Meister der Effizienz
Erster Einsatz von Roger Federer in einer Day Session - so richtig ins Schwitzen hat der ungarische Außenseiter Marton Fucsovic den Titelverteidiger allerdings nicht gebracht.
von Jörg Allmeroth
zuletzt bearbeitet:
22.01.2018, 14:31 Uhr
Er begrüßte seinen Gegner schon vor dem Spiel, in der Nähe der Umkleidekabinen, mit einem freundlichen Handschlag. Und später, als die Partie von Roger Federer gegen den Ungarn Marton Fucsovics vorüber war, wünschte der Maestro dem Grand-Slam-Nobody noch einmal ausdrücklich eine erfolgreiche Saison 2018. Dazwischen aber gab es keine Nettigkeiten des Schweizer Meisterspielers, der den 26-jährigen Außenseiter mit 6:4, 7:6 (7:3) und 6:2 bezwang und so zum vierzehnten Mal in seiner Karriere das Viertelfinale bei den Australian Open erreichte.
"Ich bin hochzufrieden. Es gibt wenig zu beanstanden. So, wie das Turnier bisher für mich gelaufen ist." Und tatsächlich: Federer untermauerte mit seinem weithin geräuschlosen, effizienten Erfolg seine Rolle als Turnierfavorit Nummer eins, seine Anwartschaft, die Mission Titelverteidigung mit dem neuerlichen Höchstpreis in Melbourne zu krönen. "Federer hinterläßt hier bisher den stärksten Eindruck im Teilnehmerfeld", sagte der australische Ex-Champion Pat Cash. "Es wird schwer sein, ihn aufzuhalten."
Keine Geheimnisse
Auf Federer, den Grand-Slam-König mit insgesamt 19 Karrieretiteln bei den Majors, wartet nun ein alter Bekannter. Der 32-jährige Tscheche Tomas Berdych, dem er schon 25 Mal in den Jahren gemeinsamer Wegstrecke im Tourcircuit gegenüberstand. Federer hat 19 Mal gewonnen, sechs Mal ging der hochbegabte Berdych als Sieger vom Platz. "Geheimnisse gibt es nicht zwischen uns beiden", sagt Federer. Vor Jahresfrist schlug er Berdych nach zuvor zwei mühsamen Australian-Open-Siegen dann in der dritten Runde in beeindruckender Manier, es war so etwas wie die Initialzündung für das spätere Titel-Wunder am Yarra River. "Wir hatte damals einen guten Match", sagte Federer am Montag in einem TV-Interview, ehe er sich dann korrigierte: "Ich hatte ein gutes Match."
Federer lebt auch bei dieser Grand-Slam-Mission Down Under von bekannten Stärken. Vor allem von der Kraft, sich in kniffligen Momenten wirkungsvoll durchzusetzen - nicht zuletzt auch mit einem durchschlagskräftigen, viele Extrapunkte garantierenden Service. Federer spielt bisher, bei den Offenen Australischen Meisterschaften 2018, selten übermäßig spektakulär, sondern zielführend. Er verschärft das Tempo und die Intensität stets dann, wenn es nötig ist.
Eco-Modus
Ansonsten ist er ein Meister in der Disziplin des Grand-Slam-Kräftemanagements, er weiß schließlich, dass er noch allerhand Ressourcen in der zugespitzten Endphase dieses Majors braucht. Federer agiert mit all seiner Routine, mit dem Schatz gesammelter Erfahrungen aus so vielen Grand Slam-Jahren. Gleichwohl geht auch ihm nicht alles perfekt vom Schläger: So nutzte er gegen Fucsovics nur drei von zehn Breakmöglichkeiten, musste im zweiten der drei Akte in diesem Achtelfinale sogar in den Tiebreak. Den allerdings beherrschte er schließlich wieder mit Sicherheit.
Es war, im übrigen, auch der erste Federer-Einsatz im Tageslicht bei diesem Turnier - nach drei Nachtvorstellungen in der ersten Woche. Federer machte der veränderte Schichtbetrieb allerdings wenig aus, er brachte das später pragmatisch auf den Punkt: "Es ist einfach so, dass der Wecker ein bisschen früher klingelt. Früher, als wenn du nach einem Abendspiel erst um drei Uhr morgens ins Bett kommst." Fortan aber wird er nur noch zu später Stunde spielen, in den typischen Late Night-Shows in der Rod Laver-Arena.