Imposanter "Domi" Thiem stürmt ins Finale

Österreichs Tennisstar spielt weiterhin groß auf, Dominic Thiem fertigt nun auch Albert Ramos-Vinolas ab und kämpft bei den Rio Open presented by Claro um den Titel.

von Manuel Wachta
zuletzt bearbeitet: 25.02.2017, 22:40 Uhr

Dominic Thiem ist in der brasilianischen Metropole weiterhin nicht zu stoppen

Vom Viertelfinal-Aus beim Hartplatz-Hallenturnier in Rotterdam gekommen, nimmt Dominic Thiem bloß für ein einziges Event die Umstellung auf Sand auf sich. Es ist eine Entscheidung, die sich indes bezahlt zu machen scheint. Denn der 23-Jährige hat bei den Rio Open presented by Claro von Match zu Match immer mehr zu seiner Hochform gefunden. Mit dem bisherigen Höhepunkt am heutigen Tage: Österreichs Shootingstar gewann in Rio de Janeiro am Samstag am späten Abend nach MEZ auch seine vierte Partie glatt in zwei Sätzen - und steht ergo zum zweiten Mal nach seinem Triumph in Acapulco vor knapp einem Jahr im Endspiel eines ATP-World-Tour-500-Turniers. Mit seiner bislang stärksten Leistung im Verlauf der Veranstaltung bezwang der zweitgesetzte Niederösterreicher (ATP 8) im Halbfinale auch den fünftgereihten, spanischen Linkshänder Albert Ramos-Vinolas (ATP 25) nach 1:22 Stunden Spielzeit mit 6:1, 6:4. Der Schützling von Startrainer Günter Bresnik kämpft hiermit, am Sonntag um 21:00 Uhr nach MEZ (auf tennisnet.com in den Livescores), um den achten ATP-Titel in seiner Karriere. Sein Gegner dabei: der viertgelistete Spanier Pablo Carreno Busta (ATP 24), der anschließend den erst 18-jährigen, norwegischen Wildcard-Spieler und Sensationsmann Casper Ruud (ATP 208) trotz eines klaren 2:6,-1:3- und -2:4-Rückstands und Abwehr eines Matchballs bei 4:5 im zweiten Satz mit 2:6, 7:5, 6:0 niederrang.

Thiem zieht sein Spiel fast nach Belieben auf

Thiem hatte sich vor Turnierbeginn mit seinem Spiel in der neuen Saison bis dato so gar nicht zufrieden gezeigt - mit seinen Ergebnissen noch eher. In der Olympiastadt von 2016 weiß der Lichtenwörther nun in beiden Belangen vollauf zu überzeugen. Nach Siegen gegen die Serben Janko Tipsarevic (ATP 96), früher Nummer acht der Welt, und Dusan Lajovic (ATP 97) hatte er sich schon im Viertelfinale gegen den Argentinier Diego Sebastian Schwartzman (ATP 51) von seiner besten Seite präsentiert - gegen Ramos-Vinolas legte er sogar nochmal einen Gang zu. Hatte Thiem das bisher einzige Duell der beiden Ende September, beim ATP-World-Tour-250-Hartplatzevent in Chengdu, noch mit exakt demselben Resultat (1:6, 4:6) verloren, so zog er auf seinem Lieblingsbelag in der brasilianischen Metropole sein Spiel äußerst eindrucksvoll auf und dominierte den Iberer geradezu nach Belieben, vor allem im ersten Satz. Musste er im ersten Spiel gleich einen Breakball abwehren, so wartete er in der weiteren Folge geduldig auf seine Chancen, agierte ungemein variantenreich und mischte zwischen Rückhand-Slicebällen, Topspin-Bällen und seinen knallharten Temposchlägen, von beiden Seiten geschlagen, nahezu ideal ab. Ramos-Vinolas fand so von Beginn weg nicht seinen Rhythmus, beging viel zu viele unerzwungene Fehler, nach 15 Minuten hielt er bereits bei deren zehn, Thiem gerade bei drei.

Dank eines 11:2-Laufs stürmte Thiem sofort auf 3:0 davon, nahm dem 29-Jährigen schließlich nach dessen 30:0-Führung und einem Spielball für diesen nochmal den Aufschlag zum 4:0 ab. Von einem Rebreak zum 4:1 ließ er sich nicht einmal im Geringsten irritieren, Ramos-Vinolas schaffte es im nächsten Game nämlich weiterhin nicht, sein Service zu halten, und so servierte der Österreicher nach lediglich 33 Minuten zur Satzführung durch. In dieser Tonart ging es im zweiten Durchgang zunächst weiter, Thiem breakte gleich am Anfang, fand bei 2:0 auch zwei Möglichkeiten zum Doppelbreak vor und ließ seinen Kontrahenten immer ratloser erscheinen. Nachdem er seine Führung jedoch nicht auszubauen vermochte, hieß es für die rot-weiß-roten Tennisfans kurz sogar nochmal zittern, als Ramos-Vinolas plötzlich ein wenig besser ins Spiel kam und auf 4:4 ausglich. Seine Hoffnung wahrte allerdings bloß wenige Augenblicke: Thiem nahm ihm trotz dessen 30:0-Vorsprung im Anschluss sofort wieder den Aufschlag ab und ließ sich danach nicht mehr von der Siegerstraße abbringen. Er servierte aus und verwertete gleich seinen ersten Matchball. Ihm sind damit neben 154.370 US-Dollar Preisgeld 300 ATP-Punkte sicher, die ihn nach seinem Finaleinzug im "Race to London" beim inoffiziellen Live-Ranking für die Saison 2017 schon wieder auf den ganz ausgezeichneten siebten Platz gehievt haben.

"Richtig glücklich über meine heutige Leistung"

"Ich bin richtig glücklich über meine heutige Leistung, außer dem kleinen Leistungstief Mitte des zweiten Satzes", schrieb Thiem nach seinem Halbfinal-Sieg auf seine offizielle facebook-Fanseite. "Es war sehr wichtig dass ich bei 4:4, nachdem ich das Rebreak kassiert habe, gleich wieder gebreakt habe. Beim Ausservieren bin ich dann bisschen nervös geworden", gab er zu, "aber am Ende ist alles gut ausgegangen. Freue mich schon morgen auf das Finale!" Im elften Endspiel in seiner noch so jungen Laufbahn auf der ATP-Tour geht's für Thiem nicht bloß um weitere 160.510 US-Dollar und 200 Zähler, sondern auch darum, seine Position unter den Top Ten der Welt, zu denen er seit dem 6. Juni 2016 durchgehend zählt, zu halten. Dazu braucht er - da ihm am Montag die 500 Punkte des Vorjahrescoups in Acapulco aus der Wertung fliegen - den Pokalgewinn, der weiterhin Rang acht oder neun bedeuten würde und ihn im "Race" gar auf Position fünf steigen ließe. Thiem geht inklusive je eines Duells auf ATP-Challenger- und ITF-Future-Ebene mit einer 4:1-Bilanz ins Spiel gegen Carreno Busta, auf der ATP-Tour steht die Bilanz bei 3:0, in den Vergleichen auf Sand hat er mit 3:1 die Nase voran. Sein 25-jähriger Kontrahent kann freilich mit dem beruhigenden Gefühl ins Spiel gehen, den Doppeltitel schon in der Tasche zu haben, für ihn eröffnet sich also die Chance aufs Double.

Kommende Woche geht es für Thiem dann mit der Titelverteidigung in Acapulco weiter. Und das dieses Mal gegen weit stärkere Konkurrenz als im letzten Jahr und dieser Tage in Rio. Mit Novak Djokovic (ATP 2), Milos Raonic (ATP 4), Rafael Nadal (ATP 7), Marin Cilic (ATP 8) sowie seinem guten Freund David Goffin (ATP 10) sind gleich fünf weitere Kollegen aus den Top Ten in Mexiko am Start, die Hauptfeld-Auslosung findet hierbei am späten Sonntagabend nach MEZ statt. Grund zur Angst sollte bei Thiem freilich dennoch nicht bestehen. Denn: "Ich glaube, ich bin generell ein besserer Spieler als letztes Jahr", sagte er beim hier nachfolgenden ATP-Videointerview, bei dem er auch verriet, wie er dem Titelspiel nun entgegenblickt.

Hier die Ergebnisse aus Rio de Janeiro: Einzel, Doppel, Einzel-Qualifikation, Doppel-Qualifikation.

Hier der Spielplan.

Dominic Thiem im Steckbrief

von Manuel Wachta

Samstag
25.02.2017, 22:40 Uhr