ATP-Tour: Nicht ohne meinen Vater!
Väter spielen nur im Frauentennis eine Rolle? Von wegen! Man frage nur mal bei Stefanos Tsitsipas, Casper Ruud oder Alexander Zverev nach.
von Jens Huiber
zuletzt bearbeitet:
17.02.2023, 10:46 Uhr
Bei den Australian Open 2023 gab es hinter den Kulissen eine Szene, die auch in den übertragenden TV-Sendern ihre Runden gemacht hat: Stefanos Tsitsipas war da zu sehen, wie er auf dem Ergometer versucht hat, die Anstrengungen des Tages aus den Beinen zu radeln. Mit den Gedanken einfach abzuschweifen, ging aber nicht. Denn Vater Apostolos textete seinen Sohn mit einem erstaunlich langen Monolog zu. Wie viel Stefanos von den sicherlich gut gemeinten Ratschlägen behalten hat, lässt sich schwer beurteilen.
Apostolos Tsitsipas ist das Gegenmodell zu Srdjan Djokovic, Robert Federer oder Sebastian Nadal. Letztere haben früh erkannt, dass ihre Söhne bei gelernten Fachkräften besser aufgehoben sind, wenn sie eine Weltkarriere im Tennis anstreben wollen. Tsitsipas sr. ist da eher der Typ Richard Williams. Ein Self-Made-Mann, der die Karriere seiner Kinder langfristig geplant und selbst in die Hand genommen hat. Im Gegensatz zu Williams hat sich im Hause Tsitsipas auch die Mutter fachkundig eingebracht: Julia Salnikova ist eine ehemalige professionelle Tennisspielerin.
Die Väter Ruud und Zverev schwingen das Zepter
Eine ähnliche Konstellation gibt es ja auch im Hause Zverev. Dort allerdings hat Vater Alexander sr. seit jeher das Sagen, auch wenn immer mal wieder ein paar zusätzliche Coaches wie Juan Carlos Ferrero, Ivan Lendl oder aktuell Sergi Bruguera zum Team der deutschen Nummer eins stoßen. Beim Davis Cup in Trier vor ein paar tagen war Vater Zverev auch dabei. Wie hat es Mischa Zverev im Herbst 2021 im Interview mit tennisnet so schön formuliert: „Papa ist immer noch der Häuptling.“
Was ganz sicher auch für Christian Ruud gilt, der die Karriere von Sohn Casper seit Jahren lenkt. Auch und vor allem als Head Coach.
Rublev und Medvedev ohne Eltern unterwegs
Und sonst so in der absoluten Weltspitze? Den Vater von Carlos Alcaraz hat man bislang auf der ATP-Tour kaum gesehen, jenen von Félix Auger-Aliassime ab und zu. Allerdings ohne sportliche Einflussnahme. Die Eltern von Jannik Sinner konnten dereinst nicht einmal aus Südtirol ins nahe Kitzbühel kommen - zu viel Arbeit zuhause. Andrey Rublev und Daniil Medvedev reisen immer mit ganz kleinem Gepäck. Und auch ohne Elternteile.
Dominic Thiem fiele einem noch ein. Vater Wolfgang ist zwar nicht bei jedem Turnier dabei, bei den Trainingsblöcken hat der Senior aber das Sagen.