Breakchancen genutzt.
Tallon Griekspoor also, dazu noch Marc-Andrea Huesler und Michael Mmoh. Das ist nicht gerade die Line-Up der New York Yankees um Babe Ruth, die als Muderers´ Row in die Baseball-Geschichte eingegangen ist. Aber das sind jene soliden ATP-Profis, an denen ein Alexander Zverev in den vergangenen Jahren nicht gescheitert wäre. Und an denen sich der Rückkehrer in dieser Saison schon die Zähne ausgebissen hat.
Was (noch) fehlt zur alten Glorie? Das Selbstvertrauen, die Geduld, vielleicht auch etwas körperliche Fitness, Matchpraxis. Zwar soll Zverev dem Vernehmen nach im Training mit Spielern aus den vorderen Rängen der ATP-Charts auf Augenhöhe mitspielen. Zu einem richtigen Spitzenvergleich ist es seit dem Comeback auf der Tour nicht gekommen. Und Training und Match sind bekanntlich zwei paar Schuhe.
Nächste Stationen: Doha, Dubai und die US-Events
Dazu kommt: Zverevs Gegner können sich im Augenblick mal wieder darauf verlassen, dass in entscheidenden Phasen dessen Aufschlag einbricht. Nicht immer (wie im Match gegen Soonwo Kwon), aber eben dann doch wieder gegen Griekspoor, als ein Doppelfehler das entscheidende Break im dritten Satz besiegelte.
Die nächsten Wochen werden zumindest heftigen Turnierbetrieb für Alexander Zverev bringen. Doha, dann Dubai, dann die großen Events in Indian Wells und Miami. Mal schauen, ob der stotternde Motor da so richtig ins Laufen kommt.