Boris Becker über seine Haftzeit: "Eine harte Lektion"
Boris Becker hat aus seiner schwierigen Zeit im Gefängnis auch positive Energie gezogen und etwas in sich wiederentdeckt. Dennoch war es eine harte Lektion für den 55-Jährigen.
von SID
zuletzt bearbeitet:
20.12.2022, 14:04 Uhr
Aus dem Scheinwerferlicht ging es direkt hinter Gitter, Boris Becker war plötzlich "nur eine Nummer. Meine war A2923EV. Im Gefängnis bist Du niemand", sagte der 55-Jährige im ersten Interview nach seiner Entlassung aus britischer Haft. Aus der schwierigen Zeit hat die Tennisikone aber auch Kraft gezogen, "ich glaube, ich habe den Menschen in mir wiederentdeckt, der ich einmal war", so Becker bei Sat.1.
Am Donnerstag hatte Becker das Huntercombe-Gefängnis in London verlassen. Gut acht Monate nach seiner Verurteilung wegen Vergehen im Insolvenzverfahren profitierte er kurz vor Weihnachten davon, dass die britischen Haftanstalten überfüllt sind und ist wieder ein freier Mann. Nur seine Wahlheimat England musste er verlassen.
Becker am letzten Tag fertig gepackt
Unruhig erwartete Becker seine Abreise. In den letzten Stunden vor seiner Abschiebung nach Deutschland war für Becker wie schon zuvor viel Geduld gefragt. "Ich saß ab sechs Uhr in der Früh auf meiner Bettkante und hoffte, dass die Zellentür aufgeht", erzählte der sechsmalige Grand-Slam-Sieger im "Sat.1 Spezial. Boris Becker": "Sie kamen um halb acht, schlossen auf und fragten: Bist du fertig? Ich sagte: 'Los geht's!' Ich hatte auch schon alles gepackt."
Bei Becker hat die schwierigste Zeit seines Lebens Spuren hinterlassen. Optisch, er ist schmaler im Gesicht, aber natürlich vor allem psychisch. Er habe "eine harte Lektion gelernt. Eine sehr teure. Eine sehr schmerzhafte", gab Becker zu. Und nun versucht er, in Freiheit etwas daraus zu machen. Denn das Ganze habe ihn eben "etwas Wichtiges und Gutes gelehrt. Und manche Dinge passieren aus gutem Grund."
"Wandsworth ist das schlimmste Gefängnis Englands"
Die Bild hatte bereits am Montagabend, gut 24 Stunden vor der Ausstrahlung des Exklusiv-Interviews, berichtet, dass Becker bei Mithäftlingen und Wärtern beliebt gewesen sei. Die erste Zeit verbrachte er in Wandsworth, später wurde er nach Huntercombe verlegt.
"Wandsworth ist das schlimmste Gefängnis Englands. Doch Boris Becker hatte das Glück, nach zwei Wochen als Lehrer für Deutsch und Mathe arbeiten zu dürfen", zitierte die Zeitung einen namentlich nicht genannten früheren Mithäftling. Der prominente Gefangene habe regelmäßig gearbeitet, etwas Geld verdient und Kleidungsstücke verschenkt, als er gehen durfte.
Becker will aufräumen
"Nach den ersten vier Tagen in Einzelhaft war für ihn das einzige Ziel, rauszukommen und zu arbeiten. Er wollte einfach nur an die frische Luft. Er hat gesagt, er hätte alles dafür gemacht", sagte Moderator Steven Gätjen, der das Interview für Sat.1 führte und Becker in Huntercombe besuchte.
Der Tiefpunkt könne auch ein Wendepunkt im Leben der Tennis-Legende sein. "Ich glaube, dass Boris Becker wirklich willens ist, aufzuräumen und viele Dinge klar zu stellen", so Gätjen. Kurz tritt Becker nun wieder ins Scheinwerferlicht. Man darf gespannt sein, wie es danach weitergeht.