ATP Miami: Alcaraz und Rune - zwei verschiedene Welten
Während Titelverteidiger Carlos Alcaraz souverän ins Viertelfinale des ATP-Masters-1000-Turniers in Miami eingezogen ist, haben sich bei Holger Rune doch einige spielerische Lücken gezeigt.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
29.03.2023, 07:54 Uhr
Vorneweg sei angemerkt: Holger Rune ist natürlich auch ein Spieler, der sein Eintrittsgeld allemal wert ist, bei dem man neugierig ist, was als nächstes passiert. Die deutschen Tennisfans können sich vom jungen Dänen schon bald in München ein Live-Bild machen, dort tritt Rune als Titelverteidiger an. Und es ist nachhaltig unfair, jemanden mit Carlos Alcaraz zu vergleichen, nur weil derjenige zufällig in derselben Altersgruppe spielt wie der Spanier. denn Simone Vagnozzi, der Coach von Jannik Sinner, hat vor ein paar Tagen ja nicht ohne Grund gemeint, dass Alcaraz spielerisch schon weiter ist, als es Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic mit 19 Jahren waren.
Dennoch hat es sich am Dienstag fast aufgedrängt, einen direkten Quervergleich zwischen den beiden Youngstern anzustrengen. Denn Alcaraz und Rune waren hintereinander im Hard Rock Stadium angesetzt, in der Achtelfinal-Runde beim ATP-Masters-1000-Turnier in Miami. Und dieser Vergleich hat in erster Linie gezeigt, wie weit Carlos Alcaraz schon ist. Und wie viel Holger Rune noch zu lernen hat.
Da wäre etwa das Auftreten auf dem Court. Während Rune schon im zweiten Spiel in seiner Partie gegen Taylor Fritz in Richtung seiner Box maulte, gab es von Alcaraz während seines gesamten Matches gegen Tommy Paul ausschließlich positive Emotionen. Auch wenn zwischendurch ein Ball nicht so gelang, wie sich der Spanier das vorstellte.
Alcaraz kann alles um eine Spur besser
Dann die Beinarbeit: Bei Alcaraz fast makellos, kaum ein Ball, zu dem der aktuelle Weltranglisten-Erste nicht gut stand. Rune dagegen ließ sich von einem keineswegs gut spielenden Taylor Fritz ein ums andere Mal überraschen, musste sich mit Notschlägen behelfen.
Und da wäre dann auch noch das Schlagrepertoire. Holger Rune kann den Ball mit der Vorhand beschleunigen, das ist für seine Gegner kein Spaß. Auch der erste Aufschlag hat ordentlich Dampf. Und dass er in Sachen Stopps kein Novize ist, hat Rune im vergangenen Jahr in München gegen Alexander Zverev eindrucksvoll gezeigt. Aber Carlos Alcaraz kann all das noch um eine Spur besser. Und verfügt über einen besseren zweiten Aufschlag. Und die solidere Rückhand.
Alles nicht schlimm, Holger Rune steht ja auch schon unter den zehn besten Spielern der Welt. Und an einem guten Tag kann er wohl auch gegen Carlos Alcaraz gewinnen (in Paris-Bercy im vergangenen Herbst war es schon mal so weit - da musste Alcaraz allerdings aufgeben). Der Dienstag in Miami hat aber gezeigt, dass doch noch ein sehr tiefer Graben zwischen diesen beiden Ausnahmetalenten klafft.
Hier das Einzel-Tableau in Miami