Mardy Fish – das Leben mit der Angst

Mardy Fish spricht offen über seine Angststörung und über seine weiterhin ungewisse Zukunft.

von tennisnet.com
zuletzt bearbeitet: 22.08.2014, 11:34 Uhr

Experten sagen voraus, dass in den nächsten Jahren psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen zu regelrechten Volkskrankheiten werden - falls sie es nicht eigentlich schon sind. Offiziell leiden etwa in Deutschland bereits 14 bis 15 Prozent der Bevölkerung an krankhaften Phobien - die Dunkelziffer dürfte wohl weit höher liegen. Gesellschaftlich noch immer verpönt, tritt der ehemalige Weltranglisten-Siebte Mardy Fish aus dem Schatten und spricht gegenüber der Zeitschrift „USA Today" ganz offen über seine psychischen Probleme.

Golf- und Vaterfreuden

Dabei wähnt der heute 32-Jährige die schlimmsten Zeiten wohl als vergangen. Heute kann er sich etwa wieder beieiner Runde Golfoder in der Rolle als Vater Freude und Genugtuung verschaffen - das war vor einigen Monaten noch nicht denkbar. Seit März 2012 leidet der US-Amerikaner anHerz-Arrhythmienungeklärter Ursache. Doch schlimmer als die körperlichen Symptome sind seit jeher die psychischen Probleme, die mit den kardiologischen Missempfindungen einhergehen. Panik- und Angstattacken im Halbstunden-Takt waren die täglichen Begleiter des US-Amerikaners.

Panikattacke im Flugzeug

2012 musste er bei den US Open kurz vor Antritt zum Achtelfinal-Match gegen Roger Federer zurückziehen. Zu stark waren die Herzrhythmusstörungen gewesen. Am selben Tag erlitt er beim Heimflug, kurz nachdem die Maschine das Gate verlassen hatte, eine heftige Panikattacke. Fish erzählt: „Meine Frau war dabei, ansonsten hätte ich es wahrscheinlich nicht geschafft. Sie sprang auf und sagte, dass wir unbedingt sofort das Flugzeug verlassen müssten. Das war unglaublich peinlich." Fish und seine Frau mussten weitere fünf Tage in New York bleiben, bis überhaupt an einen weiteren Flug zu denken war.

Drei Monate nicht das Haus verlassen

Zurück daheim verließ der Mann aus Minnesota für drei Monate nicht sein Haus. Zu stark waren die Angstzustände geworden. „Ich hatte den ganzen Tag Angstattacken - alle 30 Minuten. Da war es am schlimmsten. Es hörte einfach nicht mehr auf." Die Panikattacken gehören heute der Vergangenheit an. Auch den Puls-Monitor benötigt er in der Nacht nicht mehr. Heute sagt er: „Es war ein langer, langer Weg hierher zurück." Medikamente und Therapie stehen allerdings noch immer an der Tagesordnung. Alleine verreisen oder selbst nur eine Nacht ohne jemanden zu verbringen, ist für Fish derzeit nicht möglich.

„Ich möchte wieder spielen"

Angesichts solcher Probleme ist die Frage einer Rückkehr auf die ATP-Tour wahrlich zweitrangig. In den letzten zwölf Monaten hat der US-Amerikaner lediglich dreimal zum Schläger gegriffen. Ganz abgeschlossen hat Fish mit dem Thema Tennis allerdings noch nicht. „Ich möchte wieder spielen. Ich bin nur nicht sicher, ob ich jemals wieder dazu fähig sein werde. Es ist noch immer ein tägliches Ringen und Kämpfen." Wie tennisnet.com berichtete, wäre Fish gernemit Freund Andy Roddick im Doppel bei den US Open angetreten, was jedoch aus regeltechnischen Gründen nicht möglich war. Fish bedauert das: „Es wäre eine schöne Art gewesen, aufzuhören."(Text: sb)

von tennisnet.com

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22.08.2014, 11:34 Uhr