Premiere gegen den Rekordjäger
Rafael Nadal könnte in Madrid mit seinem 30. Masters-Titel mit Rekordhalter Novak Djokovic gleichziehen. Verhindern möchte dies Final-Debütant Dominic Thiem.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
14.05.2017, 13:33 Uhr
Toni Nadal ist zufrieden. Sogar mit dem Verlauf der gesamten Saison, die für seinen Neffen Rafael mit drei enttäuschenden Finalniederlagen begonnen hatte: bei den Australian Open und in Miami gegen Roger Federer, in Acapulco gegen Sam Querrey. Auf Sand ist die Bilanz von Nadal, wie so oft, beinahe makellos, Kyle Edmund und der für den 14-fachen Major-Sieger immer lästige Fabio Fognini sind jene beiden Spieler, denen wenigstens ein Satzgewinn auf Asche gegen Nadal vergönnt war. Dominic Thiem hat im Endspiel von Barcelona zu Beginn gut mitgehalten, geriet mit Fortdauer des Matches indes immer mehr in die Mühlen des Spaniers, aus denen es nur für die wenigsten Spieler ein Entrinnen gibt.
Sein Neffe stehe in Madrid unter besonderem Druck, hatte Toni Nadal während der Woche in der spanischen Hauptstadt angemerkt. Zum einen wolle Rafael in Spanien, und ganz speziell in Madrid, immer besonders gut spielen, der ihn unterstützenden Zuschauer wegen. Andererseits brauche Rafa aber auch Kontrolle über sein Spiel. "In Madrid ist es schwierig, die Kontrolle zu behalten", so Toni. "Die Höhenlage spielt eine große Rolle, weil wenn man den Ball nicht gut trifft, weiß man nicht, ob dieser zwei Meter ins Aus geht oder im Feld bleibt." Die gute Nachricht aus dem Nadal-Lager: Der Treffpunkt scheint zu stimmen. Immer.
Lange ausschlafen
Für die letzten beiden Matches lässt sich das auch für Dominic Thiem behaupten, vor allem in Hinblick auf den Aufschlag der österreichischen Nummer eins. Pablo Cuevas konnte sich keinen einzigen Breakpunkt erarbeiten, Borna Coric davor auch nur wenig Licht gesehen. Er werde ohne Wecker ausschlafen, sich ab 15 Uhr intensiv auf das Match vorbereiten, gab Thiem den beiden anwesenden deutschsprachigen Reportern in Madrid zu Protokoll. Das Adrenalin werde die Müdigkeit vertreiben, auch wenn er nicht vor halb vier ins Bett zu kommen glaube.
Thiem steht also vor seiner Premiere in einem Masters-Finale, sein spanischer Gegner könnte den Rekord von Novak Djokovic mit 30 Erfolgen bei Veranstaltungen dieser Kategorie einstellen. Nadal könnte auf 72 Turniersiege ausbauen, Dominic Thiem steht vor seinem neunten. Die Final-Bilanz von Nadal in Madrid ist erstaunlicherweise nicht makellos: 2009 verlor er gegen Roger Federer, 2011 gegen Novak Djokovic, vor zwei Jahren gegen Andy Murray. Gewonnen hat der 30-Jährige das Event viermal, zuletzt 2014, als Gegner Kei Nishikori im dritten Satz verletzungsbedingt aufgeben musste.
Statistisch ausgeglichen
Thiem hat Nadal einmal besiegt, 2016 in Buenos Aires nach Abwehr eines Matchballes. Die drei restlichen Partien (French Open 2014, Monte Carlo 2016, Barcelona 2017) hat der Spanier beherrscht. Im Verlauf des Turniers haben sich beide Spieler in der Abwehr von Breakbällen ausgezeichnet, Nadal ist dies bei 76 Prozent der Chancen seiner Gegner gelungen, Thiem bei 72. In der Verwertung der eigenen Chancen hat der Österreicher mit 43:36 Prozent sogar knapp besser abgeschnitten, wie auch bei den Punkten nach erstem Aufschlag (78:73). Ausgeglichene Zahlen, die dann Makulatur werden, wenn beide Spieler um 18:00 Uhr (in unserem Live-Ticker) den Manolo-Santana-Platz betreten.
Hier die Ergebnisse aus Madrid: Einzel, Doppel, Einzel-Qualifikation
Hier der Spielplan.
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